Überall auf der Welt sammeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unabhängig voneinander genaue Daten zum Klimasystem der Erde. Die Beobachtungen sind mittlerweile so zahlreich, dass sie ein unbestreitbares Bild zeichnen: Die Erde wird wärmer, das Klima wandelt sich.
Der Weltklimarat IPCC gibt im Abstand von etwa sieben Jahren sogenannte Sachstandsberichte (englisch: „Assessment Reports“) heraus, die die Erkenntnisse der Klimaforschung zusammenfassen und bewerten. Diese Berichte sind die weltweit beste und verlässlichste Quelle, um sich einen Überblick zum Stand der Wissenschaft zu verschaffen. Der Sechste Sachstandsbericht ist 2021/2022 erschienen, und er stellt unmissverständlich fest (Band 1, Summary for Policymakers, deutsche Übersetzung):
"Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat. Es haben weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, dem Ozean, der Kryosphäre und der Biosphäre stattgefunden. [...] Das Ausmaß der jüngsten Veränderungen im gesamten Klimasystem – und der gegenwärtige Zustand vieler Aspekte des Klimasystems – sind seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden beispiellos. [...] Jedes der vergangenen vier Jahrzehnte war jeweils wärmer als alle Jahrzehnte davor seit 1850."
Im vorherigen Sachstandsbericht von 2013/14 (AR5) hatte der IPCC in einer detaillierten Grafik zehn Indikatoren für den Klimawandel überblicksartig zusammengefasst – und für jeden einzelnen davon mehrere, voneinander unabhängig berechnete Datenreihen gezeigt:
Abbildung 1: Zehn verschiedene Indikatoren dafür, dass sich das globale Klima ändert (mit jeweils mehreren, voneinander unabhängigen Datensätzen). Linke Spalte von oben: Lufttemperatur über der Erdoberfläche (vier Datensätze), Meeresoberflächentemperatur (fünf Datensätze), Lufttemperatur über dem Meer (zwei Datensätze), Meeresspiegel (sechs Datensätze), sommerliche Ausdehnung des arktischen Meereises (sechs Datensätze); rechte Spalte von oben: Troposphärentemperatur (sieben Datensätze), Wärmegehalt der Ozeane (fünf Datensätze), Wasserdampfgehalt der Luft (vier Datensätze), winterliche Schneebedeckung auf der Nordhalbkugel (zwei Datensätze), Gletschermassenbilanz (drei Datensätze); Quelle:IPCC 2013, AR5, WG1, FAQ-Broschüre (S.124), Kap.2.1, Abb.2
Seit Erscheinen dieser Grafik haben sich die Möglichkeiten der Wissenschaft, die Veränderungen im Zuge des Klimawandels auf der Erde zu messen, weiter verbessert – neue Datenreihen sind hinzugekommen, bestehende konnten ergänzt und präzisiert werden. Sie haben die hier gezeigten Trends bestätigt. Und selbst wenn sich eine oder gar mehrere dieser Messreihen irgendwann als unzuverlässig herausstellen sollten – es bleiben immer noch viele weitere Datenreihen und viele weitere Indikatoren...
Im Folgenden sind weitere Beispiele aus der wissenschaftlichen Fachliteratur aufgeführt, die – zusammengenommen – keinen vernünftigen Zweifel mehr daran lassen, dass der menschengemachte Klimawandel wirklich stattfindet:
- Es kommt mehr Strahlungswärme auf der Erde an als sie abgeben kann, das Klimasystem weist ein Ungleichgewicht der Energiebilanz auf und heizt sich deshalb auf (Hansen et al. 2005, Trenberth et al. 2009, Loeb et al. 2021).
- Die Höhe der Tropopause (der Grenze zwischen der vom Wetter geprägten Troposphäre und der darüberliegenden, stabilen Stratosphäre) steigt an, so wie es Klimamodelle für den Fall einer Erderwärmung prognostiziert haben (Santer et al. 2003).
- Die oberen Atmosphärenschichten kühlen sich ab und ziehen sich zusammen, was zu den vorhergesagten Effekten einer Zunahme von Treibhausgasen passt (Lastovicka et al. 2008, Solomon et al. 2018).
- Die für die Wetterentwicklung wichtigen Jetstreams verändern ihre Intensität und verschieben sich polwärts (Archer/Caldeira 2008; IPCC 2021, AR6, WG1, Kap. 2.3.1.4.3).
- Der Beginn der warmen Jahreszeiten hat sich nach vorn verschoben, außerhalb der Tropen im letzten halben Jahrhundert um 1,7 Tage (Stine et al. 2009); in den USA beispielsweise beginnen Frühling und Sommer heute deutlich früher als in den 1940er Jahren, Herbst und Winter hingegen später (Allen/Sheridan 2015).
- Weltweit haben sich die Binnenseen seit den 1980er Jahren deutlich erwärmt, am stärksten in den mittleren und höheren Breiten der Nordhalbkugel (Schneider/Hook 2010, O'Reilly et al. 2015).
- Die beobachtete Verteilung der Temperaturen dehnt sich in Richtung Extreme aus, seit Jahrzehnten treten immer mehr Hitze- als Kälterekorde auf (Meehl et al. 2009; IPCC 2021, AR6, WG 1, Kapitel 11.1.4 und 11.3.2).
Auch in Deutschland ist der Klimawandel bereits spürbar:
- Seit 1881 ist hierzulande die langjährige Durchschnittstemperatur um 1,6 °C gestiegen, 2018 und 2020 erreichte sie mit jahresdurchschnittlich 10,5 bzw. 10,4 °C neue Rekordwerte; neun der zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen traten seit 2000 auf (DWD 2022).
- Die Zahl der "Heißen Tage" (Tageshöchsttemperatur 30 °C oder mehr) hat seit 1951 zugenommen, von im Mittel drei Tagen pro Jahr hat sie sich inzwischen mehr als verdreifacht. Hitzewellen sind häufiger und heftiger geworden, zugleich nahm die Zahl der Eistage stark ab (UBA 2019).
- Die Oberflächentemperatur der Nordsee ist seit Ende der 1960 um rund 1,3 °C gestiegen, der weltweite Anstieg der Meeresspiegel ist auch an den Pegeln in Nord- und Ostsee ablesbar (DKK 2021).
- Auch an den Vegetationsphasen von Pflanzen in Deutschland lassen sich die Klimaveränderungen ablesen, der Winter ist seit den 1960er Jahren bereits deutlich kürzer geworden, Frühling und Sommer beginnen merklich früher (DWD 2021).
Besonders sichtbar ist die Erderwärmung an den Eismassen des Globus:
- Weltweit schwinden die Gletscher (WGMS: World Glacier Change Bulletin).
- Das Meereis rund um den Nordpol schmilzt rasant und viel schneller, als der IPCC eigentlich erwartet hatte (Rampal et al. 2011), die Entwicklung ist beispiellos in den letzten Jahrtausenden und mit natürlichen Faktoren nicht erklärbar (Polyak et al. 2010, Laxon et al. 2013).
- Die Eisschilde von Grönland und der Antarktis verlieren an Masse (und zwar in zunehmendem Tempo), was bereits deutlich zum Anstieg der Meeresspiegel beiträgt (Rignot et al. 2011, Paolo et al. 2015, Sasgen et al. 2020).
- Die jährliche Schneeschmelze auf der Nordhalbkugel hat sich nach vorn verschoben (Takala et al. 2009, Manninen et al. 2019).
Auch an Flora und Fauna zeigt sich der Klimawandel bereits deutlich:
- Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten reagieren auf die Klimaveränderung durch Verschiebung ihrer Lebensräume in Richtung der Pole, in den vergangenen Jahrzehnten wurde im Mittel bereits eine Bewegung um knapp 17 Kilometer pro Dekade beobachtet (Chen et al. 2011).
- Die Zahl der Eisbären sinkt, insbesondere in bereits stark von der Klimaveränderung betroffenen Regionen (Vongraven/York 2014)
- Tier- und Pflanzenarten reagieren auf den zeitiger beginnenden Frühling – beispielsweise brüten Vögel früher und blühen Blumen früher (Parmesan/Yohe 2003, IPBES/Purvis et al. 2019), oder der in Australien vorkommende Schmetterling Heteronympha merope schlüpft rund zehn Tage früher als noch vor 65 Jahren (Kearney et al. 2010).
- Pflanzen in Großbritannien blühen inzwischen früher als jemals in den letzten 250 Jahren (Amano et al. 2010).
- Auch in Deutschland haben sich die Jahreszeiten seit 1951 im Jahresverlauf nach vorn verschoben. Der Winter ist nun deutlich kürzer, Raps- und Apfelblüte zum Beispiel beginnen immer früher (dies kann für die Landwirtschaft ein großes Problem sein, etwa wenn empfindliche Pflanzentriebe oder -blüten in Spätfrösten erfrieren). Zudem ist der Frühherbst deutlich länger geworden (UBA 2019)
- Die Vegetationsperiode wird weltweit länger, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sie sich schon um durchschnittlich 1,5 Tage pro Jahrzehnt ausgeweitet (Christidis 2007).
- Die Körpergröße etlicher Tier- und Pflanzenarten überall auf der Welt nimmt ab (Sheridan/Bickford 2011).
John Cook/klimafakten.de, September 2012;
zuletzt aktualisiert: Mai 2022