Direkt zum Inhalt
Ist vielleicht etwas anderes als der Mensch die Ursache?

Behauptung: Vulkane setzen mehr Treibhausgase frei als es anthropogene Emissionen tun. Diese werden von der Klimawissenschaft nicht berücksichtigt.

Fakt ist: Die CO2-Emissionen von Vulkanen betragen nur etwa ein Hundertstel der menschengemachten, zum Klimawandel tragen sie nicht bei

Antwort: Schätzungen der weltweiten CO2-Emissionen aus Vulkanen auf Basis punktueller Messungen ergeben, dass diese viel niedriger sind als die menschengemachten Emissionen. Darüber hinaus gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass sich die vulkanische Aktivität in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert hätte. Daher lässt sich eindeutig sagen, dass vulkanische Emissionen praktisch nicht zum beobachteten Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre beigetragen haben.

Vulkanische Kohlendioxid-Emissionen (z.B. die Gasaustritte, die neben Eruptionen auftreten) hat es schon immer gegeben. Diese Emissionen sind Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs. Vulkanisches CO2 könnte nur dann der Grund für den seit dem 19. Jahrhundert deutlich messbaren Anstieg der Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre sein, wenn es eine klare Zunahme der Vulkanaktivität gäbe. Doch es gibt keinerlei Belege für irgendeine langfristige Entwicklungstendenz vulkanischer Aktivitäten im gleichen Zeitraum.

Aber wie viel Kohlendioxid stoßen die Vulkane der Erde eigentlich aus? Im Sechsten Sachstandsbericht des IPCC wird die Menge auf etwa 637 Megatonnen (Mt) pro Jahr beziffert, was etwa 1,6 Prozent der menschengemachten CO2-Emissionen entspräche (IPCC 2021, AR6, WG1, Kap. 1.3.3.). Solche Kalkulationen beruhen auf stichprobenartigen Messungen oder dem Verhältnis von Kohlenstoff und Helium3 in der Atmosphäre und beziehen sowohl Emissionen infolge von Vulkanausbrüchen als auch passives Ausgasen ein.

Die höchsten Emissionen von Kohlendioxid findet man bei großen Magmasystemen bzw. Vulkanfeldern wie im Yellowstone-Nationalpark in den USA (Werner et al. 2019). Sie sind von Jahr zu Jahr und von Region zu Region bzw. Vulkan zu Vulkan unterschiedlich. Oberflächenmessungen zum Beispiel in der Yellowstone-Gegend ergaben dort ein Ausgasen von circa 3,7 Mt/Jahr (Werner/Brantley 2003).

Jedenfalls sind, wie schon der Fünfte Sachstandsbericht des IPCC von 2013/14 betonte, die vulkanischen Kohlendioxid-Emissionen rund "hundertmal kleiner als die menschengemachten Emissionen" (IPCC 2013, AR5, WG I, TS.3.5, siehe auch Gerlach 2011). Und wie gesagt, nur eine signifikante Änderung der Emissionen aus Vulkanismus würde zu einer Veränderung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre führen und damit überhaupt infrage kommen als eine Ursache des aktuellen, rasanten Klimawandels.

Hätte vulkanisches Kohlendioxid einen relevanten Anteil an den gesamten CO2-Emissionen, müssten sich auch größere Vulkanausbrüche in den laufenden Messungen der atmosphärischen CO2-Konzentration (z.B. Mauna Loa) niederschlagen. Das aber war in der Vergangenheit nie der Fall. Ganz im Unterschied übrigens zu Aerosol-Partikeln (v.a. Sulfataerosole), die nach Vulkanausbrüchen in der Atmosphäre messbar zunehmen, einen deutlichen (kurzfristigen) Einfluss auf das Klima haben und von der Klimaforschung natürlich berücksichtigt werden (IPCC 2021, AR6, WG 1, Kapitel 2.2.2).

Urs Neu/klimafakten.de, November 2011;
zuletzt aktualisiert: 
November 2022

Surftipps

Vulkane stoßen pro Jahr viel weniger CO2 aus als die Menschheit Faktencheck von Correctiv.org zu einer populären Falschbehauptung auf X, Facebook, Instagram und Telegram

Alle Vulkane der Welt zusammen verursachen aktuell nur einen Bruchteil der CO2-Emissionen, die Deutschland künftig einsparen möchte Faktencheck der Nachrichtenagentur AFP zu einer populären Falschbehauptung auf Facebook

Nein, Vulkane verursachen nicht mehr Kohlendioxid als menschliche Aktivitäten Faktencheck der Nachrichtenagentur Reuters zu einer populären Falschbehauptung auf Twitter (in Englisch)

Menschliche Aktivitäten setzen viel mehr Kohlendioxid frei als Vulkane Faktencheck der Website ClimateFeedback (in Englisch)

„Vulkanische CO2-Emissionen sind winzig neben denen des Menschen“ Aktuelle Untersuchung des US-Geologen Terrance Gerlach (in Englisch)

Was haben Vulkane mit dem Klima zu tun? Hintergrundseite der Nasa (in Englisch)

Wie stark beeinflussen Vulkane das Klima? The CarbonBrief vom 29. August 2014 (in Englisch)

Eruptionen, Erdbeben und Emissionen Interaktive Website des Smithonian National Museum of Natural History (in Englisch)

Klimawissen

Klimawissen

Das Fundament einer konstruktiven Debatte sind gesicherte Fakten. Hier finden Sie Informationen zum Stand der Klimaforschung, Faktenchecks zu populären Mythen und Antworten auf die Frage, welche Klimaschutzmaßnahmen wirklich nützen

Kommunikation

Kommunikation

Es braucht mehr als Wissen und Fakten, damit Menschen ins Handeln kommen. Kommunikation entscheidet. Hier finden Sie zum Beispiel unser Handbuch "Über Klima sprechen" und aktuelle Nachrichten aus Forschung und Praxis rund um Klimakommunikation

 

Akademie

Akademie

Sie wollen ganz praktisch lernen, wie aktivierende Kommunikation gelingt? Mit einem Netz von Trainer:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bieten wir maßgeschneiderte Vorträge, Fortbildungen und Workshops für Einzelpersonen und Organisationen

Community

Community

In Politik und Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft, Verbänden und Medien gibt es viele tausend Menschen, die zum Klima kommunizieren. Wir vernetzen sie, etwa auf dem K3-Kongress – oder zeichnen vorbildhafte Projekte mit dem K3-Preis aus