Es stimmt, dass in den üblichen Klimamodellen auch mit der Annahme gearbeitet wird, die Konzentration von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre steige Jahr für Jahr um ein Prozent.
Dieser Wert bildet jedoch nicht die Basis für irgendwelche Klimaprognosen. Die Ein-Prozent-Annahme wird hauptsächlich für Vergleichszwecke verwendet; durch diesen standardisierten Wert für den Klimaantrieb ist es beispielsweise möglich, die unterschiedlichen Ergebnisse verschiedener Klimamodelle bei identischem CO2-Anstieg zu vergleichen.
Für konkrete Projektionen künftiger Klimaentwicklungen werden jedoch nicht diese theoretischen Werte herangezogen, sondern sorgfältig bedachte Annahmen zu gesellschaftlichen, ökonomischen und technologischen Entwicklung auf der Erde. Aus diesen Überlegungen ergeben sich bestimmte Treibhausgas-Emissionen für die Zukunft und darauf basierend Werte für die Konzentration von Klimagasen in der Atmosphäre. In der Regel rechnen Modelle mit verschiedenen Szenarien, wie sich die Welt entwickeln könnte – um für verschiedene (und verschieden realistische) Varianten der Zukunft spezifische Prognosen liefern zu können.
Der IPCC hat für seinen Fünften Sachstandsbericht 2013/14 (AR5) verschiedene Emissionsszenarien ausarbeiten lassen (vgl. IPCC 2013, AR5, WG I, Box TS.6 und Annex II). Diese sogenannten RCP-Szenarien (das Kürzel steht für "Representative Concentration Pathways", zu deutsch: "Repräsentative Konzentrationspfade") wurden dann für die Projektionen des IPCC zur Klimaentwicklung genutzt. Der Sechste Sachstandsbericht von 2021/22 (AR6) basierte auf den neueren Shared Socio-economic Pathways (SSPs), zu deutsch: "Gemeinsame Sozioökonomische Entwicklungspfade" (IPCC 2021, AR6, WG I, Cross-Chapter Box 1.4 und TS.1.3.1).
Keines verwendet für Aussagen zur künftigen Klimaentwicklung die Annahme eines linear ein-prozentigen CO2-Anstiegs.
Urs Neu/klimafakten.de, Oktober 2011;
zuletzt aktualisiert: Januar 2022