Das Klima der Erde hat sich in der Vergangenheit schon oft und auch sehr stark verändert. Und es gibt viele Faktoren, die das Klima zu verschiedenen Zeiten beeinflusst haben. Doch schließt die Tatsache, dass es natürliche Klimaänderungen gab (und auch weiterhin geben kann), keinesfalls die Möglichkeit aus, dass ein nicht-natürlicher Anstieg der Treibhausgasemissionen das Klima ebenfalls verändern kann. Aus dem Auftreten natürlicher Waldbrände lässt sich ja auch nicht schließen, dass es nicht auch Waldbrände gibt, die durch Brandstiftung, also vom Menschen verursacht wurden.
Es gibt etliche Gründe, weshalb sich klar sagen lässt, dass die derzeitige Erderwärmung (d.h. etwa seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts) fast ausschließlich auf menschengemachte ("anthropogene") Emissionen von Treibhausgasen zurückzuführen ist:
- Alle bekannten natürlichen Faktoren, die das Klima beeinflussen, wirken entweder über viel längere Zeiträume (z.B. die Verschiebung der Kontinente über Millionen von Jahren oder Unregelmäßigkeiten in der Umlaufbahn der Erde in Zig-Tausend-Jahres-Zyklen), oder sie haben sich innerhalb der vergangenen Jahrzehnte nicht signifikant verändert (Strahlungsintensität der Sonne, kosmische Strahlung, vulkanische Aktivitäten). Es ist jedenfalls bisher kein natürlicher Klimafaktor bekannt, dessen Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit die derzeit beobachtete Erderwärmung erklären könnte.
- Simuliert man die Klimaveränderungen der vergangenen Jahrzehnte in Klimamodellen, lässt sich nur dann die aktuelle Erwärmung nachbilden, wenn der anthropogene Treibhauseffekt in die Kalkulation einbezogen wird. Die natürlichen Faktoren allein hätten zu einer geringfügigen globalen Abkühlung über die letzten Jahrzehnte geführt (Ammann 2007; IPCC 2021, AR6, Band 1, Kapitel 3.3.1).
Abbildung 1: Veränderung der Jahresdurchschnittstemperatur an der Erdoberfläche zwischen 1850 und 2020. Die grüne Linie bzw. Fläche zeigt die Ergebnisse von Klimamodellen, wenn allein natürliche Klimafaktoren berücksichtigt werden. Die braune Linie bzw. Fläche zeigt die Modellergebnisse, wenn neben den natürlichen Faktoren auch die menschengemachten Treibhausgasemissionen einbezogen werden. Die schwarze Linie zeigt den tatsächlich gemessenen Temperaturverlauf – der nah an der braunen Kurve ist; Abbildung: IPCC 2021, AR6, WG1, SPM, Fig. SPM1b
- Das Muster des derzeit beobachtbaren Temperaturanstiegs macht es höchst unwahrscheinlich, dass die Erwärmung lediglich auf interne Schwankungen des Klimasystems zurückzuführen ist: Es erwärmen sich nämlich gleichzeitig sowohl die Landmassen als auch die Ozeane (Cheng et al. 2017; IPCC 2021, AR6, Band 1, Kapitel 2.3.3.1), schmelzen die Gletscher (World Glacier Monitoring Service), das arktische Meereis und das grönländische sowie teilweise auch das antarktische Festlandeis (Rignot et al. 2011; IPCC 2021, AR6, Band 1, Kapitel 2.3.2.4.2).
- Die beobachteten Temperaturveränderungen in der Atmosphäre ähneln jenen, die bei einem verstärkten Treibhauseffekt zu erwarten wären: So erwärmt sich zur Zeit die unterste Atmosphärenschicht (bis ca. zehn Kilometern Höhe) bei gleichzeitiger Abkühlung der oberen Atmosphärenschichten (über zehn Kilometern Höhe). Wäre hingegen eine verstärkte Sonneneinstrahlung die Ursache der Erderwärmung, würde in allen Atmosphärenschichten die Temperatur steigen. Außerdem war in den vergangenen Jahrzehnten die Erwärmung während der Nacht stärker als während des Tages; demgegenüber würde eine erhöhte Sonnenstrahlung logischerweise vor allem zu einer Erwärmung tagsüber führen (z.B. Meehl 2003; IPCC 2021, AR6, Band 1, Kapitel 2.3).
- Direkte Strahlungsmessungen zeigen eine Zunahme der von der Erde ausgehenden langwelligen Wärmestrahlung (Harries 2001) und einen Anstieg der langwelligen Strahlung, die bei klarem Himmel aus der Atmosphäre auf die Erde einfällt und nur von Treibhausgasen stammen kann, da die Sonnenstrahlung kurzwellig ist (Stephens et al. 2012) – beides kann nur mit dem Treibhauseffekt bzw. dessen Verstärkung durch menschengemachte Treibhausgasemissionen erklärt werden.
Man kann also an etlichen Charakteristika des derzeitigen Klimawandels den "menschlichen Fingerabdruck" nachweisen. Demgegenüber wurde noch nie ein Grund dafür angegeben, weshalb der unbestreitbare Anstieg der Treibhausgaskonzentration nicht zu einer Erwärmung in der unteren Atmosphäreführen sollte – was, nebenbei gesagt, auch im Widerspruch stünde zum allgemein bekannten physikalischen Wissen und unzähligen wissenschaftlichen Experimenten.
Dementsprechend fasst der IPCC in seinem Sechsten Sachstandsbericht von 2021 (AR6, Band 1, Kapitel 3) den Stand der Forschung mit sehr deutlichen Worten zusammen:
"Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen das globale Klimasystemseit vorindustriellen Zeiten erwärmt hat. Kombiniert man die Beweisstücke aus dem gesamten Klimasystem, erhöht sich die Gewissheit, dass der beobachtete Klimawandel auf menschlichen Einfluss zurückgeht … Großräumige Indikatoren für den Klimawandel in Atmosphäre, Ozeanen, Eisvorkommen und an der Landoberfläche zeigen deutliche Reaktionen [des Klimas] auf den menschlichen Einfluss, die mit den Ergebnissen von Klimamodellen und dem physikalischem Verständnis übereinstimmen.“
Urs Neu/klimafakten.de, Oktober 2011;
zuletzt aktualisiert: Juni 2022