Zusammenfassung:
Über Jahrzehnte, teils viele Jahrhunderte hat die Menschheit weltweit Moore trockengelegt – vor allem, um sie für Landwirtschaft und Besiedlung nutzbar zu machen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind mehr als 90 Prozent der Moorgebiete zerstört oder schwer geschädigt. Warum genau ist das ein Problem fürs Klima? Wie viele Emissionen können durch Moorschutz vermieden werden? Und sind wiedervernässte Moore für die künftige Nutzung, etwa durch die Landwirtschaft, verloren? Antworten dazu aus der Wissenschaft.
Als „Moor“ (englisch: „peatland“) werden generell Flächen bezeichnet, deren Böden reich an Torf (englisch: „peat“) sind – unabhängig davon, ob diese Flächen momentan nass sind oder trockengelegt, ob sich dort aktuell neuer Torf bildet oder nicht.
Torf entsteht, wenn im Boden wegen des hohen Wassergehalts sauerstoffarme Verhältnisse herrschen und die Reste abgestorbener Pflanzen langsamer abgebaut werden als Pflanzen neue Biomasse produzieren. In einem intakten Moor sammeln sich also nicht zersetzte Pflanzenreste an und bilden über lange Zeiträume dicke Schichten organisches, kohlenstoffreiches Material. Ein intaktes Moor wächst im Durchschnitt rund einen Millimeter pro Jahr in die Höhe (Joosten/Clarke 2002).
Wie mächtig die Torfschicht zu sein hat, damit eine Fläche als Moor gilt, ist von Land zu Land unterschiedlich. In Deutschland müssen es mindestens 30 Zentimeter sein. Vereinfacht könnte man also sagen, dass es rund 300 Jahre ungestörte Bedingungen braucht, bis ein Moor herangewachsen ist.
Je nachdem, woher das Wasser während der Torfbildung stammte, wird zwischen Hochmooren und Niedermooren unterschieden. Hochmoore sind nur durch Niederschläge gespeist, also Regen, Schnee oder Tau. Niedermoore werden bzw. wurden zusätzlich auch durch Wasser gespeist, das Kontakt mit dem Mineralboden gehabt hat (wie Oberflächen- und Grundwasser) und dadurch weniger sauer und nährstoffreicher geworden ist. In intakten, naturnahen Hochmooren wachsen typischerweise Torfmoose, Wollgräser und Zwergsträucher, in Niedermooren Braunmoose, Sauergräser, Schilf oder Erlen. In vielen europäischen Staaten gibt es kaum noch intakte Moore. Die meisten Moorflächen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind seit langem trockengelegt und werden intensiv landwirtschaftlich als Grünland oder als Äcker genutzt.
Laut dem Global Peatland Assessment von 2022, für das im Auftrag des UN-Umweltprogramms (UNEP) mehr als 220 Fachleute aus aller Welt den Stand der Forschung zusammengetragen haben, erstrecken sich Moore über rund 500 Millionen Hektar auf allen Kontinenten. Das entspricht etwa drei bis vier Prozent der globalen Landfläche (UNEP 2022; Xu et al. 2018a). Diese Angaben und die in den folgenden Absätzen beziehen sich allerdings auf die übliche Definition (mindestens 30 cm Torf); würde man schon Böden ab zehn Zentimetern Torfschicht als Moore werten, wäre zum Beispiel allein in Russland die Fläche mehr als zweieinhalb Mal so groß. Bisher wurden Moore nicht weltweit systematisch und flächendeckend erfasst, vor allem zu Afrika, Amazonien und dem Hohen Norden gibt es noch große Wissenslücken (UNEP 2022; Leifeld/Menichetti 2018). Zudem verwenden Studien oft unterschiedliche Definitionen und Methoden, die Zahlenangaben zu Moorflächen sind deshalb manchmal inkonsistent und nicht direkt vergleichbar.
Jeweils rund ein Drittel der weltweiten Moorflächen liegen in Nordamerika (vor allem Kanada und Alaska) und in Asien (vor allem Sibirien und Indonesien). Rund 13 Prozent der weltweiten Moorflächen liegen in Lateinamerika (vor allem im Amazonasbecken), zwölf Prozent in Europa (vor allem im nördlichen Teil) und acht Prozent in Afrika (vor allem im Kongo-Becken). Die zehn Länder mit den größten Moorflächen sind (in absteigender Reihenfolge) Russland, Kanada, USA, Brasilien, Indonesien, Demokratische Republik Kongo, China, Republik Kongo, Finnland und Peru (UNEP 2022).
In Europa bedecken Moorfläche rund 59 Millionen Hektar (UNEP 2022). In Deutschland sind es 1,93 Millionen Hektar und damit rund 5,4 Prozent der Landesfläche. Das Bundesland mit den größten Moorgebieten ist Niedersachsen mit 670.000 Hektar, danach folgen Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern und Schleswig-Holstein (Wittnebel et al. 2023). In Österreich sind Schätzungen zufolge rund 30.000 Hektar von Mooren bedeckt (Essl et al. 2012). In der Schweiz sind es rund 25.000 Hektar (Wüst-Galley et al. 2020).
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Moorflächen in Nordmitteleuropa – Ausschnitt aus der „Global Peatland Map 2.0“, die das Umweltprogramm der Vereinten Nationen anlässlich des Klimagipfels 2022 veröffentlicht hat; Quelle: UNEP/Global Peatlands Initiative 2022
Die jeweils genannten Zahlen umfassen Flächen in sehr unterschiedlichen Zuständen. Es kann sich sowohl um intakte Moore handeln (also solche, die noch Torf produzieren) als auch um zerstörte Moore (also Flächen, auf denen noch eine Torfschicht unterschiedlicher Dicke vorhanden ist, die aber zum Beispiel landwirtschaftlich genutzt werden).
Etwa 88 Prozent der weltweiten Moorflächen befinden sich noch in weitgehend natürlichem Zustand, vor allem in schwer zugänglichen sub-arktischen und borealen Gebieten, also im Hohen Norden. Die restlichen rund zwölf Prozent, vor allem in gemäßigten und tropischen Gegenden der Erde sind so geschädigt oder so entwässert, dass sie keinen neuen Torf mehr bilden, stellt das Global Peatland Assessment fest und führt aus:
„Trotz ihrer Bedeutung für die Landschaft werden [Moore] oft missverstanden und unterschätzt. […] Sie werden für die Land- und Forstwirtschaft entwässert, durch Überweidung mit Vieh erodiert, für Brennstoff und Gartenbau abgebaut und durch menschliche Aktivitäten verschmutzt. Die Entwicklung von Infrastrukturen stört ihre Hydrologie, und viele werden absichtlich in Brand gesetzt.“ (UNEP 2022)
Bereits seit Jahrtausenden haben die Menschen Moore entwässert, aber besonders schnell geschah dies seit Mitte des 19. Jahrhunderts, allein zwischen 1850 und 2015 wurden rund 51,4 Millionen Hektar zerstört (Davidson 2014; Leifeld et al. 2019). Jedes Jahr gehen rund 500.000 weitere Hektar intakter Moore verloren (UNEP 2022).
In Europa sind fast fünfzig Prozent der Moorflächen degradiert, das heißt geschädigt; auf keinem anderen Kontinent ist der Anteil ähnlich hoch (UNEP 2022). In Griechenland, Irland, Italien, Moldawien, Polen, Rumänien, Serbien, der Slowakei und der Türkei sind es mehr als 80 Prozent, in Albanien, Kroatien, Zypern, Dänemark, Luxemburg, den Niederlanden, Nordmazedonien und Slowenien zwischen 90 und 100 Prozent (Tanneberger et al. 2021a).
In Deutschland sind 94 Prozent der Moore trockengelegt und sind bzw. werden land- und forstwirtschaftlich genutzt, bebaut oder abgetorft (Tiemeyer et al. 2020). Die letzten rund 30.000 Hektar, die noch in naturnahem Zustand sind, liegen fast ausschließlich in Naturschutzgebieten (Trepel et al. 2017). In Österreich sind ebenfalls mehr als 90 Prozent der Moore stark gestört – also vollständig oder teils trocken, lediglich rund ein Prozent ist noch unberührt (Steiner et al. 1992; Paternoster et al. 2021). In der Schweiz gingen seit 1850 rund 90 Prozent der intakten Moore verloren (Gimmi et al. 2011; Stöcklin et al. 2007; Gubler 2017).
Die wichtigste Rolle bei diesem Verlust spielt in Europa die Landwirtschaft (UNEP 2022). Moore wurden entwässert und gedüngt, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. In Südostasien, vor allem in Indonesien, holzte man dort vorhandene Moorwälder in großem Maßstab ab und entwässerte sie, um sie in industrielle Plantagen unter anderem für Ölpalmen umzuwandeln (Dohong 2017). Doch es gibt auch andere treibende Faktoren. Im südlichen Afrika beispielsweise sind die Moore stark durch den Druck auf Flächen aufgrund des Bevölkerungswachstums bedroht (Weinzierl et al. 2016).
Eine weitere Bedrohung ist der Torfabbau. In Europa (ohne Russland) werden jährlich schätzungsweise rund 20 Millionen Tonnen Torf aus den Moorböden geholt. 62 Prozent davon werden dann zur Energiegewinnung verbrannt, 38 Prozent für die Herstellung von Substraten verwendet, etwa für den Pflanzenbau. Der größte Teil davon (mehr als 6,6 Millionen Tonnen) geht in den europäischen Binnenhandel. Estland, Lettland und Litauen gehören zu den Hauptexporteuren von Torf, der nicht für die Energieherstellung verwendet wird; Hauptimporteure und die größten Verbraucher und auch die größten Torfsubstrathändler weltweit sind Deutschland und die Niederlande (Hirschler/Osterburg 2022).
Sehr viel. Intakte Moore binden große Mengen an Kohlendioxid. Werden Moore hingegen trockengelegt, geschädigt oder zerstört, werden riesige Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Zugleich reagieren Moore stark auf die Erderwärmung.
Rund 80 Prozent der globalen Moorflächen sind bislang noch sogenannte Kohlenstoffsenken, also sie lagern durch die in ihnen ablaufenden, natürlichen Prozesse aktuell Kohlenstoff ein (der zuvor von Pflanzen per Photosynthese als CO2 eingefangen und zu Biomasse umgewandelt wurde). In Mooren sind weltweit schätzungsweise zwischen 450 und 650 Milliarden Tonnen organischer Kohlenstoff gebunden. Dies entspricht etwa einem Drittel allen in Böden enthaltenen Kohlenstoffs (und dies, wie oben erwähnt, auf lediglich drei bis vier Prozent der globalen Landfläche). Ein zweiter Vergleich: Moore enthalten doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde in ihrer Biomasse speichern. Würden diese Kohlenstoffmengen vollständig freigesetzt, ergäbe das 1,6 bis 2,4 Billionen Tonnen Kohlendioxid – das ist mindestens das 40-fache der gegenwärtigen Jahresemissionen der Welt (Moore 2002; UNEP 2022; Parish et al. 2008, Yu et al. 2010).
Deutsche Moore enthalten (selbst in ihrem derzeit schlechten Zustand) mit rund 1,3 Milliarden Tonnen etwa so viel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse der deutschen Wälder (Freibauer et al 2009).
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Pro Hektar enthalten Moore (im weltweiten Durchschnitt) etwa achtmal so viel Kohlenstoff wie Wälder; Quelle: Temmink et al. 2022; Grafik: Leopoldina
Weltweit werden aus degradierten, zum Beispiel für die Landwirtschaft oder den Torfabbau entwässerten Mooren schätzungsweise rund zwei Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr freigesetzt, dies entspricht rund vier Prozent des gesamten menschengemachten Treibhausgas-Ausstoßes. Hinzu kommen stark schwankende und schwer zu erfassende Emissionen durch brennende Moorflächen, Schätzungen gehen hier von durchschnittlich 0,5 bis einer Milliarde Tonnen jährlich aus (UNEP 2022; Leifeld/Menichetti 2018; Turestky et al. 2014; IPCC 2014, AR 5, Kapitel 11.2.2; Frolking et al. 2011). Damit werden aus geschädigten Mooren (rund zwölf Prozent der weltweiten Moorflächen) etwa fünfmal mehr Treibhausgase frei, als intakte Moore (auf 88 Prozent der gesamten Moorflächen der Erde) im gleichen Zeitraum einlagern. Infolge der andauernden Zerstörung setzen die weltweiten Moore etwa seit 1960 in der Gesamtbilanz mehr Treibhausgase frei als sie einlagern, fachsprachlich ausgedrückt sind sie damit von einer „Treibhausgassenke“ zu einer „Treibhausgasquelle“ geworden (Leifeld et al. 2019).
Wenn Moore nicht gezielt geschützt werden, könnten sich die freigesetzten Mengen an Treibhausgasen (je nach Entwicklungsszenario) bis zum Jahr 2100 auf 65 bis 96 Gigatonnen CO₂-Äquivalente summieren; werden sie hingegen bewusst geschützt und wiedervernässt, lassen sich die Emissionen aus Mooren bis 2100 auf kumuliert unter zehn Gigatonnen senken (Doelman et al. 2023). Das Global Peatland Assessment formuliert deshalb sehr deutlich:
„Den in Mooren gebundenen Kohlenstoff aus der Atmosphäre fernzuhalten, ist absolut entscheidend, um die globalen Klimaziele erreichen zu können.“ (UNEP 2022)
Moore tragen aber nicht nur zum Klimawandel bei, sondern reagieren auch auf die Erderwärmung. Steigende Temperaturen und sich ändernde Niederschlagsmuster führen dazu, dass Moorflächen trockner werden und anfälliger für Brände (die dann wiederum weitere Treibhausgase freisetzen).
Besonders anfällig für die Erderhitzung sind Permafrost-Moore, etwa in Kanada und Sibirien. Deren tiefere Bodenschichten sind gefroren, durch steigende Temperaturen tauen sie auf und können erhebliche Mengen an Treibhausgasen freisetzen. Gelänge es hingegen, die Erderhitzung bis 2100 auf zwei Grad Celsius zu beschränken, würden Permafrost-Moore in Westsibirien, die rund 13,9 Gigatonnen Kohlenstoff speichern, wohl bis in die 2090er Jahre erhalten bleiben (Fewster et al. 2022).
Auch der IPCC kommt daher zu der Schlussfolgerung:
„Wird nichts gegen die Degradation von Böden getan, erhöht dies die Emissionen und verkleinert die Kohlenstoffspeicher und ist unvereinbar mit den Emissionsminderungen, die notwendig sind, um die Erderwärmung auf 1,5 °C oder 2 °C zu begrenzen. […] Verspätet zu handeln, erhöht die Kosten […] und kann zu unumkehrbaren biophysikalischen oder menschlichen Folgen führen.“ (IPCC 2019, SRCCL, Kapitel 4, Executive Summary)
Wenn Moore trockengelegt werden, gelangt Sauerstoff in den Torfboden. Mikroben, die dort leben, beginnen dann damit, den Torf zu zersetzen. Diesen Vorgang nennt man mikrobielle Torfoxidation oder auch „Veratmung“ (Clair et al. 2002; Rydin/Jeglum 2013). Je tiefer Moore entwässert werden, desto mehr Treibhausgase setzen sie frei (Tiemeyer et al. 2020, Parish et al. 2008)
Kohlenstoff geht auch verloren, wenn entwässerte Moorflächen erodieren. Der Torf wird „ausgespült“ und gelangt – in gelöster Form oder als Partikel – in Flüsse. Dort oxidiert er weitgehend und gelangt schließlich als CO₂ die Atmosphäre (IPCC 2014, AR 5, Kapitel 11; IPCC Wetlands Supplement 2014, Kapitel 2.2.1).
Aus Mooren, die für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt sind, werden EU-weit pro Jahr rund 220 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente freigesetzt (Tanneberger et al 2020b). Der Torfabbau in der EU verursacht Treibhausgas-Emissionen in Höhe von rund 21,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten im Jahr (Hirschler/Osterburg 2022).
In Deutschland emittieren entwässerte Moorböden laut Umweltbundesamt rund 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich. Dies entspricht einem Anteil von mehr als sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen und ist etwa so viel, wie beispielsweise die gesamte Stahlindustrie verursacht. In Norddeutschland, wo es historisch besonders viele Moore gab, sind die Emissionen noch bedeutsamer für die Klimabilanz. In Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel stammen Schätzungen zufolge mehr als Drittel der gesamten menschengemachten Treibhausgasemissionen aus Mooren, sie sind damit die größte Emissionsquelle des Bundeslandes überhaupt. In Niedersachsen sind Moore für rund zwanzig Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich und stehen damit auf Platz 2 nach dem Energiesektor und vor dem Verkehr.
Die entwässerten Moore Österreichs stoßen jährlich bis zu 3,9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente jährlich aus (Essl et al. 2012) – das entspricht etwa sechs Prozent der Jahresemissionen des Landes. In der Schweiz emittieren Moore und sogenannte Anmoore (Böden mit einem Anteil von organischem Material von 15 bis 30 Prozent) momentan zwischen rund einer halben Million und etwas mehr als einer Million Tonnen CO₂ jährlich, das sind rund zwei Prozent der Gesamtemissionen des Landes (Gubler 2017). Die Entwässerung der Schweizer Moore begann im Jahr 1850; seitdem wurden dadurch zusammengenommen 15 bis 55 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen (Wüst-Galley et al. 2020).
Die Zerstörung von Mooren setzt nicht nur Kohlendioxid, sondern auch andere Treibhausgase frei. Gelangt Luft an den Torf, entweicht auch der darin gespeicherte Stickstoff (N); dieser verbindet sich mit Sauerstoff zu N2O, also Lachgas (Rydin/Jeglum 2013). Dies ist ebenfalls ein Treibhausgas und hat, gerechnet auf hundert Jahre, eine 273-mal höhere Klimawirkung als CO₂, (IPCC 2021, AR6, WG1, Kapitel 7, Tabelle 7.15) baut sich aber etwas rascher wieder in der Atmosphäre ab. Entwässerte Moore können darüber hinaus Methan (CH4) emittieren, ebenfalls ein starkes, aber kurzlebendes Treibhausgas, etwa aus Entwässerungsgräben (IPCC 2013/14, Guidelines NGGI, Supplement: Wetlands).
Trockengelegte Moore sind außerdem anfälliger für Brände (IPCC 2014, AR 5, Kapitel 11.5.3). Sie sind eine der Hauptquellen der – von Jahr zu Jahr stark schwankenden – Emissionen aus Wald- und Flächenbränden (van der Werf et al. 2017). Auch in den borealen Regionen (also im hohen Norden) der Nordhalbkugel nehmen Torfbrände im Zuge der Erderwärmung zu. 2015 lösten sie rund 143 Millionen Tonnen gebundenen Kohlenstoff – das entspricht einer Emission von mehr als 450 Millionen Tonnen CO2. Ende des Jahrhunderts könnten es wegen zunehmender Brände bis zu vier Mal so viel pro Jahr sein (Lin 2021).
In einer früheren Fassung dieses Textes hieß es, die Treibhausgas-Emissionen aus den deutschen Mooren seien größer als jene der Industrie – korrekt ist, sie entsprechen etwa den Emissionen der Stahlindustrie. Wir haben die Passage korrigiert.
Ein Moor wird wiedervernässt, indem der Grundwasserspiegel wieder angehoben wird – etwa, indem man Entwässerungsgräben, Kanäle oder Abflussrinnen blockiert. Sofern vorhanden, werden zwischenzeitlich aufgewachsene Bäume und Sträucher entfernt und die moortypische Vegetation (Moose, Gräser) wieder hergestellt (Bretschneider 2015).
Wenn Moore wieder vernässt werden, hat das in Bezug auf die Treibhausgasemissionen verschiedene Effekte. Der Ausstoß von Kohlendioxid sinkt schnell und stark, weil der Zersetzungsprozess des Torfes durch Sauerstoffkontakt endet. Ebenfalls bald nach der Wiedervernässung wird eine gewisse Menge Kohlenstoff neu gebunden, weil in der Bodenschicht, die durch den Anstieg des Wasserspiegels sauerstofffrei wird, zuvor herangewachsenes Pflanzenmaterial konserviert wird. Ein dritter Effekt stellt sich ein, sofern nach der Wiedervernässung wieder ein wachsendes Moor entsteht und der natürliche Prozess der Torfneubildung erneut in Gang kommt (siehe Abschnitt 1).
Auf der anderen Seite entsteht durch die Wiedervernässung eines Moores jedoch auch Methan (Günther et al. 2020) ein potentes (aber kurzlebiges) Treibhausgas, es hat über hundert Jahre gerechnet eine rund 28-mal höhere Klimawirkung als CO₂. Das Methan (CH4) wird frei, wenn Mikroorganismen unter Ausschluss von Sauerstoff organisches Material abbauen. Intakte Moore setzen so – während sie gerade durch diese Sauerstofflosigkeit Kohlenstoff festlegen – fast immer geringfügige Mengen des Gases frei.
Werden Moore wiedervernässt, kann der Methanausstoß für eine gewisse Zeit auf einem höheren als diesem natürlichen Niveau liegen. Solche erhöhten Methanemissionen entstehen, wenn Pflanzen, die auf dem zuvor trockengelegten Boden herangewachsen waren und nicht an Nässe angepasst sind, infolge der Wiedervernässung absterben und ihre Reste vergären; je mehr solche absterbende Biomasse sich auf den vernässten Flächen befindet, desto stärker der Effekt. (Deshalb ist der Klimanutzen einer Wiedervernässung höher, wenn diese Biomasse vorher entfernt wird.) In den folgenden Jahren sinkt der so verursachte Methanausstoß aber, und nach fünf bis zehn Jahren gleichen die CH4-Emissionen aus wiedervernässten Mooren jenen von natürlichen. (Joosten et al 2016; Wilson et al. 2016).
Moore wieder zu vernässen, hilft dem Klima trotz eines (anfänglich möglicherweise erhöhten) Methanausstoßes, weil aus trockengelegten Mooren auf lange Sicht viel größere Mengen der Treibhausgase Kohlendioxid und Lachgas freiwerden, als Methan aus wiedervernässten – in der Summe ergibt sich eine deutliche Minderung der Emissionen. Die Wiedervernässung habe eine
„in der Summe sehr positiven Wirkung für das Klima, trotz anfänglich großer Methan-Emissionen“,
heißt es in einem Leitlinien-Papier der Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten (Convention on Wetlands 2021). Auch die Leopoldina betont:
„Die Gesamt-Treibhausgasbilanz der Wiedervernässung organischer Böden ist eindeutig: Meta-Analysen für Moore der gemäßigten Breiten zeigen übereinstimmend, dass die drastische Reduzierung der CO₂-Emissionen den Effekt des Anstiegs der Methanemissionen bei Weitem überwiegt.“ (Leopoldina 2024)
Die intakten Moore der Welt speichern zwischen 450 und 650 Gigatonnen Kohlenstoff – sie zu erhalten, verhindert, dass dieser als CO₂ in die Atmosphäre gelangt. Die bereits trockengelegten Moore verursachen weltweit jährlich rund zwei Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente, Emissionen aus Torfbränden sind hier nicht eingerechnet (UNEP 2022; Leifeld/Menichetti 2018). Wie oben erwähnt entspricht die Menge etwa drei bis vier Prozent der weltweiten menschengemachten Treibhausgasemissionen pro Jahr, eine Wiedervernässung würde diese Emissionen weitgehend stoppen.
Um die Erderwärmung auf 1,5 °C oder 2 °C zu begrenzen, wie es im Pariser Abkommen niedergelegt ist, muss weltweit im Zeitraum 2050 bis 2070 Klimaneutralität erreicht werden – dies ist bei anhaltenden Emissionen aus entwässerten Mooren kaum vorstellbar (siehe dazu auch Abschnitt 3). Werden weiterhin so viele Treibhausgase aus Mooren freigesetzt wie bisher, würde allein dies zwölf bis 41 Prozent des Restbudgets an Treibhausgasen ausmachen, die insgesamt noch bis Ende des Jahrhunderts ausgestoßen werden dürfen, wenn die Temperaturgrenzen eingehalten werden sollen (UNEP 2022). Um die Emissionen aus Mooren so stark zu senken, dass die Paris-Ziele erreichbar sind, müsste über die kommenden Jahrzehnte weltweit jedes Jahr mehr als eine Million Hektar an trockengelegten Mooren wiedervernässt werden (Kreyling et al. 2021). Das entspricht ungefähr der Flächen des österreichischen Bundeslands Kärnten.
Schon kurze Zeit nach einer Wiedervernässung verringern sich die Netto-Treibhausgasemissionen erheblich, denn der Ausstoß an CO₂ sinkt rasch; und auch die Verluste durch die Auswaschung von Kohlenstoff gehen zurück (Couwenberg et al. 2010; Günther et al. 2020). So schreibt die Leopoldina:
„Die Wiedervernässung von Mooren führt nicht zu einem natürlichen Referenzzustand, reduziert jedoch die Gesamt-Treibhausgasemissionen und bildet neue CO2-Senken aus.“ (Leopoldina 2024)
Moorentwässerung rückgängig zu machen und noch intakte Moore zu schützen, sind also sehr wirksame Mittel, um die Treibhausgas-Emissionen zu senken. Dennoch spielen Moore in vielen Klimaschutz-Szenarien bisher nur eine untergeordnete Rolle, ein verstärkter Fokus auf deren Schutz und Wiedervernässung könnte deshalb viel bringen. Alle entwässerten und landwirtschaftlich genutzten Moore der EU wiederzuvernässen, könnte laut Schätzungen die landwirtschaftlichen Emissionen der EU um rund 25 Prozent senken.
Entwässerte Moore können auch N2O ausstoßen (siehe Abschnitt 4), durch eine Wiedervernässung sinken diese Emissionen ebenfalls (Vanselow-Algan et al. 2015).
Allein durch den Schutz und die Wiedervernässung von Mooren in den Tropen könnten die weltweiten Treibhausgas-Emissionen um rund 800 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt werden (das entspricht etwa zwei Prozent der momentanen Weltemissionen und wäre mehr als der gesamte derzeitige deutsche Ausstoß). Daneben gäbe es weitere Vorteile, etwa eine Förderung der Artenvielfalt, eine Verbesserung der Wasserqualität oder die Reduzierung von Flutrisiken (UNEP 2022).
Indonesien liegt an der Spitze jener Länder, auf deren Territorium momentan am meisten Treibhausgase aus geschädigten Mooren freigesetzt werden (mehr als 650 Millionen Tonnen pro Jahr). Es folgen Russland (mehr als 230 Millionen Tonnen), China (knapp 140 Millionen Tonnen) und Malaysia (rund 90 Millionen Tonnen) sowie die Mongolei und Belarus. Industriestaaten mit hohen Emissionen aus Mooren (jeweils mehr als 30 Millionen Tonnen pro Jahr) sind die USA, Deutschland, Kanada, Finnland und Polen (Plätze 7 bis 11 in einer entsprechenden UNEP-Statistik). Als Länder und Regionen mit besonders großen Klimaschutzpotenzialen durch Moorschutz werden in der Forschung folglich Indonesien, Russland, Europa und Nordamerika genannt (Doelman et al. 2023; UNEP 2022).
Während der Ausstoß von Treibhausgasen mit der Wiedervernässung von Mooren sehr schnell und stark sinkt (weil die Torfzersetzung endet), ist die Bindung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre ein viel langsamerer Prozess. Wie schnell in einem wiedervernässtes Moor wieder neuer Torf entsteht (und ob überhaupt), lässt sich nicht generell sagen. Dies ist stark abhängig von den lokalen und regionalen hydrologischen Bedingungen.
Weltweit werden schätzungsweise rund 51 Millionen Hektar Moorflächen als Weide- oder Ackerland oder forstwirtschaftlich genutzt (Leifeld/Menichetti 2018). Gelegentlich wird die Befürchtung geäußert, eine Wiedervernässung oder auch ein Schutz der noch bestehenden Moore sei eine Bedrohung für die Nahrungsmittelversorgung insbesondere der lokalen Bevölkerung. Wie sehr dies zutrifft, ist regional sehr unterschiedlich.
In Südostasien ist fast die Hälfte der dortigen Moore, vor allem seit den 1990ern, in landwirtschaftliche Anbauflächen oder Plantagen umgewandelt worden. Durch eine Wiedervernässung würden Kleinbauern, etwa in Indonesien, tatsächlich Äcker für die verbreitete, entwässerungsbasierte Landwirtschaft verlieren (Jewitt et al. 2014). Allerdings wurde und wird ein Großteil der indonesischen Moorwälder zugunsten etwa von Palmölplantagen gerodet, also für industrielle (Export-) Güter und nicht, um landwirtschaftliche Flächen für Kleinbauern zu gewinnen. Ernährungssicherheit und Klimaschutz seien bei einem weniger zerstörerischen Umgang mit Mooren vereinbar, heißt es daher in der Forschung (Lupascu et al. 2023).
In Europa wurden Moore über viele Jahrzehnte, teils über viele Jahrhunderte vor allem für die landwirtschaftliche Produktion trockengelegt. Aktuell machen degradierte Moore aber nur etwa drei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU aus. In Deutschland beispielsweise werden 970.000 Hektar als Grünland und rund 360.000 Hektar als Ackerland genutzt (Tiemeyer et al. 2020). Auf diesen Flächen werden verschiedene Kulturen angebaut, die aber nicht alle direkt dem menschlichen Verzehr dienen. So schreibt die Leopoldina:
„Auf Ackerflächen in entwässerten Moorgebieten werden einige Marktfrüchte aber vor allem Mais als hochwertige Futterpflanze oder Einsatzstoff für Biogasanlagen angebaut.“ (Leopoldina 2024)
Wie zahlreiche Studien belegen, ist der Anbau von Futter zur Produktion tierischer Lebensmittel eine ineffiziente Nutzung von Ackerflächen – eine stärker pflanzenbasierte Ernährung und ein direkter Anbau von Lebensmitteln würden große landwirtschaftliche Flächen freisetzen (Silver et al. 2021; Sun et al. 2022; siehe auch unseren Artikel zu fleischarmer Ernährung).
Grundsätzlich aber kann es bei einer Wiedervernässung zu Konflikten zwischen Klimaschutz und Landwirtschaft kommen, denn die Flächen lassen sich dann nicht mehr in gleicher Weise nutzen – sie sind schlicht zu nass für die üblichen Ackerkulturen und Weidetiere (Freeman et al. 2022; Schröder et al. 2015). Doch wiedervernässte Mooren sind keine nutzlose Fläche, auf ihnen lassen sich in der sogenannten Paludikultur zum Beispiel verschiedene Rohstoffe produzieren. Bei einer extensiven Variante erntet man dort spontan wachsende Pflanzen wie Seggen oder Gräser, bei der intensiven Paludikultur werden gezielt Pflanzen angebaut, die im Moor wachsen können, etwa Torfmoose, Schilf oder Rohrkolben (Wichtmann et al. 2016). Produkte aus Paludikultur lassen sich zum Beispiel als Einstreu in der Viehhaltung verwenden oder zu Silage, Kartonagen, Bau- und Dämmstoffen verarbeiten. Man kann sie verheizen oder daraus Briketts, Biokraftstoffen oder Bioethanol zur Energiegewinnung herstellen (Tanneberger et al. 2020).
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Grafik: Leopoldina
Am lukrativsten ist es Studien zufolge, Schilf zur Erzeugung von Rohmaterial für Reetdächer anzubauen. Finanziell am wenigsten attraktiv ist die Verwendung der Ernte zur Biogas-Erzeugung. Eine Wiedervernässung ist zweifellos mit erheblichen Kosten verbunden, in der Literatur werden direkte Kosten von rund 4.000 Euro pro Hektar genannt, die Anschaffung von Erntegeräten und Fahrzeugen für nasse Flächen schlage mit rund 400.000 Euro zu Buche. Die Rentabilität der Schilferzeugung in feuchten oder wiedervernässten Mooren hängt erheblich von gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen ab, etwa der Verteilung von Agrarsubventionen (Wichmann 2017).
Zahlreiche Studien haben die Klimawirkung von Vernässungsprojekten belegt: Eine Studie aus Bayern zum Beispiel ergab, dass auf einem Betrieb durch die Umstellung von Grünland-Nutzung zu Paludikultur mit Sumpf-Seggen statt eines jährlichen Ausstoßes von mehr als 40 Tonnen Treibhausgasen pro Hektar eine jährliche Netto-Bindung von mehr als zehn Tonnen pro Hektar erreicht wurde (Bockermann et al 2024). Eine Studie aus den Niederlanden untersuchte die Vor- und Nachteile der Umstellung von Milchwirtschaft auf Paludikultur und den Anbau des breitblättrigen Rohrkolbens für die Produktion von Dämmplatten. Für das Klima, so das Ergebnis, wäre die Umstellung sehr vorteilhaft, weil Emissionen aus der Landwirtschaft sinken und die produzierten Dämmstoffe langfristig ebenfalls zu einem geringeren CO2-Ausstoß im Gebäudesektor führen. Rein betriebswirtschaftlich betrachtet war und ist die Milchwirtschaft – unter den aktuellen Rahmenbedingungen – deutlich lukrativer (DeJong et al. 2021).
Das Bild ändert sich, wenn man nicht nur eng betriebswirtschaftlich denkt, sondern stattdessen den Blick weitet auf Aspekte, die bislang meist nicht in ökonomische Bewertungen einfließen. Die positiven (Neben)Wirkungen von Moorschutz seien jedenfalls erheblich, betont etwa eine 2020 erschienene Studie:
„Feuchte Moore setzen kein Kohlendioxid frei, sie können potenziell Kohlenstoff binden, tragen zur Verbesserung der Wasserqualität bei, bieten Lebensraum für seltene und bedrohte Arten und können weiterhin zur Erzeugung von Biomasse genutzt werden (‘Paludikultur‘). Eine klug angepasste Landnutzung in Mooren kann erheblich dabei helfen, das Ziel niedriger Emissionen zu erreichen – und außerdem weitere Vorteile für Landwirte, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt bringen.“ (Tanneberger et al. 2020)
Der IPCC kommt zu einer ähnlichen Bewertung und betont die sogenannten Ökosystemdienstleistungen, also den Nutzen, der von Ökosysteme für andere Sektoren von Wirtschaft und Gesellschaft erbracht wird:
„Wenn sie auf integrierte und nachhaltige Weise bewirtschaftet werden, liefern Moore sowohl zahlreiche Ökosystemleistungen als auch sozioökonomische Vorteile sowie Vorteile für Emissionsminderungen und eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels.“ (IPCC 2019, SRCCL, Kapitel 1.3.2)
Einige dieser Ökosystemdienstleistungen ließen sich bei veränderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in reale Einnahmen verwandeln. Eine niederländische Studie verglich zum Beispiel konventionelle Milchwirtschaft mit der Herstellung von Torfmoosen in Paludikultur. Würde das Vermeiden von CO2-Emissionen bezahlt und diese Dienstleistung zum Beispiel auf einem sogenannten Kohlenstoffmarkt gehandelt, dann brächte die Paludikultur mehr als doppelt so viel ein wie die Milchwirtschaft auf derselben Fläche (Liu et al. 2023).
Auch in tropischen Klimazonen gibt es Versuche mit Paludikultur (Tan et al. 2021). Dort können ebenfalls Einkommensquellen dadurch erschlossen werden, dass die Wiedervernässung von Mooren und deren Nutzen für Klima und Artenvielfalt vergütet wird (siehe dazu Abschnitt 8).
Hierzu finden sich in der Forschungsliteratur vielerlei Vorschläge. Konventionelle, auf Entwässerung basierende landwirtschaftlicher Nutzungen zu beenden, solle ausdrücklich zu einem politischen Ziel erklärt und entsprechend gefördert werden. Neben klaren politischen Zielsetzungen und rechtlichen Rahmenbedingungen brauche es effiziente und stringente Verwaltungsstrukturen (Sommer/Frank 2024). Das zeige etwa Indonesien: Von 1990 bis 2010 gingen dort riesige Flächen intakter Moore verloren, vor allem durch Entwässerung für Land- und Forstwirtschaft und damit einhergehende zahlreiche Brände (Ritzema et al. 2014). Die Einrichtung der staatlichen Peatland Restoration Agency, die auch Vorschriften zur Nutzung und Bewirtschaftung machte, hat dazu beigetragen, den Verlust im Zeitraum 2015 bis 2020 deutlich einzudämmen (Widyatmanti et al. 2022).
Für Deutschland formuliert die Wissenschaftsakademie Leopoldina in deutlichen Worten:
„Oberste Priorität gebührt der Erhaltung der wenigen noch vorhandenen naturnahen Moore […].“ (Leopoldina 2024)
Zwar ist etwa die Hälfte der noch existierenden, intakten deutschen Moore in gewissem Ausmaß geschützt, auch viele degradierte Moore haben Schutzstatus. Laut Leopoldina „reicht jedoch der gegenwärtige Schutzstatus keinesfalls aus“. Mit einer Nationalen Moorschutzstrategie will die Bundesregierung den politischen Rahmen sowohl für die Biodiversität als auch den Klimanutzen stärken – etwa durch bessere rechtliche Rahmenbedingungen und finanzielle Förderinstrumente (BMVU 2022).
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Grafik: Leopoldina
Ein Forschungsteam unter Federführung der Universität Greifswald hat in einer Studie umrissen, wie der Moorschutz in Deutschland dazu beitragen könnte, bis 2045 das Ziel von Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Jährlich müssten dafür rund 50.000 Hektar wiedervernässt werden. Seit 1990 wurden insgesamt etwa 70.000 Hektar (das sind rund vier Prozent der deutschen Moorflächen) wiedervernässt, jedes Jahr kommen rund 2.000 Hektar hinzu (Tanneberger et al 2021b) – also rund 35-mal weniger, als notwendig wäre.
Die Leopoldina plädiert deshalb für schnelleres Handeln:
„Wenn wir in Deutschland die völker- und europarechtlichen Verpflichtungen zum Schutz des Klimas sowie der biologischen Vielfalt erfüllen und die selbst gesteckten Ziele ernst nehmen wollen, erfordert dies eine konsequente und ambitionierte Vorgehensweise sowie die Etablierung innovativer Ansätze und Methoden im Bereich der Moore und Auen. Je länger wir die Umsetzung großräumiger Maßnahmen verzögern, desto schwieriger und aufwendiger wird es, dem Klimawandel sowie dem Verlust der Biodiversität und der Ökosystemleistungen entgegenzusteuern. Somit nehmen die Herausforderungen für diese und die zukünftigen Generationen weiter zu.“ (Leopoldina 2024)
Um Moore zu schützen und wiederzuvernässen, brauche es veränderte rechtliche Rahmenbedingungen, ökonomische Anreize, beispielsweise neue Förderinstrumente, zudem neue Kapazitäten in den Behörden auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene sowie die Beteiligung betroffener Personen. Die Wissenschaftsakademie rät dazu, flächenbezogene Ziele und Zwischenziele zu formulieren, die einen klaren Zeitplan für Bund und Länder vorgeben. Im Rahmen der Verordnung über die Wiederherstellung der Natur hat die EU bereits solche Ziele und Zwischenziele gesetzt. So verpflichtet Artikel 11, Absatz 4 die EU-Mitgliedsstaaten zu „Maßnahmen, die darauf abzielen, dass organische Böden, die landwirtschaftlich genutzt werden und bei denen es sich um entwässerte Moorböden handelt, wiederhergestellt werden“. Bis 2030 sollen demnach 7,5 Prozent der Flächen wiedervernässt werden, bis 2040 rund zehn Prozent und bis 2050 gut 16 Prozent. Dies ist jedoch weit von dem entfernt, was zur Einhaltung der Klimaziele notwendig wäre.
Österreich will im Rahmen eines Projektes namens AMooRe und mit Einbindung aller neun Bundesländer die staatliche Moorstrategie 2030+ umsetzen. Bis 2033 sollen unter anderem ein verbindlicher Rechtsrahmen geschaffen und auf rund 14.500 Hektar Moorflächen Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. In der Schweiz sind Moore auf einer Fläche von rund 23.100 Hektar als Moore von nationaler Bedeutung verfassungsrechtlich geschützt, laut Verfassungsauftrag müssen die Kantone diese renaturieren (Klaus 2007).
Da sich viele Moorflächen in Privateigentum befinden, braucht es Anreize, die Besitzer von einer Wiedervernässung zu überzeugen. Eine Studie befragte Landwirte in sechs Ländern, was sie brauchen, um Wiedervernässungen auf den entwässerten Mooren, die sie bewirtschafteten, zuzustimmen. Das Ergebnis war ernüchternd:
„Unter den derzeitigen Bedingungen ist die Bereitschaft zur Umsetzung von Alternativen zur Landnutzung jedoch – wenn überhaupt – nur gegeben, wenn die Wasserstände nur geringfügig verändert werden, die Bewirtschaftungspraktiken weitgehend beibehalten werden können und finanzielle Verluste ausgeglichen werden.“
Finanzielle Förderung für Paludikultur und deren Produkte sowie die Entlohnung von Ökosystemdienstleistungen gelten als aussichtsreiches Mittel, um die Wiedervernässung von Mooren voranzutreiben (Buschmann et al. 2019; Sommer/Frank 2024).
Die Leopoldina verweist auch auf Nutzungsmöglichkeiten jenseits der Landwirtschaft:
„Auf stark degradierten, wiedervernässten Flächen kommen auch Photovoltaik und Windenergieanlagen als mögliche Nutzung infrage. […] Ebenso sind die Schaffung großflächiger Wildnisgebiete, die Nutzung der Flächen für Kohlenstoffzertifikate oder Naturtourismus mögliche Entwicklungsrichtungen“. (Leopoldina 2024)
Damit Wiedervernässungsprojekte erfolgreich sind, empfiehlt die Wissenschaftsakademie dringend eine „aktive Bürgerbeteiligung“ und „Einbeziehung von Menschen vor Ort“. Auch die oben erwähnten Leitlinien der Ramsar-Konvention für solche Vorhaben betonen:
„Bei der Wiederherstellung von Mooren müssen ökologische, soziale, wirtschaftliche und politische Faktoren berücksichtigt werden. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist von entscheidender Bedeutung [… Andernfalls] wird die Wiederherstellung nur von kurzer Dauer und oberflächlich sein.“ (Convention on Wetlands 2021)
Grob zusammengefasst in ganz einfachen Worten
Moore haben einen großen Einfluss aufs Klima. In natürlichem Zustand binden Moore Kohlendioxid aus der Luft und speichern es für sehr lange Zeit. Doch ein Großteil der Moore in Europa ist zerstört oder beschädigt, weil sie (zum Beispiel für die landwirtschaftliche Nutzung oder den Torfabbau) trockengelegt wurden. Dadurch werden riesige Mengen an Treibhausgasen frei. Eine Wiedervernässung entwässerter sowie der Schutz intakter Moore kann daher einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Laura Anninger/Klimafakten
zuletzt aktualisiert: Februar 2025