Arno Kompatscher, 48, hat an den Universitäten Innsbruck und Padova Jura studiert, danach als Lehrer und in der Kommunalverwaltung gearbeitet. Nach mehr als einem Jahrzehnt in der Kommunalpolitik wurde er 2013 als Spitzenkandidat der christdemokratischen Südtiroler Volkspartei (SVP) in den Landtag in Bozen gewählt, seit 2014 ist er Landeshauptmann von Südtirol und kürzlich wiedergewählt worden. Kompatscher ist verheiratet und Vater von sieben Kindern.
1. Nennen Sie bitte eine Sache, die Ihnen persönlich wirklich sehr, sehr am Herzen liegt – und die Sie durch den Klimawandel gefährdet sehen.
Der Verlust der Artenvielfalt stimmt mich besonders nachdenklich. Ich wohne am Berg (nahe der schönen Naturlandschaft Seiser Alm, Teil des Dolomiten UNESCO-Welterbes) und kann beobachten, wie sich Flora und Fauna durch die Klimaerwärmung verändern. Ich gehe mal davon aus, dass sich auch die Spezies Mensch durch den Klimawandel verändern wird.
2. Wann und mit wem haben Sie zuletzt – jenseits Ihres Jobs – über den Klimawandel gesprochen?
Das Thema ist in meiner Familie ein großes Thema: Meine Frau ist Lehrerin, meine älteren Kinder engagieren sich bei #FridaysForFuture, und meine Kleinen fragen sich auch schon, was sie konkret tun können, um zum Schutz des Klimas beizutragen.
3. … und mit wem würden Sie sich gern einmal darüber unterhalten?
Bei diesem Thema wäre es dringend notwendig, sich einmal mit Donald Trump zu unterhalten.
4. Wenn Sie versuchen, Menschen mit dem Thema Klimawandel zu erreichen - hatten Sie schon einmal einen Aha-Effekt in der Frage, wie das am besten gelingt?
Die Diskussion zum Thema Klimawandel ist eine sehr vielfältige. Es ist aus meiner Sicht fast unmöglich, in dieser Frage selbst kohärent zu handeln. Fortschritt und Globalisierung und vor allem die vielen Annehmlichkeiten des Alltags in unserer zivilisierten Welt haben ihren Preis. Ein bewunderungsvolles Aha ringt mir meine 18-jährige Tochter ab, die konsequent nur Second-Hand-Kleidung trägt.
5. Die Menschen, die Ihnen besonders nahestehen - könnten die zutreffend beschreiben, was Sie in Sachen Klimawandel tun?
Ich denke, dass ich ein relativ bescheidenes Leben führe. Privat verfolgt mein neunköpfiger Haushalt durchaus den Nachhaltigkeitsgedanken. Auch benutze ich, wann immer möglich, öffentliche Verkehrsmittel.
Als Landeshauptmann von Südtirol bin ich stolz, dass wir eine klare Umweltstrategie verfolgen. Südtirol ist dabei, sich in den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz als die "Green Region" Italiens zu positionieren. Tatsächlich stammen rund 38 Prozent des Südtiroler Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen; klammert man den Verkehrssektor aus, sind es sogar 56 Prozent. Das ist in etwa das Vierfache des europäischen und italienischen Durchschnittswerts. Und bis 2020 soll dieser Prozentsatz auf 75 Prozent, bis 2050 sogar auf 90 Prozent gesteigert werden. Auch in Sachen Emissionen hat sich Südtirol ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Im Rahmen der 2011 erarbeiteten Klimastrategie "Energie Südtirol 2050" wurde festgelegt, dass der CO2-Ausstoß bis 2050 schrittweise von derzeit 4,9 Tonnen auf unter 1,5 Tonnen pro Einwohner und Jahr gesenkt werden soll. Südtirol ist ein kleines Land, aber wir leisten unseren Beitrag.
6. Stellen Sie sich vor, Sie wären die Vorsitzende einer politischen Partei, die den Klimaschutz voranbringen will. Was wäre der Kampagnen-Slogan, mit dem Sie Ihre Wählerinnen und Wähler erreichen?
Weniger ist mehr!
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Oliver Oest, Geschäftsführer der Berliner Kommunikationsagentur Tinkerbelle