Wenn über naturbasierte Optionen bei Klimaschutz geredet wird, dann geht es meist um Wälder: um deren Wiederaufforstung und Nutzung und Schutz. Dabei gibt es einen Teil der Biosphäre, in dem noch viel mehr CO2 gebunden ist: die Moore. Sie speichern rund doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Bäume der Erde. Pro Hektar ist in Mooren im weltweiten Durchschnitt etwa achtmal so viel Kohlendioxid gebunden wie in Wäldern. Insgesamt enthalten die Moore der Welt schätzungsweise zwischen 450 und 650 Milliarden Tonnen organischen Kohlenstoff. Dies entspricht etwa einem Drittel allen in Böden enthaltenen Kohlenstoffs – und das obwohl Moore lediglich drei bis vier Prozent der weltweiten Landfläche ausmachen.

Kohlenstoffspeicher Moore

Grafik: Leopoldina

Doch trotz ihrer riesigen Bedeutung fürs Klima spielen Moore in vielen Klimadebatten keine Rolle. Und ihr Zustand in vielen Ländern, gerade in Europa, ist lausig. Seit vielen Jahrhunderten und auch heute noch werden sie entwässert – vor allem für die landwirtschaftliche Nutzung als Grünland und Acker, aber auch zum Abbau von Torf für Blumenerde.

Wenn aber Moore trockengelegt werden, dann gelangt Luft an den über sehr lange Zeit entstandenen Torf, und enorme Mengen an Kohlendioxid werden frei. Rund sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen Deutschlands stammen aus Mooren – das ist etwa so viel, wie die gesamte Stahlindustrie verursacht. In Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen mit besonders großen Moorflächen sind entwässerte Moore sogar für mehr als ein Drittel bzw. knapp ein Fünftel der gesamten Emissionen verantwortlich.

„Den in Mooren gebundenen Kohlenstoff aus der Atmosphäre fernzuhalten, ist absolut entscheidend, um die globalen Klimaziele erreichen zu können.“
Global Peatlands Assessment, 2022

Wo überhaupt liegen die Moore der Welt und Europas? Warum genau ist eine Wiedervernässung gut fürs Klima? Und kann man auch nasse Moorflächen landwirtschaftlich nutzen? Zu diesen und weiteren Fragen haben wir in einem Artikel für unser Ressort "Was nützt?" den Stand der Forschung zusammengetragen. Wie immer in verständlichen Worten, in übersichtlicher Frage-Antwort-Form und auf Basis des Sachstands der wissenschaftlichen Forschung. (Weitere Hintergründe zu den Qualitätsstandards unserer "Was nützt?"-Texte finden Sie hier.)

Angesichts der gewaltigen Mengen von Treibhausgasen, die ohne Moorschutz auch künftig noch freigesetzt werden, ist für die Wissenschaft klar: „Es ist absolut entscheidend, den in Mooren gebundenen Kohlenstoff aus der Atmosphäre fernzuhalten, um die globalen Klimaziele erreichen zu können“, heißt es im Global Peatlands Assessment (UNEP 2022). Und die Wissenschaftsakademie Leopoldina formuliert  im vergangenen Jahr in einer ausführlichen Stellungnahme eine Forderung an die deutsche Politik: „Oberste Priorität gebührt der Erhaltung der wenigen noch vorhandenen naturnahen Moore.“ Zudem müssten trockengelegte Moorflächen wiedervernässt werden – auf wievielen Hektar pro Jahr dies passieren müsste, damit Deutschland seine Klimaziele erfüllt, auch diese Frage beantwortet unser Artikel.

red

In einer früheren Fassung dieses Textes hieß es, die Treibhausgas-Emissionen aus den deutschen Mooren seien größer als jene der Industrie – korrekt ist, sie entsprechen etwa den Emissionen der Stahlindustrie. Wir haben die Passage korrigiert.