FRAGE (vom 10. November 2019)

"Sehr geehrte Damen und Herren,


heute bin ich eine längere Zeit auf ihrer Homepage hängengeblieben und habe mich doch sehr gewundert. Sie versuchen einen neutralen Standpunkt zu vermitteln, der lediglich den aktuellen wissenschaftlichen Stand der Dinge verständlich aufbereitet. Wenn dies so wäre, wäre es eine schöne Sache.
Doch bereits in der wichtigen Rubrik "Über uns" verschweigen Sie wichtige Fakten zur Einordnung ihrer Homepage. Sie wird getragen von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation. Beides Organisationen mit dem klaren Ziel, die Meinung der Bürger in ihrem Sinne zu beeinflussen. Weshalb verzichten Sie auf diese Transparenz?
Und genau in diesem Sinne sind Ihre "Fakten" auch aufbereitet. Es handelt sich im Wesentlichen eben auch nur um Behauptungen, die als wissenschaftlich belegt dargestellt werden. Widerspruch wird als fachfremd oder inkompetent diskreditiert. Dass der IPCC und hunderte Klimaforschungsprojekte schon allein zum Zwecke des eigenen Erhaltes ihre eigenen Thesen verteidigen, wird vollkommen ausgeblendet. Erklärungen von Tausenden Physikern, die andere Theorien stützen, werden einfach übergangen. So sieht für mich keine ernstzunehmende neutrale Aufklärung aus. Aber letztendlich hängt ja auch das Fortbestehen ihres Projektes vom Wohlwollen der aufgeführten Organisationen ab. Verwerflich empfinde ich hierbei den Eindruck der Neutralität.


Mit freundlichen Grüßen"

 

Wir informieren offen über unsere Finanzierung. Und die journalistische Sorgfalt erfordert es geradezu, einzelne Meinungen anders zu behandeln als robuste und gut belegte Forschungsergebnisse

 

ANTWORT
"... vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich kann Ihre Verwunderung leider nicht nachvollziehen.

Auf unserer Website informieren wir in einem eigenen Menüpunkt innerhalb der Rubrik "Über uns" darüber, dass die Stiftung Mercator und die European Climate Foundation Geldgeber und Gesellschafter von klimafakten.de sind (um es ganz korrekt zu sagen: Sie sind Gesellschafter der Smart Energy for Europe SEFEP gGmbH, die im rechtlichen Sinne Trägergesellschaft von klimafakten.de ist; zur SEFEP gGmbH gehören außerdem die Projekte Clean Energy Wire, Agora Energiewende und Agora Verkehrswende). Mir ist unklar, inwieweit wir es hier an Transparenz ermangeln lassen oder gar etwas verschweigen. Beide Stiftungen wiederum informieren auf ihren jeweiligen Websites darüber, dass sie sich für Klimaschutz einsetzen, bei der Stiftung Mercator beispielsweise hier in der Darstellung ihres Selbstverständnisses (bei der European Climate Foundation ist dies ja bereits auch vom Namen der Stiftung her zu vermuten). Diese Informationen sind also für jede und jeden mit wenigen Klicks leicht auffindbar.

Dass sich die beiden Stiftungen dafür einsetzen, "die Bürger in ihrem Sinne zu beeinflussen", hat in Ihrer Formulierung einen tendenziösen Beigeschmack. Tatsächlich ist in einer pluralistischen Demokratie die "Beeinflussung" der Bürgerinnen und Bürger im Sinne der politischen Meinungs- und Urteilsbildung nicht nur alltägliche Normalität und legitim, sondern geradezu konstitutiv. Entscheidend ist hierbei zweifellos die Art und Weise, in der ein solches Einflussnehmen und Hinwirken auf die Willensbildung geschieht - und natürlich gibt es hierbei Formen und Methoden, die illegitim oder fragwürdig sind. Letzteres kann ich aber hier nicht erkennen.

Wir übergehen keine "kritischen Einwände"

Sie schreiben außerdem, wir setzten uns nicht mit den Erklärungen "Tausender Physiker" auseinander, die alternative Hypothesen zum menschengemachten Klimawandel unterstützten. Vielleicht haben Sie es ja auf unserer Website übersehen, aber genau dies tun wir in unseren Fakten-Checks sogar sehr ausführlich (siehe hier insbesondere die Nummern 1.1, 1.2 und 1.4 sowie 7.5, 7.11 und 7.12). Von einem Übergehen kritischer Einwände kann hier also keine Rede sein.

Ich stimme auch Ihrer möglicherweise implizit vertretenen These nicht zu, wir müssten, um neutral zu sein, den besagten Physiker-Erklärungen oder anderen, ähnlichen "Petitionen" den gleichen Stellenwert zumessen, wie der Darstellung des vom IPCC herausgearbeiteten Sachstands der weltweiten Klimaforschung. Neutralität im Sinne von Unvoreingenommenheit bedeutet meines Erachtens ja nicht, dass man jeder (Meinungs-)Aussage zu wissenschaftlichen Befunden - und zwar auch solchen, die als zigfach widerlegt gelten können - den gleichen Stellenwert einräumen müsste wie Aussagen, die sich bisher als robust, belastbar und durch zahlreiche unabhängig voneinander gewonnene Erkenntnisse als plausibel herausgestellt haben. Täten wir dies, würden wir nicht zuletzt unsere journalistische Sorgfaltspflicht verletzen, wie sie beispielsweise im Deutschen Pressekodex verankert ist.

Mit freundlichen Grüßen


Carel Carlowitz Mohn, Chefredakteur klimafakten.de