Indien und Pakistan ächzen gerade unter eine extremen Hitzwelle, viel früher im Jahr als üblich klettern die Temperaturen weit über 40 Grad, selbst nachts gibt es kaum Kühle. Vor ein paar Wochen überschwemmten Starkregen weite Teile der südafrikanischen Küstenprovinz KwaZulu-Natal, mehr als 250 Menschen starben. In Deutschland war der vergangene März viel zu trocken, vor allem in Osten sind die Böden bis in tiefere Schichten vielerorts ausgedörrt, das nächste Dürrejahr droht.

Wann es zu Extremwettern kommt, taucht die Frage auf: Ist das schon der Klimawandel? Immer öfter wird sie in der Öffentlichkeit gestellt, versuchen Medien sie zu beantworten. Doch die Berichterstattung zum Thema ist schwierig. Zum einen, weil die Zusammenhänge zwischen Wetterextremen und Erderhitzung komplex sind; zum anderen, weil die Wissenschaft dazu sich rasant entwickelt.

Ein neuer Leitfaden von klimafakten.de soll Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Hauptaufgabe unterstützen: die Öffentlichkeit sorgfältig, korrekt und präzise zu informieren. Erarbeitet wurde die 36-seitige Broschüre von der Forschungsinitiative World Weather Attribution (WWA), der wohl weltweit renommiertesten Adresse zum Thema. Mitgegründet von Friederike Otto (die auch Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von klimafakten.de ist) untersucht die WWA seit 2014 den Zusammenhang von Extremwetter und Klimawandel und hat die sogenannte Attributionsforschung maßgeblich mitgeprägt. Diese Disziplin an der Schnittstelle von Meteorologie und Klimatologie befasst sich mit ebendiesen Zusammenhängen.

Das Besondere an der Arbeit der WWA: Ihre Analysen veröffentlicht sie oft schon kurz nach den jeweiligen Wetterereignissen – oder sogar noch während sie passieren. Dies ermöglicht den Medien eine besonders aktuelle Berichterstattung.

Bei Hitzewellen zum Beispiel sind sehr klare Aussagen möglich

Der Klimawandel macht bereits viele (aber nicht alle) Extremwetter wahrscheinlicher und heftiger – das lässt sich nach Jahren der Forschung bereits deutlich sagen. Die Zusammenhänge aber sind, je nach Typ des Wetterextrems durchaus unterschiedlich. Für tropische Wirbelstürme wie Taifune oder Hurrikans etwa sind weniger klare Aussagen möglich als beispielsweise für Hitzewellen.

Doch Ungewissheiten bei den einen Wetterextremen sollten nicht dazu führen, sich bei anderen Extremen mit klaren Aussagen zurückzuhalten, mahnt der Leitfaden. So verkehrt es für Medien wäre, Zusammenhänge zu übertreiben, so falsch ist es, allzu vorsichtig zu sein. Auch dies wäre, angesichts der Risiken der Klimakrise, eine Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht. "Der Zusammenhang von Erderwärmung und intensiveren und häufigeren Hitzewellen ist in jedem Teil der Welt extrem stark; man braucht bei solchen Aussagen nicht sonderlich auf der Hut sein."

"Dieser Leitfaden dürfte eine große Hilfe sein"

Der Leitfaden erklärt in kompakter Weise die Grundlagen und Methoden der Attributionsforschung. Er stellt einige Studien zu konkreten Extremereignissen vor; vor allem aber gibt er Ratschläge dazu, wie man über verschiedene Wetterextreme berichten kann, wenn noch keine spezifischen Studien zu ihnen vorliegen. Hitzewellen und Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme und starke Schneefälle, Dürren und Brände werden in jeweils eigenen Abschnitten gründlich behandelt. Am Ende der Broschüre sind die wichtigsten Punkten auf einer Doppelseite zusammengefasst.

"Die Medien können die Klimakrise nicht lösen", schreibt ZDF-Wettermoderator Özden Terli im Vorwort des Leitfadens, "aber es ist ihre Verantwortung, die Zusammenhänge zwischen menschlichem Handeln und den Folgen für Mensch, Natur, Wirtschaft und unsere Lebensweise wissenschaftlich fundiert, verständlich und in angemessenem Umfang darzustellen Dieser Leitfaden dürfte dabei eine große Hilfe sein."

Die Handreichung steht hier zum kostenlosen Herunterladen bereit,
die englische Version und Übersetzungen in weitere Sprachen finden sich hier.

Einen ausführlichen Faktencheck zum Thema hat klimafakten.de hier veröffentlicht,
eine kürzere Sammlung konkreter Tipps aus dem Jahr 2018 gibt es hier.

red