Fünf Twitter-Accounts, fünf Menschen mit noch mehr Bildschirmen in einem Konferenzraum, Dutzende User-Fragen und 120 Minuten Twitter-Marathon - das waren die Rahmendaten für den ersten gemeinsamen #KlimaChat von klimafakten.de mit Fachleuten des Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Zwei Stunden lang, von 10 bis 12 Uhr, standen drei Expert_innen des MCC über den Kurznachrichtendienst Twitter live für Fragen bereit. Das Prinzip: Einfach eine Frage twittern und mit dem Hashtag #KlimaChat markieren.
Für Blicke aus dem Fenster aufs Schöneberger Gasometer, das Wahrzeichen des Euref-Campus, auf dem das MCC seinen Sitz in einem ehemaligen Gebäude der städtischen Gaswirtschaft hat, blieb bei der Aktion wenig Zeit: "Mich hat es überrascht, was es für die Konzentration und Arbeitsfähigkeit mit einem macht, mehrere Twitter-Kanäle unter öffentlicher Anteilnahme in Echtzeit im Blick zu behalten," zieht klimafakten.de-Chefredakteur Carel Mohn ein Fazit der Aktion.
Vom MCC aus immer im Blick: ein alter Gasometer. Und damit das Thema "Wie schaffen wir den Ausstieg aus fossilen Energieträgern?"; Foto: Carel Mohn
Das Echo war beachtlich, oft im Sekundentakt liefen die Tweets mit Fragen ein. Fast alle konnten die Expert_innen Felix Creutzig, Brigitte Knopf und Jan Steckel dank schneller Vor-Ort-Koordination in Kürze der Zeit beantworten. Eine Auswahl der Antworten (und jeweils darunterstehend der Fragen) gibt es hier nochmal zum Nachlesen in Ruhe. Auffällig daran: "Vergleichsweise viele Fragen kamen zum Thema Glaubwürdigkeit: Schwerpunkt „Glaubwürdigkeit“. Wem kann man trauen? Und wie geht aufrichtige Klima-Kommunikation?", so Ulrich von Lampe, Kommunikationsmanager des MCC. Den vollständigen Chat können Sie übrigens in dieser Twitter-Liste anschauen.
Ulrich von Lampe sieht einen Gewinn des #KlimaChats auf beiden Seiten - für die User, wie auch für das Chat-Team von MCC und klimafakten.de: "Ich fand, dass unsere Fachleute trotz des Zeitdrucks präzise geantwortet haben - was vielleicht auch deshalb gelang, weil fast alle Fragen ebenso klar und präzise waren." Erfreulicher Effekt des intensiven Austauschs: Phasenweise "trendete" der Hashtag #KlimaChat und landete auf Platz der 2 deutschlandweiten Twitter-Stichwort-Hitparade.
Und weil wir auch schon danach gefragt wurden: Ja, wir werden das Format #KlimaChat wiederholen - zu einem anderen Thema aus der Klimawissenschaft und mit einem weiteren Forschungsinstitut als Partner. Wenn Sie nichts verpassen wollen, folgen Sie uns auf Twitter oder abonnieren Sie unseren Newsletter.
The way renewables, especially wind, is introduced, is a problem. Dialogue format as "participation-in-name-only" are problematic. Formats that generate public support, with local (economic) stakeholdership, e.g. where local communities profit financially, work. #KlimaChat https://t.co/JRfYQyGaTT pic.twitter.com/94oMHJ1cbQ
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
Die Einhaltung des 2°C Ziels ist schwierig, wir müssten in ca. 25 Jahren global bei Null Emissionen sein, für 1,5°C wären es noch knapp 8 Jahre. Wie wahrscheinlich ist das? Bei derzeitigem Trend landen wir bei 3-4C. Die Zahlen: https://t.co/ucCDW0zljS #CarbonClock #KlimaChat https://t.co/uzPQw1i8z5
— Brigitte Knopf (@BrigitteKnopf) January 15, 2020
Derzeit hat Deutschland 42 GWp Solar. Gesamtinstallierte Leistung aller Kraftwerke liegt bei 214 GW. Ob 800 GWp ausreicht, hängt vom künftigen Energiebedarf ab. Wenn gleichzeit Energie effizienter genutzt wird, Speichertechnologien wie Batterie vorhanden, dann reicht es aus. https://t.co/fFzlRwrOEi
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
Wir haben berechnet, wie hoch der #CO2Preis sein müsste, um die Klimaziele 2030 einzuhalten (55%). Da kommen wir auf 130€ für 2030. Für #Klimaneutralität müsste das also wesentlich höher sein. Details zu Kosten: https://t.co/xkKK1khSlJ #KlimaChat https://t.co/9UcFQVff1O pic.twitter.com/FnOEDwulBe
— Brigitte Knopf (@BrigitteKnopf) January 15, 2020
Unsere Kolleg*innen haben dazu einen Policy Brief erstellt, der viele dieser Fragen beantwortet: https://t.co/mSxblCMDsq#Klimachat https://t.co/BsANXIue4v
— Jan Christoph Steckel (@jan_c_steckel) January 15, 2020
Die Höhe des #CO2Preises ist v.a. eine Frage der politischen Machbarkeit. Es kommt darauf an, es sozialverträglich zu gestalten. Dazu haben wir viele Analysen gemacht, zb hier national: https://t.co/XUhyVO3QRe
— Brigitte Knopf (@BrigitteKnopf) January 15, 2020
hier internationale Antworten: https://t.co/2ZxxPO4LoU #KlimaChat https://t.co/R9xNozhhHR
We need both mitigation and adaptation. 2.5°C is still much better (still catastrophic) than 4°C. Berlin: Heat waves are an issue: urban greening, trees. Fair and inclusive treatment important!https://t.co/3ZvfIHXWUJ https://t.co/A9HPcpFr0j pic.twitter.com/1zCG3iFos3
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
Zu dem Themenfeld gibt es auch einen Fakten-Check bei @klimafakten https://t.co/SehK5pFiVy #KlimaChat https://t.co/xvr9x9Xm3P
— klimafakten.de (@klimafakten) January 15, 2020
Die Frage ist, ob ausreichend Menschen bereit sind, freiwillig zu verzichten. Eher nein. Am Ende brauchen wir klare Regeln für alle, also den Staat. Freiwilligkeit führt aber zu polit. Druck. Ein paar weiterführende Gedanken dazu hier: https://t.co/9nJuqUisTO@jrgptrs #Klimachat https://t.co/5U6YSH3jao
— Jan Christoph Steckel (@jan_c_steckel) January 15, 2020
Was, wie und wo funktioniert hängt sicherlich sehr am Kontext. Häufig werden Steuererleichterungen oder pauschale Transfers vorgeschlagen; ersteres in ärmeren Ländern ggf. schwierig. Generell guter Artikel dazu https://t.co/uo3Cinj7cN @LinusMattauch #Klimachat https://t.co/bj7AGEqCPL
— Jan Christoph Steckel (@jan_c_steckel) January 15, 2020
Ob das dt #Klimaziel angemessen ist, ist komplex: haben wir global ein 1,5 oder 2°C Ziel? Was ist dann auf EU Ebene angemessen? Und was für Deutschland? Lässt sich alles nur recht grob beantworten. Hier ein paar Gedanken dazu mit @Oliver_Geden https://t.co/k0ZgTwukey#KlimaChat https://t.co/y8aMpyVG4m
— Brigitte Knopf (@BrigitteKnopf) January 15, 2020
In Kürze: ja.
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
In Länge: zwischenzeitig entstehen bei Batterieproduktion auch relevante Emissionen. Aber: EVs sind insgesamt effizienter, zusammen mit PV/Wind eine gute Lösung. Weniger Autos, etwa als pooled shared electric mobility, kann insgesamt am meisten bringen. #KlimaChat https://t.co/legzupnsDY
Aus klimapolitischer Sicht schwierig nachvollziehen, aber so lange es keine klare und glaubhafte staatliche Regulierung gibt, leider immer wieder zu erwarten. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Unternehmen oder Individuen Klimapolitik selbst in die Hand nehmen #Klimachat https://t.co/VqL1bc1xVG
— Jan Christoph Steckel (@jan_c_steckel) January 15, 2020
Hierzu gibt es Texte auf der Website von @Psychologists4F Außerdem dazu: https://t.co/MQzXVw1Xie #KlimaChat https://t.co/HHcTKNOZQ0
— klimafakten.de (@klimafakten) January 15, 2020
Wichtige Frage! Indien investiert schon massiv in PV, China ist weltgrößter PV Produzent. Aber: Kohle in beiden Ländern sehr relevant. Zusätzlicher Technologietransfer, Loans wichtig, Unterstützung für indische Klimaschutzpolitik. https://t.co/7BEB4zNuOl#KlimaChat https://t.co/6RfQnBJ2YJ
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
Was auch immer "Trends" sind: Unsere Aktion #KlimaChat sorgt im Netz offenbar für Resonanz. Danke fürs Mitmachen! Noch bis 12 Uhr beantworten die Fachleute von @MCC_Berlin mit Hashtag #Klimachat getwitterte Fragen. #Klimapolitik #CO2Emissionen #Kohleausstieg #NegativeEmissionen https://t.co/liGL9UaM3n
— MCC Berlin (@MCC_Berlin) January 15, 2020
1) Visualisierungen (wie #Autokorrektur); 2) temporäre Spielzonen: https://t.co/VafabK6MLq; 3) autofreie Sonntage: https://t.co/Xj2h13TSb4 4) einfach mal Straßen umgestalten. https://t.co/swVKynr62L
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
Kapitalismus im Sinne von Marktwirtschaft ist sogar sehr gut geeignet, knappe Ressource effizient zu verteilen.
— Jan Christoph Steckel (@jan_c_steckel) January 15, 2020
Aber: Es braucht auch die richtigen Regeln dafür. #co2preis etc. #klimachat
Ein interessanter Artikel dazu: https://t.co/2xw4zqXKXx https://t.co/SIqVP65VZM
Ja, #CCS wird Teil der Lösung sein, aber v.a. für Industrie (also dort wo #Emissionen schwer zu vermeiden sind), und für Bioenergie mit #CCS (#BECCS), aber nicht für #Kohle. Übersicht über Technologien für Neg Emissionen #NET hier: https://t.co/z12oqvrQJe#KlimaChat @MCC_Berlin https://t.co/0esqTtyxc0
— Brigitte Knopf (@BrigitteKnopf) January 15, 2020
"Um das Klima zu retten, bitte HIER klicken!" Der Ansatz nennt sich Solutionism, hier eine einführende Übersicht zum Thema https://t.co/1zKMakwkgY #KlimaChat @helmholtz_de @k_stukenberg https://t.co/H3Sy8YlKoO
— klimafakten.de (@klimafakten) January 15, 2020
#KlimaChat Wasserstoffautos produzieren H20 aus H2 und O2. Wasserdampf kommt aus dem Wasserstoffauto also heraus, genauso wie aus dem Verbrennerauto (die produzieren auch H20). Insgesamt vernachlässigbarer Effekt. https://t.co/0ngTV3eLsN
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
#KlimaChat Es steht eine EU-weite Kerosinsteuer von 33c/l auf inner-EU-Flüge zur Diskussion. Bringt ca. 27. Milliarden €/ Jahr. Das reicht nicht aus, um Bahnfahrten kostenlos zu machen, könnte es aber günstiger machen. Kostenloser Bahnverkehr ist aber auch nicht sinnvoll. https://t.co/TBIVmoCvvv
— Felix Creutzig (@efesce) January 15, 2020
Budget für Deutschland ist schwer zu beziffern, da es eine ethische Frage ist, wieviel jedem Land zusteht. Hier ein paar Überlegungen dazu: https://t.co/k0ZgTwukey #KlimaChat https://t.co/J0Z9ripfpY
— Brigitte Knopf (@BrigitteKnopf) January 15, 2020