Es ist der dritte Spezialbericht, den der IPCC innerhalb von nur zwölf Monaten veröffentlicht: Nach Reports zum 1,5-Grad-Erwärmungslimit und zu Klimawandel & Landnutzung hat der Weltklimarat heute einen Band über die Folgen des Klimawandels für die Ozeane und Eismassen der Erde veröffentlicht. 104 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 36 Ländern haben ihn in zweijähriger Arbeit zusammengestellt. Auf mehr als tausend Seiten gibt er nun einen umfassenden Überblick über den Forschungsstand zu diesem Aspekt des Klimawandels, in Fachkreisen ist er unter dem Kürzel "SROCC" bekannt (nach dem englischen Titel "Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate"). Für 2021/22 ist dann die nächste Gesamtübersicht über die Klimawissenschaft geplant, der Sechste Sachstandsbericht (AR6).
Die Erderhitzung betrage bereits rund 1°C gegenüber vorindustriellem Niveau, mahnt der aktuelle Spezialreport. Die Meere sind deutlich wärmer und saurer und ihre Flora und Fauna bereits geschädigt, der Schwund der Eismassen in Gletschern und an den Polen hat sich beschleunigt. Hunderte Millionen von Menschen werden von der Veränderung der Wasserverhältnisse in den Bergen oder höheren Fluten an den Küsten betroffen sein.
Der IPCC rechnet jetzt mit bis zu 110cm höheren Meeren bis 2100
Eine Kernaussage des Reports hat klimafakten.de grafisch aufbereitet: In dem neuen Bericht hat der IPCC seine Abschätzung für den Anstieg der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts erhöht. Selbst bei strengem Klimaschutz sei ein Anstieg um bis zu 60 cm unvermeidbar, ohne drastische Senkung der Treibhausgas-Emissionen müsse aber sogar mit bis zu 110 cm gerechnet werden. Einer der Gründe für das Heraufsetzen der Schätzung ist, dass die neuere Forschungsarbeiten auf ein beschleunigtes Abtauen des Eispanzers der Antarktis hindeuten, erläuterte am Mittwoch Valérie Masson-Delmotte, Co-Vorsitzende derfür den Bericht zuständigen Arbeitsgruppe 1 des IPCC.
Wie sich die Aussagen des Weltklimarats über den Anstieg der Meeresspiegel im Laufe seiner drei letzten Berichte entwickelt haben, zeigt klimafakten.de in einer kleinen Grafikanimation - wir haben sie parallel zur Vorlage des Sonderreports auf unserem Twitter-Kanal veröffentlicht. Schematisch dargestellt ist in ihr zum einen der Anstieg der Meeresspiegel, der sich bereits vollzogen hat: mindestens 19 cm. Zum anderen zeigt die Animation, welche maximalen Werte der IPCC für den erwarteten Anstieg bis 2100 genannt hat: Im Vierten Sachstandsbericht 2007 waren es bis zu 59 cm, im Fünften Sachstandsbericht von 2013 waren es bis zu 98 cm, im 2019er Spezialreport sind es nun 110 cm.
Methodische Anmerkung:
Die in der Animation verwendeten Zahlen sind jeweils das obere Ende der Projektion im jeweiligen Report für den Meeresspiegelanstieg im Falle ungebremster Treibhausgas-Emissionen. Im Vierten Sachstandsbericht (AR4, WG1, SPM, S. 14) wies der IPCC zusätzlich darauf hin, dass bei beschleunigtem Schwund des grönländischen und antarktischen Eisschildes mit 10 bis 20cm höherem Meeresspiegelanstieg gerechnet werden müsse; daraus ergäbe sich für den AR4 eine Obergrenze der Schätzung von 79 cm.
red