Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die meisten Auswirkungen des Klimawandels nur vergleichsweise geringen oder gar keinen Nutzen haben werden – während andererseits große Schäden und beträchtliche Kosten drohen. Im Folgenden wird beispielhaft eine Auswahl von Lebensbereichen oder Phänomenen des Klimawandels betrachtet:
LANDWIRTSCHAFT
Natürlich ist Kohlendioxid wichtig für das Pflanzenwachstum, deshalb hat ein höherer CO2-Gehalt der Atmosphäre einen gewissen Düngeeffekt. Doch die Landwirtschaft ist stark abhängig von anderen Faktoren, etwa einer gleichmäßigen Wasserzufuhr - genau diese aber wird in manchen Regionen durch den Klimawandel, durch vermehrte Überflutungen und Dürren erheblich gestört werden. Daneben führt mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre auch dazu, dass beispielsweise bei Getreide die Qualität der Ernte sinkt.
Behauptungen, Gebiete in höheren Breiten – z. B. Sibirien – würden durch die globale Erwärmung produktiver, sind zweifelhaft. Der Boden in der Arktis und in angrenzenden Gebieten ist nämlich sehr nährstoffarm; und die Menge an Sonnenlicht, die den Boden im Sommer erreicht und die wichtig ist für das Pflanzenwachstum, wird sich infolge des Klimawandels nicht ändern, weil sie durch die Neigung der Erdachse bedingt ist.
Weitere negative Folgen der Erderwärmung sind das vermehrte Auftreten von Waldbränden oder Pflanzenschädlingen. Auch für die Tierhaltung sind Beeinträchtigungen zu erwarten, etwa durch Veränderungen bei den Weideflächen und dem verfügbaren Wasser. Vor allem die zunehmende Hitze setzt den Tieren zu und verringert die Produktivität in der Fleisch-, Eier- oder Milchproduktion ebenso wie in der Fischerei oder bei Aquakulturen. Der Klimawandel droht in vielen Regionen zu einer Gefahr für die Nahrungsversorgung zu werden, warnt der IPCC in seinem Sechsten Sachstandsbericht, der sich in einem eigenen Kapitel mit den Auswirkungen unter anderem auf Land- und Fortwirtschaft befasst (IPCC 2022, AR6, Band 2, Kapitel 5). Zusammenfassend stellt der IPCC fest:
"Der Klimawandel wird zunehmend Druck auf die Nahrungsmittelproduktion und den Zugang zu Nahrungsmitteln ausüben, insbesondere in verwundbaren Regionen, und damit die Ernährungssicherheit und die Nährstoffversorgung untergraben (hohes Vertrauen). Steigende Häufigkeit, Intensität und Schwere von Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen sowie der anhaltende Meeresspiegelanstieg werden zwischen 1,5 °C und 2 °C globaler Erwärmung die Risiken für die Ernährungssicherheit (hohes Vertrauen) in verwundbaren Regionen von mäßig auf hoch ansteigen lassen, wenn keine oder nur wenig Anpassung stattfindet (mittleres Vertrauen). Bei einer globalen Erwärmung von 2 °C oder mehr werden mittelfristig die Risiken für die Ernährungssicherheitaufgrund des Klimawandels schwerwiegender sein und zu Unterernährung und Mikronährstoffmangel führen, vor allem in Afrika südlich der Sahara, in Südasien, Zentral- und Südamerika und auf kleinen Inseln (hohes Vertrauen). Die globale Erwärmung wird die Bodengesundheit und Ökosystemleistungen wie Bestäubung zunehmend schwächen, den Druck durch Schädlinge und Krankheiten erhöhen und die tierische Biomasse im Ozean verringern, was die Nahrungsmittelproduktivität in vielen Regionen an Land und im Meer untergräbt (mittleres Vertrauen). Bei einer globalen Erwärmung von langfristig 3 °C oder mehr werden erheblich größere Flächen klimabedingten Gefahren ausgesetzt sein als bei einer globalen Erwärmung von 2 °C oder weniger (hohes Vertrauen), wodurch die regionalen Unterschiede bei Risiken für die Ernährungssicherheit verschärft werden (hohes Vertrauen)."
(IPCC 2022, AR6, Band 2, Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung, SPM.B.4.3)
Auf der Basis von Modellrechnungen kam eine Studie im Medizin-Journal The Lancet zu dem Ergebnis, dass durch die verschlechterte Nahrungsmittelversorgung infolge des Klimawandels bis 2050 weltweit mit rund 500.000 zusätzlichen Todesfällen gerechnet werden müsse, am stärksten betroffen seien China und Indien (Springmann et al. 2016).
GESUNDHEIT
Wenn im Zuge der Erderwärmung die Zahl von extrem kalten Tagen zurückgeht, dürfte auch die Zahl der Kältetode sinken, vor allem in nördlichen Breiten. Doch im Gegenzug droht durch heißere Sommer eine steigende Zahl von Hitzetoten. Und deren Zunahme wird wahrscheinlich stärker ausfallen als der Rückgang der Kältetoten. Darüber hinaus wird infolge des Klimawandels mit einer weiteren Ausbreitung von Insekten gerechnet, die Krankheiten übertragen. Fälle von Malaria, Dengue- und West-Nil-Fieber werden deshalb in Europa häufiger, auch für Durchfallerkrankungen und Allergien wird eine Zunahme erwartet (EEA 2022).
Eine Kommission der renommierten Fachzeitschrift The Lancet legte 2015 eine umfassende Untersuchung der vielfältigen und weitreichenden Folgen der Erderwärmung auf die öffentliche Gesundheit vor. Der Klimawandel stelle „ein unakzeptabel hohes und potenziell katastrophales Risiko für die menschliche Gesundheit“ dar, Klimaschutz sei daher „die größte Chance für die globale Gesundheitsversorgung im 21. Jahrhundert“. Jährlich veröffentlicht die Zeitschrift seitdem seinen Lancet Countdown on Health and Climate Change, in dem jeweils aktuell die Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel sowie Gegenmaßnahmen der weltweiten Regierungen analysiert werden.
Auch der IPCC befasst sich in seinen Reports regelmäßig mit dem Thema. In Band 2 des Sechsten Sachstandsberichts von 2022 sind in einem detaillierten Kapitel die weltweiten Forschungsergebnisse zusammengetragen, die negativen Folgen des Klimawandels für die Gesundheit beträfen besonders oft Menschen, die ohnehin benachteiligt sind, heißt es dort beispielsweise (IPCC 2022, AR6, Band 2, Kapitel 7). Das Fazit lautete:
„Der Klimawandel und die damit verbundenen Extremereignisse werden kurz- und langfristig zu einer erheblichen Zunahme von Krankheit und vorzeitigen Todesfällen führen (hohes Vertrauen). Weltweit wird die Exposition der Bevölkerung gegenüber Hitzewellen mit zusätzlicher Erwärmung weiter zunehmen, wobei ohne zusätzliche Anpassung starke geografische Unterschiede bei der hitzebedingten Sterblichkeit bestehen werden (sehr hohes Vertrauen). Ohne zusätzliche Anpassung werden laut Projektionen die Risiken durch über Lebensmittel, Wasser und Vektoren übertragene klimaabhängige Krankheiten bei allen Erwärmungsgraden steigen (hohes Vertrauen). Insbesondere das Dengue-Fieber-Risiko wird mit einer längeren Saison und einer größeren geografischen Verbreitung in Asien, Europa, Zentral- und Südamerika sowie Afrika südlich der Sahara zunehmen, wodurch bis Ende des Jahrhunderts potenziell Milliarden weitere Menschen gefährdet sein werden (hohes Vertrauen). Psychische Gesundheitsprobleme, einschließlich Angst und Stress, werden bei weiterer globaler Erwärmung voraussichtlich in allen betrachteten Regionen voraussichtlich zunehmen, insbesondere bei Kindern, Jugendlichen, älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen (sehr hohes Vertrauen).“
(IPCC 2022, AR6, Band 2, Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung, SPM.B.4.4)
UMWELT
Sicherlich wird der Klimawandel auch einige positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, etwa ein prinzipiell verstärktes Pflanzenwachstum durch höhere CO2-Konzentration in der Luft oder eine zunehmende Vegetation in nördlichen Breiten. Doch zahlreiche Studien belegen, welche negativen Folgen drohen: Waldsterben und häufigere Brände, die Zunahme sauerstoffarmer Meeresgebiete, Verunreinigung oder Erschöpfung von Frischwasser, weit verbreitetes Absterben der Vegetation durch Dürren, stark erhöhtes Risiko für das Absterben von Korallen, Abnahme des globalen Photoplanktons, Veränderungen beim Wanderverhalten von Vögeln und anderen Tieren, Veränderungen bei den Jahreszeiten, Unterbrechung von Nahrungsketten und der Verlust von Arten und vieles mehr.
Auch wenn es schwer ist, das Risiko von Artensterben exakt zu beziffern, warnt der IPCC in seinem Sechsten Sachstandsbericht ausdrücklich (IPCC 2022, AR6, Band 2, Kapitel 2, Executive Summary):
"Das Aussterben von Arten ist eine unumkehrbare Konsequenz des Klimawandels, das Risiko steigt mit zunehmenden Globaltemperaturen steil an. Die mittleren Schätzungen für den Prozentsatz von Arten, die sehr stark vom Aussterben bedroht sein werden ... , liegen
bei 9 Prozent für eine Erwärmung um 1,5 °C,
bei 10 Prozent für 2 °C,
bei 12 Prozent für 3 °C,
bei 13 Prozent für 4 °C und
bei 15 Prozent für 5 °C. Die wahrscheinlichen Werte für die Maximalschätzungen des Aussterberisikos liegen zwischen 14 Prozent (bei 1,5 °C) und 48 Prozent (bei 5 °C)."
Zu den am stärksten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten bei mittelstarken Temperaturanstiegen gehören demnach Wirbellose (inklusive Bestäuber), Amphibien (am stärksten Salamander) sowie Blütenpflanzen.
Wenn Arten aussterben oder Ökosysteme zusammenbrechen, ist das übrigens nicht nur eine Angelegenheit der Natur. Auch der Mensch profitiert auf vielerlei Weise von Tieren und Pflanzen und den von ihnen erbrachten, sogenannten „Ökosystem-Dienstleistungen“ (etwa die Blütenbestäubung bei Nutzpflanzen durch Bienen oder die Bindung von CO2 durch Wälder). Ein Verlust an Artenvielfalt kann deshalb auch für die Menschheit weitreichende Folgen haben.
Der Stand des Wissens zur weltweiten Biodiversität wird übrigens regelmäßig durch den IPBES in umfangreichen Berichten zusammengetragen, ein weltweites Wissenschaftsgremium ähnlich dem IPCC.
TAUEN DER ARKTIS
Zwar brächte die Öffnung eisfreier Schifffahrtsrouten in der Arktis kommerzielle Vorteile (kürzere Wege für Handelsschiffe zwischen Europa und Asien) und einen einfacheren Zugang zu Energie- und Mineralvorkommen. Doch diese müssen gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels abgewogen werden, etwa den Verlust an Lebensraum für lokale Tierarten (wie den Eisbären) oder auch eine Zunahme an beweglichen Eishindernissen für die Schifffahrt.
Zudem verstärkt die Arktisschmelze selbst die Erderwärmung: Die mit ihr verbundene Albedoänderung der Erdoberfläche (offener Ozean reflektiert weniger Sonne als helle Eis- und Schneedecke) führt zu einer weiteren Erwärmung des Wassers was wiederum die Schmelze beschleunigt. Nach dem gleichen Prinzip trägt zudem der Rückgang der saisonalen Schneedecke auf der Nordhalbkugel zum Klimawandel bei. Experten sprechen hier von einem "positiven Feedback" ("verstärkende Rückkopplung“ – IPCC 2021, AR6, Band 1, Kapitel 7.4.2.3). Ähnlich wirkt die Erwärmung der arktischen Tundra: Aus dem tauenden, zuvor dauerhaft gefrorenen Boden wird Methan frei, ein sehr starkes Treibhausgas, was die Erderwärmung ebenfalls weiter beschleunigt.
GLETSCHERSCHMELZE
Die Auswirkungen des weltweiten Gletscherschwunds sind überwiegend negativ. Viele Millionen Menschen (laut mancher Schätzungen ein Sechstel der Weltbevölkerung) sind vom Frischwasser abhängig, das von der natürlichen Schneeschmelze im Frühjahr stammt, und diese Wasserquelle – für Trinkwasser und die Landwirtschaft – könnte in vielen Regionen versiegen. Außerdem trägt das Schmelzen der Gletscher zum Anstieg der Meeresspiegel bei.
ANSTIEG DER MEERESSPIEGEL
Viele Regionen der Erde sind tiefgelegen, und hier ballen sich Bevölkerung und Infrastrukturen besonders. Schon ein relativ geringer Anstieg der Meeresspiegelkann in diesen Gegenden schwerwiegende Auswirkungen haben: Sturmfluten richten stärkere Schäden an, zerstören Siedlungen, Straßen, Bahnlinien. Äcker werden von Salzwasser überflutet, grundwasserführende Schichten verunreinigt. Vorsorgemaßnahmen, etwa Dämme, erfordern hohe Investitionen. Die Tourismuswirtschaft ist durch die Erosion von Stränden bedroht.
Indirekt dürften die Folgen anschwellender Meeresspiegel weltweit zu spüren sein, stellt der IPCC in seinem Sechsten Sachstandsbericht fest (IPCC 2022, AR6, Band 2, Kapitel 3, Cross-Chapter-Box zum Meeresspiegelanstieg). Bei ungebremsten Treibhausgasemissionen (Szenario RCP8.5) wären bis Ende des Jahrhunderts rund 2,5 bis neun Prozent der Weltbevölkerung und zwölf bis 20 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung (GDP bzw. BIP) Küstenüberflutungen ausgesetzt. Bei einer Erderhitzung von mehr als 3 °C und geringen Anpassungsmaßnahmen könne der Meeresspiegelanstieg „zu Störungen in Häfen und Küsteninfrastrukturen führen, die sich wiederum kaskadenartig über Sektoren und Regionen ausbreiten und Auswirkungen auf Finanzsysteme haben können.“
Für die fernere Zukunft warnt der IPCC:
„Auf einer Zeitskala von Jahrhunderten stellt der absehbare Meeresspiegelanstieg eine existenzielle Bedrohung für Inselstaaten, niedrig gelegene Küstengebiete und die dortigen Gemeinden, Infrastrukturen und das kulturelle Erbe dar. Selbst wenn die Klimaerwärmung bei 2 °C bis 2,5 °C stabilisiert wird, werden sich die Küstenlinien über Jahrtausende hinweg weiter verändern, mindestens 25 Megastädte gefährden und niedrig gelegene Gebiete überfluten, in denen 2010 zwischen 600 Millionen und 1,3 Milliarden Menschen lebten (mittlere Gewissheit).“
WIRTSCHAFT
Die (gesamt)wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels sind eines der umstrittensten Forschungsthemen – denn das Beziffern und Bewerten ökonomischer Folgen in der Zukunft ist sehr stark von den jeweils getroffenen Annahmen abhängig. Die meisten Untersuchungen erwarten zahlreiche negative Folgen und nur vergleichsweise geringe positive Auswirkungen. Der Stern-Report im Auftrag der britischen Regierung machte 2006 das generelle Muster der ökonomischen Notlage deutlich: Selbst wenn die genauen Zahlen in Zweifel gezogen werden, wären die Kosten eines ungebremsten Klimawandels sehr viel höher als die Kosten, ihn zu verhindern.
Sicherlich bringt die Erderwärmung auch positive Folgen für einige Weltregionen (etwa Nordeuropa oder Russland) und Branchen (für Bergbauunternehmen werden neue Lagerstätten in der Arktis zugänglich). Dem stehen aber schwerwiegende negative Auswirkungen an anderer Stelle gegenüber: Störungen im Welthandel, beim Transport, der Energieversorgung, der Versicherungsbranche, auf Finanz- und Arbeitsmärkten usw. Der IPCC stellt in seinem Sechsten Sachstandsbericht fest (IPCC 2022, AR6, Band II, Kapitel 16, Executive Summary):
„Extreme Wetterereignisse verursachen nicht nur beträchtliche direkte wirtschaftliche Schäden (hohe Gewissheit), sondern vermindern auch das Wirtschaftswachstum sowohl kurzfristig (im Jahr des Ereignisses und im Jahr danach) (hohe Gewissheit) als auch langfristig (bis zu 15 Jahre nach dem Ereignis) (mittlere Gewissheit), wobei die Auswirkungen in Entwicklungsländern gravierender sind als in Industrieländern (hohe Gewissheit).“
Es gilt weitgehend als gesichert, dass die Nachteile des Klimawandels am stärksten ärmere Menschen in Entwicklungsländern treffen werden, die auch am wenigsten in der Lage sind, sich sozial oder wirtschaftlich darauf einzustellen. Und mit großer Gewissheit geht der IPCC davon aus, dass die Wirtschaftsschäden durch den Klimawandel nicht-linear ansteigen – also unverhältnismäßig größer werden –, je weiter der Klimawandel voranschreitet. Allerdings liefern Studien sehr unterschiedliche und je nach Methode schwer vergleichbare Ergebnisse, sodass konkrete Schätzungen zur ökonomischen Gesamtbilanz derzeit nicht möglich sind. Studien aus den vergangenen Jahren deuten allerdings darauf hin, dass die wirtschaftlichen Folgen größer sein könnten, als in früheren Studien angenommen (IPCC 2022, AR6, Band 2, Summary for Policymakers B.4.6).
G. P. Wayne/klimafakten.de, August 2010;
zuletzt aktualisiert: Dezember 2022