Der Klimawandel ist nicht nur eine Gefahr für Natur und Umwelt, sondern bedroht auch immer mehr Menschenleben. An diesen oft vernachlässigten Aspekt des Problems hat der weltweit renommierte Aids-Experte Richard Marlink vergangene Woche in einem Kommentar in der US-Tageszeitung The Star-Ledger aus dem Bundesstaat New Jersey erinnert. Und er weist darauf hin, dass der Umgang mit der Immunschwächekrankheit wichtige Lehren für Klimaforschung und -politik bereithält.

Marlink, Immunologieprofessor an der Harvard University, erinnert daran, wie über viele Jahre auch beim Thema Aids grundlegende Erkenntnisse der Forschung in Zweifel gezogen wurden. Obwohl von Experten schnell und vielfach widerlegt, hätten sich Mythen beispielsweise über die Ursachen von HIV, über Infektionswege und erfolgversprechende Therapien weit verbreitet und hartnäckig gehalten. So habe sich beispielsweise der seit 1999 amtierende südafrikanische Präsident Thabo Mbeki medizinischen Erkenntnissen zu Aids verweigert - und die Einführung moderner Medikamente behindert. "Heute können wir sehen, wie falsch die Aids-/HIV-Leugnisten lagen", schreibt Marlink. Wegen der verzögerten Einführung neuer Therapien habe die Krankheit allein in Südafrika mehr als 330.000 vorzeitige Todesfälle verursacht.

"Wissenschaftsleugnung ist gleich Tod", warnt Marlink. "Auch der Klimawandel und der Tribut, den er der menschlichen Gesundheit abverlangt, werden sich verschlimmern - ob wir es glauben oder nicht. Viele von uns werden nicht lang genug leben, um in Gänze zu sehen, welche Folgen das Zurücknehmen von Umweltvorschriften und das Leugnen der Klimaforschung durch [die US-amerikanische Trump-] Regierung haben werden - aber unsere Kinder und Enkel werden unter den Konsequenzen leiden."

ts