Internet-Suchmaschinen wie Google oder die europäische, datenschutz-sensible Alternative Qwant sind heutzutage für viele Menschen die erste Adresse, wenn sie sich über irgendetwas informieren wollen. Genau deshalb ist etwa Google längst auch ein attraktiver Ort für Werbung, die so erwirtschafteten Umsätze des Konzerns bemessen sich längst in zig Milliarden. Wie in den USA gekaufte Anzeigen bei Google für gezielte Desinformation in Sachen Klimawandel genutzt werden, hat vor einigen Tagen die New York Times nachgezeichnet. Tippe man Suchworte wie "climate change" oder "global warming" ins Suchfenster, stünden bezahlte Links zu Webseiten mit wissenschaftlichen Falschinformationen an oberster Stelle der Ergebnisliste - weit vor den Homepages seriöser Informationsanbieter.
"Dies sind die Informations-Kriege", zitiert das Blatt Robert J. Brulle von der Drexel-University im US-Bundesstaat Pennsylvania, der seit längerem über Strategien von Klimawandel-Leugnisten forscht. "Es wird für den Einzelnen schwerer und schwerer, unvoreingenommene und vertrauenswürdige Informationen zu finden, weil mit solchem Material versucht wird, allen Raum zu besetzen."
Die Desinformation auf Google richtet sich offenbar gezielt an Laien
Bei diesen Desinformations-Kampagnen werden offenbar gezielt die technischen Möglichkeiten von Google genutzt. Durch das Speichern des Nutzerverhaltens und früherer Suchanfragen kann der Konzern hochgradig personalisierte Suchergebnisse auswerfen - dieses Zuschneiden des Service auf die Vorlieben der Nutzerinnen und Nutzer war Googles Innovation auf dem Suchmaschinenmarkt. Auch Werbetreibende können genau spezifizieren, wer bei Google welche Botschaften angezeigt bekommen soll. Die Links zu irreführenden Klima-Informationen werden nun offenbar gezielt solchen Personen angezeigt, aus deren Profil sich schließen lässt, dass sie keine Experten für das Thema Klimawandel sind - und deshalb wohl besonders anfällig für Falschinformationen. Wie die Times-Reporterin Hiroko Tabuchi beschreibt, bekam sie die Werbung für die Desinformations-Seiten nicht angezeigt, wenn sie die Google-Anfrage von ihrem Bürocomputer abschickte. Sie bekam stattdessen Annoncen zweier Umweltverbände zu sehen.
"Natürlich klicken die Leute", zitiert das Blatt den Betreiber einer Desinformations-Seite, die Anzeigen auf Google gekauft hatte. Der Konzern sei für ihn "die erste Wahl bei Werbung", sagt er offen. Angaben dazu, wer ihn finanziell unterstützt, wollte er nicht machen - wohl aber zum Effekt der Google-Werbung: Die Zugriffszahlen hätten sich drastisch erhöht. Laut einem Online-Analysedienst stiegen sie im zweiten Halbjahr 2017 etwa um das 15-Fache.
ts