Typische Behauptungen der sogenannten "Klimaskeptiker" und "Klimaleugner" halten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand -- ist das eine Nachricht? Seit Jahren weisen Klimaforscher reihenweise deren Thesen zurück, entsprechende Fakten zu rund 50 zweifelhaften Behauptungen rund um den Klimawandel finden sich auch auf dieser Website. Doch eine Studie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Global Environmental Change bringt ein grundsätzliches Argument ins Spiel: Hauptthesen der Kritiker der Klimaforschung scheitern auch in einem anonymisierten Test.

Bei ihrer Untersuchung gingen die Psychologen Stephan Lewandowsky (Universität Bristol), Klaus Oberauer (Universität Zürich) und zwei weitere Kollegen wie folgt vor: In einem ersten Schritt identifizierten sie in Blogs, Zeitungen und anderen Publikationen sechs typische Behauptungen von Menschen, die Erkenntnisse der Klimaforschung bestreiten. Dies waren zum Beispiel die Thesen, die Erderwärmung habe gestoppt, den weltweiten Gletscherschwund gebe es nicht oder der Anstieg der Meeresspiegel habe sich nicht beschleunigt.

Für den zweiten Schritt ihrer Studie verfremdeten die Forscher diese Thesen - und zwar so, dass sie keinerlei Bezug mehr zum Klimawandel zeigten, sondern es schien, als stammten sie aus einer ganz anderen Forschungsdiziplin, den Wirtschaftswissenschaften. Die These vom Stopp der Erderwärmung zum Beispiel wurde umformuliert in die These, der weltweite Anstieg der Agrarproduktion sei zum Ende gekommen. Statt von der Gletschermasse war in der verfremdeten These von Bevölkerungszahlen in ländlichen Regionen die Rede, statt von Meeresspiegeln von der weltweiten Litiumproduktion und so weiter. Dasselbe taten die Psychologen mit klimawissenschaftlichen Daten zum jeweiligen Thema: Grafiken zum Schwund der Gletscher wurden umetikettiert in Bevölkerungsdaten usw. (die Daten selbst, also deren Zahlenwerte, änderten sie nicht). Schließlich formulierten sie nach demselben Muster noch sechs Aussagen der Klimaforschung zu Erderwärmung, Gletschern, Meeresspiegeln etc. um.

"Wissenschaftler erkennen gute Wissenschaft auch in anderen Disziplinen"

Die verfremdeten Thesen zu Erderwärmung, Gletscherschwund, Meeresspiegelanstieg etc. legten die Psychologen dann zusammen mit den umetikettierten Daten ihren Testpersonen vor: 52 Ökonomen und Statistikern. Sie sollten einschätzen, welche Aussagen besser zu den Daten passen - die (verfremdeten) Aussagen der Klimaforscher oder jene, die ihre Kritiker getätigt hatten. Ergebnis: Die Aussagen der Klimaforschung wurden in großer Eintracht als "akkurat" und "zur Politikberatung geeignet" eingestuft - die Aussagen der sogenannten "Klimaskeptiker" hingegen als "irreführend", "inakkurat" und "nicht zur Politikberatung geeignet".

Das Ziel der Studie sei gewesen, Behauptungen zum Klimawandel frei von eventuellen politischen und ideologischen Fremdeinflüssen begutachten zu lassen, erklärt Leitautor Stephan Lewandowsky auf seinem Blog. So sollte der gelegentliche Vorwurf entkräftet werden, Klimawissenschaftler wiesen die Aussagen von Kritikern zurück, weil sie ihnen gegenüber voreingenommen seien. "In unserer Studie jedoch wurden die Aussagen [der Kritiker] ebenso negativ beurteilt - und zwar von Experten, die nicht wussten, um welche Art von Daten es ging." Die Washington Post kommentierte dieses Ergebnis mit den Worten: "Über die Grenzen von Forschungsdisziplinen hinweg merken Experten, wenn sie gute Wissenschaft sehen."

tst