Einer der neuesten Trends im (Online-)Journalismus sind sogenannte "360-Grad-Videos" - also Filme, die mit einer Rundum-Kamera aufgenommen wurden. Sie ermöglichen dem Publikum ein Gefühl, quasi "mittendrin" zu sein: Zuschauerinnen und Zuschauer können, während der Film auf ihrem Computer abläuft, auf einem Navigationsfeld ihre eigene Sichtperspektive ändern, sich buchstäblich umschauen und werden auf diese Art interaktiv einbezogen. Zahlreiche Medien experimentieren mit dieser Erzähltechnik, etwa die britische BBC oder die US-Nachrichtenagentur AP. In Deutschland zählen welt.de und der Nachrichtenkanal N24 zu den Vorreitern. In Österreich erregte kürzlich die Wiener Zeitung Aufsehen mit einer 360°-Reportage aus einem libanesischen Flüchtlingslager - die dort gezeigten Interviews mit geflohenen syrischen Kindern zum Beispiel werden durch die neuartige Erzählweise noch eindrucksvoller.

Wie man den Klimawandel auf 360° erzählen kann, hat nun der britische TV-Sender Channel 4 ausprobiert. Wissenschaftsredakteur Tom Clarke war mit einem Rundum-Kamera-Equipment vor der nord-norwegischen Insel Spitzbergen (Svalbard) unterwegs. Sein dreieinhalbminütiges Video mit dem Titel "Arctic Circle" vereint Aufnahmen des schwindenden Eises der Arktis unter anderem mit einer interaktiven Weltkarte der Erderwärmung.

Die Möglichkeit zur Veränderung der Kameraperspektive lädt ein zum Erkunden: Die Betrachter können sowohl ihren Blick auf das arktische Eis verändern als auch das Expeditionsschiff "hinter der Kamera" betrachten. Sie können auswählen, welche Regionen sie auf der Weltkarte der Erderwärmung näher anschauen wollen. Und nebenbei werden ihnen wissenschaftliche Inhalte erklärt, etwa wie das schwindende Meereis der Arktis in einem Rückkopplungseffekt ("Feedback") die Erderwärmung verstärkt. Die Stärke des Videos sind dabei nicht neue Informationen - sondern dass es bekannte Informationen auf neue Weise und besonders attraktiv für ein internet-affines Publikum aufbereitet.

tst