Lore Zablonier kam aus Deutschland über Schweden 1970 in die Schweiz. Der Hitzesommer 2003 sensibilisierte sie für den Klimawandel. Sie ist Vorstandsmitglied der KlimaSeniorinnen. In dem 2016 gegründeten Schweizer Verein engagieren sich Frauen im Rentenalter für Klimaschutz - und zwar mit besonderem Verweis auf die Interessen der nachfolgenden Generationen. Der Verein hat inzwischen mehr als tausend Mitglieder und das Hauptziel, die Schweizer Bundesregierung mit einer gerichtlichen Klage zu wirksamem Klimaschutz zu zwingen.
1. Nennen Sie bitte eine Sache, die Ihnen wirklich wichtig ist – und die Sie durch den Klimawandel gefährdet sehen.
Auf meinen morgendlichen Gang zum Züri-See verzichte ich ungern. Er macht mich wach und bereit für den Tag, besonders die frühen Morgenstunden im Sommer mit ihrer sanften Stimmung gefallen mir – auch bei Regen! Doch davon ist zurzeit wenig zu spüren. Die Hitzetage als Folge der Klimaerwärmung, die uns im Augenblick plagen, vergraulen mir dieses Vergnügen. Die kühle Brise ist nicht mehr so kühl, der See ist nicht mehr so grün, und das Wasser ist warm.
Ich weiß, das ist eigentlich ein Jammern auf hohem Niveau, andernorts leiden die Menschen ungleich mehr unter dem lebensbedrohlichen Klimawandel. Und dennoch – hier kommen mir die Folgen der Klimaverschlechterung so geradewegs und sehr persönlich entgegen. Und die Sorge um die Zukunft meiner Enkel und der Ärger über das langsame Vorwärtsmachen der Politik im Klimaschutz folgen auf dem Fuß!
2. Wann und mit wem haben Sie zuletzt – jenseits Ihres Jobs – über den Klimawandel gesprochen?
Mit einer Freundin vorgestern, als ich mit ihr über diese sechs Fragen diskutierte. Mit meinem Enkel vor ein paar Tagen, der sich nach meinen Aktivitäten als Klimaseniorin erkundigte.
3. … und mit wem würden Sie sich gern einmal unterhalten?
Mit unserem siebenköpfigen Bundesrat [die Regierung der Schweiz; Anm. d. Red.] Ich würde zum Beispiel gern wissen, was die Bundesrätinnen und Bunderäte als Privatperson für den Klimaschutz tun. Und ob es einen Unterschied in der Haltung zum Klimaschutz zwischen der Privatperson und der bundesrätlichen Person gibt - wie groß er ist, wie sich diese Haltungen gegenseitig beeinflussen und mit welchem Effekt. Und ich würde ihnen gern mit Nachdruck sagen, dass es eilt mit der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen. Das Klima verträgt keine politischen Winkelzüge mehr. Ebenso wenig wie wir Menschen.
4. Sie versuchen täglich, Menschen mit dem Thema Klimawandel zu erreichen. Hatten Sie schon einmal einen Aha-Effekt in der Frage, wie das am besten gelingt?
Mit dem Thema verbinden die meisten den Appell nach persönlichem Verzicht und reagieren entsprechend ablehnend. Nach meiner Erfahrung helfen am besten Fakten, und bildliche Darstellungen der Klimaverschlechterung beeindrucken am meisten. Im persönlichen Gespräch finde ich es oft schwierig, die vielen "Ja, aber …"-Sätze aufzufangen. Nicht immer gelingt es mir, mit der nötigen Prise Humor darauf zu reagieren.
5. Die Menschen, die Ihnen besonders nahestehen - könnten die zutreffend beschreiben, was Sie in Sachen Klimawandel tun?
Ja, meine Familie kennt mein Engagement bei den KlimaSeniorinnen und fragt interessiert nach. Wir diskutieren - manchmal heiß - über politische Haltungen und deren klimaschädliche Folgen. In meinem Freundeskreis habe ich das Image der Warnerin, obwohl ich bei entsprechender Gelegenheit eher Hinweise gebe – aber eben auch ungefragt!
6. Stellen Sie sich vor, Sie wären der/die Vorsitzender einer politischen Partei, die den Klimaschutz voranbringen will. Was wäre der Schlüsselsatz, mit dem Sie Ihre Wählerinnen und Wähler erreichen?
Mir fallen spontan mehrere Sätze ein: "KlimaSchutz – für die Eisbären und für uns! Miteinander – Füreinander". Oder: "KlimaSchutz – wir packen es an, bevor es zu spät ist!" Oder: "KlimaSchutz – unser Job und unsere Verpflichtung!"
Vergangenen Monat in dieser Rubrik:
Karsten Schwanke, Meteorologe und ARD-Wettermoderator