Das Genre hat längst einen eigenen Namen: Als "Cli-Fi", also "Climate Fiction" werden (in Anlehnung an "Science Fiction") Spielfilme oder Romane genannt, die in einer durch den Klimawandel radikal veränderten, künftigen Welt spielen. Am bekanntesten ist vermutlich Roland Emmerichs Katastrophenfilm The Day after Tomorrow aus dem Jahr 2004, in dem als Folge der Erderwärmung der Golfstrom zusammenbricht, woraufhin New York in Schnee und Eis versinkt.
Für die Kommunikation klimawissenschaftlicher Erkenntnisse sind solche Filme offenbar wenig hilfreich - im Gegenteil. Zu diesem Ergebnis kommt Michael Svoboda von der George Washington University in der US-amerikanischen Hauptstadt. Für einen Aufsatz in WIREs Climate Change hat er rund 60 Cli-Fi-Filme analysiert. Unter den zahlreichen möglichen Folgen des Klimawandels stürzen sich Regisseure und Produzenten vor allem auf Extremwetterereignisse, so Svobodas Fazit. "Die Auswahl richtet sich eher nach den Neigungen der Filmemacher als nach wissenschaftlichen Erkenntnissen." Die Bilder vom Klimawandel, die die Streifen in den Köpfen des Publikums verankern, seien "ein Problem für die Kommunikation von Wissenschaft".
Svoboda identifiziert mehrere Schwachstellen: Katastrophenbilder können die Öffentlichkeit überwältigen und ein Gefühl der Ohnmacht erzeugen. Ein anderes Risiko ist, dass neben den überspitzten, fiktionalen Darstellungen von Klimawandelfolgen die realen Auswirkungen der realen Erderwärmung vergleichsweise harmlos wirken können. Einer seiner frappierendsten Befunde: In den Filmen sind es meist weiße, mittelalte Männer, die im Alleingang die Welt retten - nicht alle dürften sich hier angesprochen fühlen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Svoboda eine Vielzahl der Streifen in einer fünfteiligen Serie im Wissenschaftsmagazin Yale Climate Connections analysiert. In einem Fortsetzungstext behandelte er kürzlich die neuesten Cli-Fi-Filme, etwa Teil 4 der Endzeit-Serie Mad Max. Dass der reale Klimawandel noch gebremst werden kann und wie dies möglich ist, kam praktisch nirgends zur Sprache.
tst