Weltweit herrscht eine große Beunruhigung angesichts der Folgen des Klimawandels. Im globalen Mittel sieht eine Mehrheit der Befragten in ihm ein "sehr ernsthaftes Problem" (54 Prozent). Dies ist das Ergebnis einer groß angelegten Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center unter mehr als 45.000 Personen aus 40 Staaten. Vor allem in Lateinamerika (74 Prozent) und Afrika (61 Prozent) macht der Klimawandel demnach große Sorgen.

Ein Blick auf einzelne Länder zeigt allerdings, dass die Einschätzungen zum  Klimawandel sehr unterschiedlich ausfallen. In Brasilien zum Beispiel ist der Anteil der Menschen, die den Klimawandel als "sehr ernsthaftes Problem" bezeichnen mit 86 Prozent am höchsten. An der Spitze liegen außerdem Burkina Faso (79 Prozent) und Indien (76 Prozent). Demgegenüber ist ausgerechnet in Ländern, die zu jenen mit dem weltweit höchsten CO2-Ausstoß zählen, die Sorge um die Folgen des Klimawandels mit am geringsten. So stufen beispielsweise in den USA im Mittel lediglich 45 Prozent der Befragten den Klimawandel als "sehr ernsthaftes Problem" ein. In China sind es lediglich 18 Prozent, sehr niedrig ist der Wert auch in Polen (19 Prozent). Die Sorge, dass der Klimawandel sie persönlich schädigen werde, teilen in den USA nur 30 Prozent und in China 15 Prozent der Befragten. 

Das Pew Research Center ist auf eine negative Korrelation von CO2-Ausstoß und Besorgnis über den Klimawandel gestoßen: In Staaten mit hohen Emissionen (Punkte im rechten Bereich) ist die Sorge deutlich geringer als in den meisten Staaten mit niedrigen Emissionen; Quelle: Pew Research Center 2015

Nichtsdestotrotz ist die Unterstützung für Klimaschutz auch in den USA und China groß: 71 Prozent der Chinesen sprechen sich dafür aus, dass ihr Land Treibhausgase im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens reduziert, in den USA sind es 69 Prozent. Im globlalen Mittel werden 78 Prozent erreicht. In allen untersuchten Ländern findet sich für diese Aussage eine Mehrheit - ausgenommen in Pakistan.

Deutschland: 55 Prozent sehr besorgt, große Mehrheit für Paris-Abkommen

In Deutschland hält eine Mehrheit den Klimawandel für ein sehr ernstes Problem (55 Prozent), und eine sehr starke Mehrheit spricht sich für Klimaschutz im Rahmen des Paris-Abkommens aus (87 Prozent). 42 Prozent sorgen sich, dass sie persönlich von Folgen des Klimawandels getroffen werden könnten, 18 Prozent sorgen sich sogar sehr. Unter den Grünen-Anhängern rechnen 76 Prozent damit, dass der Klimawandel sie persönlich treffen werde, während die Sorge vor einer persönlichen Betroffenheit bei 63 Prozent der Anhänger der SPD besteht und bei 51 Prozent der Anhänger der Union.

Bemerkenswert sind auch die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der Bewertung es Klimawandels: In den USA beispielsweise zeigen sich weibliche Befragte deutlich stärker beunruhigt (51 Prozent: Klimawandel ein "sehr ernsthaftes Problem") als männliche Befragte (39 Prozent). Noch stärker zeigt sich der Unterschied bei der Annahme, persönlich vom Klimawandel getroffen zu werden (36 der Frauen, 23 Prozent der Männer), und der Einschätzung, dass zum Schutz des Klimas ein größerer Wandel in den Lebensgewohnheiten nötig sei (75 zu 57 Prozent).

USA: Besorgnis bei Frauen, Jüngeren und Ärmeren stärker verbreitet

Unterschiede gibt es auch im Alter: Deutlich mehr US-Amerikaner im Alter von 18 bis 29 bewerten den Klimawandel als "sehr ernsthaftes" Problem (52 Prozent) als US-Bürger über 50 Jahre (38 Prozent). Diese Kluft zeigt sich auch in anderen Staaten, etwa in Polen, Frankreich und Indien. Auch in Sachen Einkommen variieren die Aussagen: US-Amerikaner, die weniger als 50.000 Dollar im Jahr verdienen, fühlen sich deutlich angreifbarer durch den Klimawandel (37 Prozent) als solche mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Dollar oder mehr (21 Prozent).

Dürre und Wasserknappheit sind die Klimawandelfolgen, die Menschen weltweit am stärksten beunruhigen. Es folgen Extremwetter, hier ist die Sorge in Asien und im pazifischen Raum am größten. Hitzewellen beunruhigen am stärksten die Menschen im Nahen Osten und in Afrika. Und die Besorgnis ob der steigenden Meeresspiegel ist interessanterweise nicht in Asien oder dem pazifischen Raum am höchsten, sondern in den USA und Europa; Quelle: Pew Research Center 2015

Aus der Pew-Umfrage geht zudem hervor, welche Folgen des Klimawandels es sind, die weltweit die Menschen am meisten beunruhigen: vor allem Dürren und Wasserknappheit (im globalen Mittel 44 Prozent, Lateinamerika und Afrika 59 Prozent). Dahinter folgen die Sorge über  Extremwetter wie Fluten oder Stürme (im globalen Mittel 25 Prozent), lange, extreme Hitzephasen (14 Prozent) und den Anstieg des Meeresspiegels (6 Prozent).

Lebensgewohnheiten ändern statt auf Technolgien setzen

Beim Umgang mit dem Klimawandel klaffen die Ansichten ebenso auseinander. Auf die Frage, wer die Last beim weltweiten Klimaschutz tragen müsse, verwies eine Mehrheit auf die wohlhabenden Staaten. 54 Prozent stimmen der Aussage zu: "Reiche Länder wie die USA, Japan und Deutschland sollten mehr tun als die Entwicklungsländer, da sie bisher die meisten der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verursacht haben." Vor allem ärmere Staaten wie die Philippinen, Ghana oder Tansania teilen diese Aussage. In Deutschland sind es immerhin 59 Prozent. In den USA ist hingegen eine Mehrheit der Überzeugung, Entwicklungsländer sollten ebenso viel tun wie die Industriestaaten.

Größere Einigkeit herrschte bei den möglichen Lösungen. Im globalen Mittel geben 67 Prozent an, dass die Menschen ihre Lebensgewohnheiten deutlich ändern müssten, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Selbst in dem technikgläubigen Land USA stimmen der Aussage zwei Drittel der Befragten zu. Hingegen glauben weltweit nur 22 Prozent, dass vor allem Technologien das Problem mit dem Klimawandel lösen könnten.

bvb