Wie lassen sich Menschen zu Klimaschutz motivieren? Häufig wird – neben den drohenden Schäden und Zerstörungen infolge des Klimawandels – mit ökonomischen Vorteilen von Klimaschutzmaßnahmen argumentiert oder auch mit positiven Nebeneffekten, etwa für die Gesundheit. Es wird also beispielsweise betont, dass Energieeffizienz auch Geld spart oder eine Stilllegung von Kohlekraftwerken förderlich wäre für die Gesundheit, weil etwa die allgemeine Quecksilberbelastung deutlich sänke. In der Wissenschaft wird hier von „positiven Nebennutzen“ von Klimaschutz gesprochen, englisch „co-benefits“.

Dass indessen vor allem nicht-materielle Co-Benefits für viele Menschen eine Rolle spielen, ergab eine Studie, die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Climate Change erschienen ist. Ein Team um den australischen Psychologen Paul Bain befragte dafür knapp 6.200 Personen in weltweit 24 Ländern, darunter in Deutschland, China, Russland, Mexiko oder den USA.

Demnach sind Menschen grundsätzlich zu Klimaschutz zu motivieren, wenn sie den Klimawandel für ein wichtiges Problem halten – so weit, so erwartbar. Doch auch Personen, die diese Einschätzung nicht teilten, waren empfänglich für die Argumentation mit positiven Nebeneffekten. „Das Kommunizieren von Co-Benefits könnte zu Klimaschutz-Aktivitäten motivieren, wo man mit traditionellem Vorgehen nicht weiterkommt“, lautet ein Kernergebnis der Studie.

Weniger überzeugend: gesundheitliche Vorteile oder die Verhinderung von Armut

Die Forscher untersuchten sodann, welche Nebennutzen überzeugend wirkten. „Überraschenderweise war die Reduzierung von Umweltverschmutzung, Armut oder Krankheiten der schwächste Motivator“, erklärt Hauptautor Bain in einem Aufsatz für das Online-Wissenschaftsmagazin The Conversation. Auch wenn mit solchen Vorzügen oft argumentiert werde und sie sich ja auch tatsächlich bei Klimaschutz einstellen würden, so Bain, „wirkt es nicht so, als würden sie die Handlungsbereitschaft der Leute stark beeinflussen“. 

Vor allem zwei Typen von Co-Benefits seien überzeugend: die Aussicht auf bessere (ökonomische) Entwicklung und das Gefühl von Mildtätigkeit oder Gerechtigkeit. In den Worten von Paul Bain: „Die Leute ließen sich Klimaschutzaktivitäten motivieren, wenn sie meinten, diese führten zu wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Fortschritten und zu einer Gesellschaft, in der Menschen stärker auf andere achten.“

Doch zeigten sich wichtige Differenzen zwischen diesen beiden Motivationen. Das Entwicklungsargument wirkte von Land zu Land verschieden, beispielsweise in Frankreich und Russland stark, in Japan oder Mexiko hingegen schwach. (Eine Erklärung dafür fanden die Forscher nicht.) Ganz anders das Ergebnis bei der moralischen Argumentation: „Die Gesellschaft mitfühlender zu machen“, so Bain, „war überall auf der Welt ein starker Motivator.“

tst