Die Sache mit dem Treibhauseffekt ist ja offenbar ziemlich kompliziert. Zwar kennen die Klimaforscher ihn seit bald 200 Jahren, und schon jahrzehntelang warnen sie, dass er sich gefährlich verstärke. Doch die Politik scheiterte auf einem Klimagipfel nach dem anderen. Der Öffentlichkeit leuchtet die Dringlichkeit der Sache nicht recht ein. Und obwohl sich ein Hitzerekord an den anderen reiht, wollen Heerscharen sogenannter Klima"skeptiker" das ganze Problem noch immer nicht verstehen.
Stefan Rahmstorf kann den Treibhauseffekt ziemlich einfach erklären: "Stellen wir uns vor, wir sind auf einem Fußballplatz, wo ständig Fußbälle vom Himmel fallen – das sind die Sonnenstrahlen. Die Fußbälle müssen wir in den Himmel zurückkicken, um sie wieder loszuwerden. Aber das gelingt oft nicht: Ein großer Teil fällt auf den Platz zurück, und es werden immer mehr." Beim Treibhauseffekt nun kommen keine Fußbälle, sondern Sonnenstrahlen zurück zur Erde – und dass es nicht lange gut gehen kann, wenn mehr und mehr Bälle liegenbleiben, und dass man wirklich etwas dagegen unternehmen sollte, leuchtet sofort ein. Nicht nur jedem Kind.
Rahmstorf, 55, ist Professor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von klimafakten.de). Weltweit zählt er zu den renommiertesten Klima-Ozeanologen. Er publiziert in den führenden Wissenschaftsjournalen, hat eine Handvoll Sachbücher geschrieben – und in der Reihe Die Kinder-Uni der Deutschen Verlagsanstalt ein Buch für Kinder ab zehn Jahren (aber ebenso für Eltern und Großeltern). Bereits im Jahr 2011 ist es (auf Papier und als Hörbuch) erschienen - wir stellen es hier, weil es heute genauso lehrreich und aktuell ist wie damals.
Um den Klimawandel geht es eigentlich erst auf den letzten fünfzig Seiten, und das ist auch gut so. Auf den 150 Seiten davor schickt Rahmstorf, der selbst zwei Kinder hat, die Leserinnen und Leser auf eine packende Reise durch Jahrmillionen der Erdgeschichte und die Wettermaschinerie unseres Planeten. Da zucken Blitze und krachen Donner, honigmelonengroße Hagelkörner fliegen einem um die Ohren. Man kreuzt die Tornadostraße, die sich von Texas bis Minnesota zieht. Stürzt mit dem verunglückten Kampfpiloten William Rankin atemberaubende 40 Minuten lang am Fallschirm durch Unwetterwolken.
Ein Klimabuch, das keine Angst verbreitet
Rahmstorf schreibt kindgerecht, ohne sich anzubiedern. Er stellt staunende Fragen: Wie viel Regen fällt auf der ganzen Welt? Ruht der Wind sich jemals aus? Er streut Experimente ein, erklärt etwa, wie man ein Thermometer bastelt. Und wählt anschauliche Beispiele aus der kindlichen Erfahrungswelt: Den ersten Hauptsatz der Thermodynamik erklärt Rahmstorf an einem Gameboy – der Strom aus den Batterien verschwinde nicht einfach, sondern verwandle sich in das Licht auf dem Display oder die Wärme des Geräts. Anhand einer Taschenlampe und eines Blattes Papier erläutert er, warum es am Nordpol so kalt ist. Illustriert ist das Ganze übrigens hoch intelligent und äußerst liebevoll von Klaus Ensikat.
Ein großes Plus ist, dass Rahmstorfs Buch keine Angst verbreitet. Denn immer neue Alarmrufe der Klimaforscher – so zutreffend sie auch sein mögen – lähmen das Publikum inzwischen eher, als dass sie aufrütteln. Doch wie so viele Klimabücher endet auch dieses etwas trivial mit Öko-Tipps. Die sind nicht verkehrt; aber stromsparende Kinder werden den Klimawandel nicht stoppen. Empfehlenswert ist das Buch trotzdem: "Kenntnisreich, lehrreich, unterhaltsam", meinte der Deutschlandfunk in seiner Rezension. "Ein Buch für alle, die wirklich mitreden wollen, wenn es ums Klima geht."
Stefan Rahmstorf: Wolken, Wind & Wetter. Alles, was man über Wetter und Klima wissen muss. Die Kinder-Uni. DVA 2011. 19,99 Euro (ab 10 Jahre)
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