In der Hektik der aktuellen Berichterstattung haben Journalisten oft wenig Zeit und Muße, sich mit  komplizierten Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Der Verbindung zwischen tagesaktuellen Nachrichten und dem Klimawandel nachzugehen, erscheint vielen Medienvertretern daher zu komplex. Dennoch ist schnelles Expertenwissen gefragt – sei es vor einer UN-Klimakonferenz, nach einem spektakulären Tornado oder bei Erscheinen einer aktuellen Studie über den verlangsamten Golfstrom.

Fachleute direkt oder gar vor Ort zu befragen, ist im dichten redaktionellen Alltag vieler Journalistinnen und Journalisten häufig nicht möglich. Servicestellen helfen dabei, schnell kompetente Ansprecherpartner zu finden; Foto: Carel Mohn

In den USA haben Klimawissenschaftler und Kommunikationsexperten dieses Problem schon länger erkannt und bieten kostenlose Service-Leistungen für Medienvertreter an. Man wolle "die Lücke zwischen Klimaforschung und Öffentlichkeit schließen", formuliert es beispielsweise das Portal "Climate Science Rapid Response Team". Auch in Deutschland gibt es mittlerweile ähnliche Servicestellen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. klimafakten.de stellt fünf ausgewählte Institutionen vor:

DKK-Expertenvermittlung

Das Deutsche Klima-Konsortium ist der Zusammenschluss der größten Klimaforschungseinrichtungen in Deutschland mit 25 Mitgliedern. Neben Forschungsförderung und internationaler Vernetzung bietet das DKK auch eine Expertenvermittlung für Journalisten an. Telefonisch oder per Mail kann der/die Journalistin aus aktuellem Anlass oder für eine längerfristige Recherche nach geeigneten Ansprechpartnern fragen. Auf Anfragen per Mail kommen die Antworten schnell, sie sind je nach Thema unterschiedlich ausführlich. Meist gibt das DKK selbst keine weitergehenden Informationen, sondern verweist auf Ansprechpartner in ihren Mitgliedsinstituten.

IDW-Expertenmakler

Bereits seit 1995 bietet der Informationsdienst Wissenschaft (idw) ein umfangreiches Serviceangebot für Medien an und verfügt nach eigenen Angaben über ein Netzwerk von mehr als tausend Forschungsstellen. Über den idw können Journalisten zu allen möglichen Forschungsgebieten Hinweise auf Studien, Tagungen und Weiterbildungen beziehen. Der Service ist nur für registrierte Nutzer möglich, aber registrieren können sich auch Nicht-Journalisten. Insgesamt hat der idw laut eigenen Angaben 36.000 Abonnenten seines regelmäßigen Newsletters.

Ausschließlich für Journalisten gedacht ist hingegen der idw-Expertenmakler: Über ein Online-Formular trägt man sein Anliegen vor, was genau von dem Experten erwartet wird, für welches Medium der Beitrag gedacht ist und gibt auch eine Frist für die Veröffentlichung an. Unter der Rubrik "Umwelt und Klima" können Klimajournalisten ihre Anfragen loswerden. Antworten erhalten die Journalisten aber nicht direkt vom idw-Team, da dieses kaum redaktionell arbeitet und sich als "technischer Vermittler" versteht. Die Rückmeldung auf eine Anfrage kommt normalerweise direkt von einem Experten aus dem idw-Netzwerk. Es kommt allerdings auch vor, dass eine Antwort ausbleibt - in diesem Fall lohnt sich aber der Blick in die von der idw-Redaktion auf ihrer Website angebotene "Expertenliste", um selbst einen entsprechenden Ansprechpartner zu suchen. Besonders gut vernetzt ist der Dienst laut eigener Aussage bei Gesundheits- aber auch bei Umweltthemen.

Science Media Center Germany (SMC)

„Urteilskraft = Wissenschaft mal Journalismus zum Quadrat“ - so lautet der Slogan des Kölner Wissenschaftsportals SMC, das Journalisten im deutschsprachigen Raum nach eigenen Angaben schnell und zuverlässig mit Informationen, Zitaten und Ansprechpartnern versorgt. Umwelt und Klimawandel sind dabei nur zwei Themen unter vielen – die SMC-Redaktion deckt auch andere naturwissenschaftliche Felder wie Medizin und Biologie ab und arbeitet unabhängig und nach den Prinzipien der journalistischen Sorgfaltspflicht. Möglich macht das eine Förderung durch die Stiftung des 2015 verstorbenen Physikers und SAP-Gründers Klaus Tschira.

Das SMC bietet unregelmäßige Briefings zu jeweils aktuellen Themen an. Um in den Kreis der Empfänger aufgenommen zu werden, durchläuft man einmalig eine rund fünf- bis zehnminütige Akkreditierung. Der SMC-Service umfasst unter anderem Studien mit Sperrfristen, die man schon Tage vor der eigentlichen Veröffentlichung erhält, Kontaktdaten zu relevanten Experten und – eine Besonderheit des SMC – bereits zur Veröffentlichung fertig aufbereitete Zitate dieser Fachleute. Mal verschickt das SMC zwei aktuelle Studien in einer Woche, mal gibt es über eine längere Zeit keine News. Ist ein Thema brandaktuell, und der Journalist würde gern ein SMC-Briefing haben, hilft manchmal eine Mail. Nach eigenen Aussagen der SMC-Redakteure wird das Thema aber nur aufgegriffen, wenn es besonders viele Anfragen gibt und diese Informationen werden dann auch allen registrierten Nutzern mitgeteilt. Nur in Ausnahmefällen kümmert sich das SMC um individuelle Rechercheanfragen. Mit welchen Themen sich die SMC-Redaktion schon beschäftigt hat, lässt sich mit der Suche auf der Webseite herausfinden.

Climate Voices

Was man in Deutschland nur über Online-Formulare und/oder nach einer Registrierung bekommt, bietet das US-amerikanische Portal Climate Voices niedrigschwelliger an: Mit einer anschaulichen, interaktiven Karte kann jeder – ob Journalist oder nicht – nach Ansprechpartnern in Sachen Klimawandel suchen. Die University Corporation for Atmospheric Research (UCAR), ein Konsortium aus Klimaforschungseinrichtungen, und die United Nations Foundation haben so einen öffentlich zugänglichen Expertenpool für die gesamte USA erstellt, inklusive kurzer Beschreibung und Kontaktdaten der Ansprechpartner.

Mit einer Schlagwortsuche nach Name, Stadt, Bundesstaat oder Themengebiet können Experten gezielt gesucht werden. Allerdings ist die Suche mit Schlagworten selten erfolgreich. Für das Auffinden von lokalen Ansprechpartnern einer Universität oder Forschungseinrichtung (etwa für Lokaljournalisten oder für die Veranstalter von Vorträgen) ist die Karte jedoch ein Angebot, das man sich auch für Deutschland wünschen würde.

Climate Science Rapid Response Team

Das Team des amerikanischen Dienstes Climate Science Rapid Response Team hat sich auf die Fahnen geschrieben, Klimaforscher mit Politikern und Journalisten zu vernetzen. Damit Entscheider und Medien schneller und gezielter an Informationen kommen, können Anfragen über ein Online-Formular an die Redaktion geschickt werden. Die antwortet allerdings nicht besonders verlässlich; gerade bei Anfragen aus dem Ausland kommt teilweise auch auf mehrfache Nachfragen keine Antwort. Die Experten sind laut dem Portal aufgrund ihrer peer-reviewten Beiträge zur Klimaforschung ausgewählt worden und stellen sich ehrenamtlich für Anfragen zur Verfügung. "Die Lücke zwischen dem, was Klimaforscher wissen und was die Öffentlichkeit weiß, ist zu groß", so CSRR. Besonders über die Medien könne ein breites Publikum erreicht werden - und so die Lücke geschlossen werden.

Susanne Götze