"Was hervorsticht, ist nicht wichtig. Was wichtig ist, sticht nicht hervor." Mit diesen Worten beginnt der Publizist George Monbiot einen Essay in der britischen Tageszeitung The Guardian. "Die Medien lenken uns ab von den Themen, die die Richtung unseres Lebens bestimmen werden - und hin zu Themen von himmelschreiender Unwichtigkeit."
Monbiots Text ist eine wütende Anklage. Er zählt reihenweise Indizien dafür auf, dass der Klimawandel viel schneller ablaufe, als es die Wissenschaft eigentlich erwartet hat: immer neue Rekorde bei der Erdmitteltemperatur, Arktisschmelze, Fluten, Hitzewellen - doch in den Medien fänden die sich allenfalls als Randnotizen. Oder die kommende Präsidentenwahl in den USA, die sei eine echte Richtungsentscheidung - während der Republikaner Trump den Klimawandel für Schwindel halte, verspreche die Demokratin Clinton eine ehrgeizige Energiewende. Doch die Zeitungsspalten und Sendeminuten von den Wahlparteitagen seien stattdessen vor allem mit belanglosen Trivialitäten von gefüllt gewesen.
"Auf vielen Ebenen sind die Medien parteiisch - aber am bedeutsamsten ist ihre Voreingenommenheit gegen Relevanz", schreibt Monbiot. Wenn die Menschheit bei der Begrenzung des Klimawandels versage, dann werde nicht die Öl- oder Kohleindustrie, nicht die Verkehrsbranche oder die Landwirtschaft die Hauptschuld tragen. Wenn es die Öffentlichkeit zulässt, dass diese Wirtschaftszweige das Klima zerstören, dann liege das vor allem am Versagen der Medien. "Das größte Problem ist die Branche, für die ich selbst arbeite."
Toralf Staud