An der Universität Flensburg ist ein Forschungsprojekt zu Aufbau und Pflege kommunaler Klimanetzwerke gestartet. "Wir entwickeln Strategien, wie man lokale Schlüsselakteure für den Klimaschutz vor Ort gewinnt - und wie man sie in eine wirkungsvolle Zusammenarbeit einbindet", erklärt Professor Olav Hohmeyer. Der Volkswirt leitet das zweijährige Projekt, das von der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert wird

"In vielen Orten ist der Klimaschutz bisher stark von Behörden getrieben", erläutert Projektmitarbeiter Martin Beer, der früher selbst Klimaschutzmanager der Stadt Flensburg war. "Andere Akteure gezielt anzusprechen und einzubeziehen - dafür fehlen bislang die Rezepte." Doch gerade in Bereichen wie Wirtschaft, Zivilgesellschaft oder Parteien gibt es viele potentielle Unterstützer. "Sie tragen Verantwortung, sie haben Wissen und sie haben Einflussmöglichkeiten", sagt Beers Kollegin, die Volkswirtin Julia Schirrmacher. Hinter jedem dieser Schlüsselakteur stehe ein Netzwerk, in dem weitere geeignete Persönlichkeiten gewonnen werden könnten. "Das führt letztlich zu zusätzlichen Energieeinsparungen und Emissionsreduktionen."

Um ihre Treibhausgasemissionen spürbar zu senken, sind Kommunen auf gute Zusammenarbeit mit den externen Schlüsselakteuren angewiesen. Denn in Städten entstehen zwar bis zu 70 Prozent aller Emissionen, die mit der Erzeugung von Energie zusammenhängen – direkten Einfluss haben die Kommunen aber nach Schätzungen der Flensburger Wissenschaftler nur auf deutlich unter zehn Prozent. Zwar könne der Einfluss über Stadtwerke oder Wohnungsbaugenossenschaften höher liegen, doch häufig seien diese nicht vollständig in kommunalem Besitz oder nicht direkt weisungsgebunden.

Anhand von acht Fallstudien soll erkundet werden, was funktioniert

Umso wichtiger ist es, dass Städte und Gemeinden externe Schlüsselakteure identifizieren, ansprechen und motivieren. Als Beispiel aus Flensburg nennt Beer ein Vorstandsmitglied der örtlichen Wohnungsbaugenossenschaft Selbsthilfe Bauverein. "Er hat – inspiriert durch die Vorträge von Professor Hohmeyer über den letzten IPCC-Sachstandsbericht – die Dringlichkeit des Handelns erkannt und seine exzellente Vernetzung dazu genutzt, weitere wichtige Akteure für die Gründung des Klimapaktes Flensburg  zu gewinnen."

In acht Fallstudien wollen die Forscher nun genauer untersuchen, welche Strategien zum Einbinden solcher Schlüsselakteure funktionieren. Dafür werden – unterstützt durch das Deutsche Institut für Urbanistik (difu) und die Hannoveraner Agentur 4K – bundesweit acht Kommunen ausgewählt, die eine möglichst große Bandbreite abdecken sollen: Landkreise ebenso wie Großstädte, Regionen aus Ost- und Westdeutschland, Kommunen mit bereits ausgearbeiteten Klimaschutzstrategien und solche, die erst am Anfang stehen. Ergebnis des Projekts soll bis Ende 2017 ein Leitfaden für Kommunen mit möglichst konkreten Methoden und Empfehlungen sein.

"Was der Klimawandel für die Städte bedeutet" - Unser Kurzreport fasst die Kerninformationen des aktuellen IPCC-Weltklimaberichts für Kommunen zusammen

Das Bundesumweltministerium unterhält auf der Website klimaschutz.de einen eigenen Bereich für Kommunen: www.klimaschutz.de/de/zielgruppen/kommunen

Einen "Leitfaden" zum Klimaschutz in Kommunen hat bereits vor Jahren das Deutsche Institut für Urbanistik erarbeitet: www.difu.de/publikationen/difu-berichte-22011/praxisleitfaden-klimaschutz-in-kommunen.html

Zahlreiche Informationen zum Thema bieten auch das "Klima-Bündnis", in dem mehr als 1.600 Gemeinden, Städte und Regionen zusammengeschlossen sind sowie das Netzwerk ICLEI

se