Fast 30 Jahre sind vergangen, seit Der Spiegel auf seinem Titel den Kölner Dom ins Wasser stellte und mit der Schlagzeile "Die Klima-Katastrophe" versah. Mit diesem Cover der Ausgabe 33/1986 begann in der Bundesrepublik die Medienkarriere des Klimawandels. Mit diesem Cover hat denn auch Mike S. Schäfer, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Zürich, seine Vorlesung zur Medienberichterstattung zum Klimawandel in Deutschland begonnen.

Schäfer ist Mitherausgeber des2012 erschienenen Buches Das Medien-Klima. Den Vortrag hielt er bereits im Juli am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), er war Teil der Ringvorlesung "Wissenschaftskommunikation erforschen". Inzwischen sind die Folien dazu und ein Videomitschnitt (mit teilweise leider schwer verständlicher Tonspur) im Internet verfügbar.

"Medien sind bedeutsam für die gesellschaftliche Wahrnehmung des Klimawandels", sagt Schäfer - dies umso mehr, als der Klimawandel ein komplexer und abstrakter Prozess ist, der mit menschlichen Sinnen nicht direkt wahrnehmbar ist und dessen Folgen vor allem in großer räumlicher und zeitlicher Entfernung auftreten. Bei den Wirkungen der Medienberichterstattung ist das Bild laut Schäfer differenziert: Auf Problemwahrnehmung und Wissen hätten die Medien einen großen Einfluss, auf das Handeln der Menschen hingegen nur einen geringen.

Die Berichterstattung ist stark von politischen Großerereignissen getrieben

Wenig überraschend ist der Klimawandel ein weltweites Medienthema. Neben dem Spiegel-Titel zeigt Schäfer in seiner Vorlesung noch zahlreiche weitere Beispiele: Cover von stern, Focus, Newsweek oder auch Bild-Schlagzeilen, die von "Unser Planet stirbt!" bis zu "Die CO2-Lüge" reichten. Der Umfang der der Berichterstattung nahm seit Mitte der 2000er Jahre deutlich zu. Sie sei, so Schäfer, stark "ereignisgetrieben" - im Umfeld politischer Großerereignisse wie des jüngsten UN-Klimagipfels in Paris nimmt die Zahl der Beiträge regelmäßig stark zu.

Schäfer identifiziert eine Reihe von "Frames", also Deutungsrahmen, in die das Thema von den Medien gepackt wird: Mal wird Klimawandel als Katastrophe dargestellt (zu den häufigsten Bildmotiven bei Klimaberichten gehören Fotos von Extremwetterereignissen wie Stürme, Fluten, Dürren etc.), mal werden die Kosten von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel betont, mal wird er als Chance für eine ökologische Modernisierung gesehen usw.

Insgesamt hat sich der Fokus über die Jahre deutlich verschoben: weg von wissenschaftlichen und hin zu politischen, gesellschaftlichen oder ökonomischen Fragen. Das schlägt sich auch darin nieder, dass die Berichterstattung zunehmend im Politik- und im Wirtschaftsressort stattfindet und weniger auf den Wissensseiten der jeweiligen Zeitungen.

tst