Die Worte "konservativ" und "konservieren" haben bekanntlich denselben Wortstamm: das lateinische Verb "conservare", zu deutsch: erhalten, bewahren. An sich müssten deshalb die Bewahrung der Schöpfung und der Schutz des Klimas vor abrupter Veränderung ein ureigenes Anliegen konservativer Politikerinnen und Politiker sein. (Ein Anliegen der katholischen Kirche ist es jedenfalls, wie spätestens Papst Franziskus im Jahr 2015 mit seiner Enzyklika "Laudato si" klarmachte.)

In einem bemerkenswerten Meinungsbeitrag in der Tageszeitung The Scotsman hat Ruth Davidson, die Vorsitzende der britischen Konservativen in Schottland, ihre Parteifreunde im In- und Ausland dazu aufgerufen, den Umweltschutz wiederzuentdecken. Es sei falsch, dass viele Mitte-Rechts-Politiker "grüne Themen" als etwas ansähen, dass nur etwas sei für Leute "jenseits des Zauns", also auf der Linken. "Die Sache des Umweltschutzes ist dringender denn je", schreibt sie, "und sie muss auch unsere Sache sein."

"Konservative müssen Führungsstärke zeigen beim Klimaschutz"

Davidson, 40, Ex-BBC-Journalistin und Tory-Abgeordnete im schottischen Regionalparlament in Edinburgh, verweist in ihrem Text auf eine berühmte Ahnherrin: Margaret Thatcher. Die einstige britische Premierministerin ist heute vor allem als harte Vorkämpferin von Freihandel und Deregulierung bekannt - dass sie als eine der ersten Spitzenpolitikerinnen weltweit bereits vor 30 Jahren die Gefahren des menschengemachten Klimawandels erkannte und wortmächtig davor warnte, ist hingegen weithin in Vergessenheit geraten. Davidson zitiert Thatcher ausführlich und formuliert den Appell: "Konservative dürfen es nicht zulassen, dass das ökologische Anliegen ins Ghetto professioneller Umweltschützer gerät. Unser Job ist es, es zu einem gemeinsamen Anliegen von uns allen zu machen."

Die schottische Tory-Chefin macht dazu zwei konkrete Vorschläge: Erstens solle man "die Wissenschaft respektieren", denn sie ist - was den menschengemachten Klimawandel angeht - unzweideutig, aber derzeit heftig unter Beschuss. "Zweitens müssen Konservative die Führung übernehmen, wenn es ums Anpacken von Klimawandel und Umweltzerstörung geht."

Davidson schließt mit einem drei Jahrzehnte alten Thatcher-Zitat: "Die ökologische Herausforderung, vor der die ganze Welt steht, erfordert auch eine Antwort der ganzen Welt. Jedes Land wird betroffen sein, niemand kann sich verstecken. Und die Länder, die industrialisiert sind, müssen mehr tun und jenen helfen, die es nicht sind."

 

Die damalige britische Premierministern Margaret Thatcher spricht im November 1990 auf der Zweiten Weltklima-Konferenz der UN in Genf. Hinter ihr König Hussein von Jordanien (links) und der Schweizer Bundespräsident, Arnold Koller;
Foto: Keystone Pictures USA/Alamy Stock Photo

 tst