Wer sich in seinem Alltag für Umweltschutz einsetzt und beispielsweise im Büro für vegetarisches Essen wirbt oder fürs Radfahren, kann schnell frustriert sein, wenn sich nichts ändert. Ein gemeinschaftliches Engagement mit Anderen halten die meisten Bundesbürger daher für wirkungsvoller – dort gibt es mehr Rückhalt und dadurch auch mehr Motivation und spürbare Erfolgserlebnisse. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Naturschutzbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz, die heute in Berlin vorgestellt wurde.

Die Autoren befragten etwa 2000 repräsentativ ausgewählte Deutsche zu ihrem Umweltbewusstsein – darunter zu ihrer Haltung zu biologischer Vielfalt, Gentechnik und Meeresschutz – sowie zu ihren persönlichen Beweggründen und Lebensstilen. Beim Engagement für Natur- und Umweltschutz zeigt die Studie ein Gefälle zwischen globalem und regionalem Umweltschutz: So sind 82 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass die Menschheit "als Kollektiv" etwas für den Umweltschutz tun kann, jedoch glauben nur 67 Prozent daran, dass gemeinsames Handeln in ihrer Gemeinde oder ihrem Landkreis etwas bewegt.

Die größten Umweltprobleme werden im Ausland gesehen

Ähnlich fällt das Ergebnis für das persönliche Engagement aus: Auch hier liegt das Vertrauen in die lokale Wirksamkeit um einige Prozentpunkte hinter dem Schutz der "weltweiten Natur". Insgesamt schätzen die Befragten die Wirksamkeit eigenen Handelns in der Nachbarschaft jenseits von organisiertem Engagement am geringsten ein. Dabei sehen die meisten Befragten die drängendsten Umweltprobleme auch nicht in Deutschland: So halten 79 Prozent der Befragten es für "äußerst problematisch", wie der Mensch weltweit mit der Natur umgeht – allerdings nur knapp die Hälfte glaubt das für ihre lokale Umgebung.

Wie ökologisch motiviert die Menschen allgemein sind, hängt nicht nur von Geschlecht, Alter oder sozialem Milieu ab. Auch der Wohnort beeinflusst laut der Studie das Engagement des Einzelnen: Bei Bewohnern mittlerer und kleiner Städte ist die Bereitschaft, sich für die Umwelt zu engagieren, deutlich größer als bei Bewohnern von Großstädten oder Dörfern.

In mittleren und kleinen Städten sind deutlich mehr Menschen dazu bereit, sich für den Schutz der Natur zu engagieren; Grafik: BMU/BfN

Die Studie rät, die Menschen nicht nur zu persönlichem Engagement zu ermuntern, sondern angesichts der globalen Umweltkrisen den Naturschutz als "kollektive Erscheinung" zu kommunizieren. Bisher sei das Gemeinschaftsgefühl im Naturschutz zu kurz gekommen; die Studienautoren schreiben gar von einem "blinden Fleck".

Überdurchschnittliches Engagement bei Frauen und Menschen unter 30

"Dort, wo die oder der Einzelne sich leicht überfordert sieht und die Wirkkraft individuellen Handelns bezweifelt, kann die Zuversicht enorm gesteigert werden, wenn auf eine kollektive Anstrengung eingewiesen wird", lautet ein Ergebnis der Studie. Um Menschen zu motivieren, sollte deshalb auf den "Gemeinschaftscharakter des naturschützenden Handelns" hingewiesen werden, so die Studie.

Als bedenklich sehen die Autoren hingegen die insgesamt relativ schwache Motivation, vor Ort aktiv zu werden. Hier bezweifeln vor allem Menschen in prekären Lebensverhältnissen und jene mit konservativ-traditionellen Einstellungen die Wirksamkeit eines Umweltschutzes "von unten". Als aktiver gilt laut der Studie – wenig überraschend – das "liberal-intellektuelle" Milieu mit solidem Einkommen und hoher Bildung. Bei der Auswertung von Geschlecht und Alter kommt die Studie zum Ergebnis, dass Frauen mehr als Männer bereit sind, etwas für die Umwelt zu tun. Potenziell am aktivsten sind Menschen unter 30 mit hohen Bildungsabschlüssen.

Susanne Götze