Der erste Konferenztag der K3 endete mit minutenlangen stehenden Ovationen. Sie galten keinem Vortrag und keinem Workshop, sondern einer musikalischen Vertonung des Klimawandels. Mit der Uraufführung des Stückes "Klimageräusche" des jungen Komponisten Juri de Marco boten Musiker vom Orchester des Wandels der Staatskapelle Berlin den Konferenzteilnehmern ein ganz eigenes Klangerlebnis. In der Musilkstadt Salzburg spielten die Musiker aus Berlin in fünf Schritten gen/gegen den Klimawandel: Die Welt, in der wir leben/ auseinanderbrechende Eisberge/der Luxus/die Katastrophe/der Ausblick.
Auf einem drei Meter langem Marimbaphon spielte Percussionistin Luisa Horst gegen die elektronischen Sounds des Komponisten Juri de Marco an, der seinem Laptop und Mischpult teils harte, teils sphärische Klänge entlockte. Nach und nach setzten Cello, Violine, Bratsche und Horn ein, unterlegt mit einem geloopten, teils gehauchten Gesang.
"Musik kann den ganzen Menschen zum Klingen bringen"
Klangen die Streicher einen Moment lang lieblich, wurde das klassische Spiel schnell zu einem aufbrausenden Sturm - eine gelungene Mischung aus modernem Elektroklängen, über free-jazzartige Bläserkompositionen bis hin zu klassischen Einlagen der Streicher. Final verschmolzen die Klänge zu einer bedrohlichen Zwei-Grad-Klangcollage, die in die "Katastrophe" mündeten, um schließlich mit einem versöhnenden a capella-Gesang auszuklingen.
"Die Musik spricht für sich", sagt de Marco. Er habe noch nie so konkret und thematisch komponiert, gestand das Nachwuchstalent am Montagabend vor der Uraufführung. "Wir haben den Globus musikalisch abgetastet und versucht zu fühlen, was sich schon verändert hat." Er wolle mit seiner Komposition neue Wege gehen, klassische Musik und politische Themen zusammenzubringen – und stelle die Instrumentalmusik in den Vordergrund: "Ohne etwas verbalisieren zu müssen, kann Musik subtil neue Perspektiven eröffnen, kann den ganzen Menschen zum Klingen bringen", so der Komponist und Musiker. "Diese Musik zum Klimawandel sagt: Es geht um das, was wir jetzt tun."
Die "Klimageräusche" bilden zugleich den programmlichen Rahmen für Stücke von Joseph Haydn, John Psathas und das Stück "Appel Interstellaire" von Olivier Messiaen. Die Musiker sind Teil des Orchesters des Wandels unter Schirmherrschaft von Daniel Barenboim und kooperieren mit dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Anders als etwa in Literatur oder in der Bildenden Kunst spielt der Klimawandel im klassischen Konzertbetrieb eine völlig marginale Rolle - bisher zumindest.
Einen kleinen Höreindruck gibt es hier. Eine Aufzeichnung des Konzert soll auf der K3-Konferenzwebsite zugänglich sein.
Susanne Götze