Im vergangenen Jahr wurde es mit einem der K3-Preise für innovative Klimakommunikation ausgezeichnet, seit dieser Woche ist es auch für Deutschland verfügbar: das Klima-Dashboard. Ursprünglich gestartet in Österreich, trägt es Daten rund um die Klimakrise an einem Ort zusammen und macht sie durch gekonnte Visualisierungen leicht zugänglich. Welche Sektoren verursachen wie viele Treibhausgase? Und wie hat sich die Verteilung seit 1990 verändert? Welches Bundesland hat welchen Anteil an den nationalen Emissionen? Und wie stark hat sich Österreich seit 1871 bereits erhitzt? Auf all diese Fragen (und viele mehr) antwortet seit Februar 2022 die Website klimadashboard.at Das Angebot zielt auf Redaktionen, Verantwortliche in der Politik oder auch die interessierte breite Öffentlichkeit.
Hinter dem Projekt steht eine ehrenamtliche Gruppe aus Wissenschaftlerinnen, Designern und Programmiererinnen, das in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Klimaforschung und Behörden die vielfältigen Daten in Echtzeit anschaulich macht. Die Informationen selbst sind nicht neu, sie stammen sämtlich aus öffentlich zugänglichen Quellen – aber sind an vielen verschiedenen, mehr oder weniger prominenten Orten im Internet verstreut.
In den vergangenen Monaten hat das Team sein Konzept nun auch auf Deutschland übertragen – und (unterstützt von klimafakten.de) um einen wichtigen Punkt ergänzt: Neben detaillierten Informationen zum Ausstoß von Treibhausgasen, zu fossilen und erneuerbaren Energien sowie zu den hierzulande bereits sichtbaren Folgen des Klimawandels gibt es auf klimadashboard.de eine Rubrik "Gesellschaft". Unter der Überschrift "Wir und die Klimakrise" sind Informationen über Ängste und Sorgen der deutschen Bevölkerung ebenso verfügbar wie Daten dazu, wie die Wählerinnen und Wähler zu Klimaschutz allgemein stehen oder zu einzelnen Klimaschutz-Maßnahmen.
Ausgewertet werden dafür methodisch und theoretisch fundierte Datensätze wie beispielsweise aus dem Planetary Health Action Survey (PACE-Studie) an der Universität Erfurt, die regelmäßige Umweltbewussteinsstudie des deutschen Umweltbundesamtes oder aus dem Kopernikus-Projekt Ariadne, das sich als "evidenzbasiertes Assessment für die Gestaltung der deutschen Energiewende" versteht. Der Vorteil: Erstmals sind zahlreiche Daten aus sozialwissenschaftlich belastbaren und aktuellen Quellen an einem Ort zusammengeführt und anschaulich aufbereitet.
Die Zustimmung in der Gesellschaft zu Klimapolitik wird oft unterschätzt
91 Prozent der Bevölkerung unterstützen den klimafreundlichen Umbau der deutschen Wirtschaft , ist dort beispielsweise nachzulesen. 74 Prozent erwarten von der Bundesregierung, "dass sie Strategien entwickelt, die klimafreundliches Verhalten einfach machen". Und 66 Prozent der Bevölkerung unterstützen ein Einbauverbot für neue Ölheizungen.
Obwohl zahlreiche Umfragen und Studien die breite Zustimmung zu Klimapolitik zeigen, dominieren in Medien und politischen Debatten häufig ablehnende Stimmen. Jedenfalls wird die gesellschaftliche Stimmung zum Klima häufig falsch eingeschätzt, erklärt Carel Mohn, Projektleiter von klimafakten.de. In der Sozialforschung ist das Phänomen als "perception gap" oder "pluralistische Ignoranz" bekannt. Die Folgen sind fatal: "Die falsch eingeschätzte, vermeintlich fehlende Bereitschaft anderer zu Klimaschutz dämpft bei vielen Menschen die eigene Bereitschaft, einen Beitrag zum Klimaschutz leisten", erklärt Mohn. "Und auch die Politik unterschätzt die Bereitschaft zu Klimaschutz systematisch – und zögert deshalb unnötig mit einer ambitionierteren Politik."
red