Martha Stangl, 36, studierte Umweltsystemwissenschaften an der Karl-Franzenz-Universität Graz. Sie war zunächst für Nichtregierungsorganisationen in Wien und Graz tätig zu Themen wie Artenvielfalt, Abfallvermeidung und nachhaltige Entwicklung. Heute arbeitet sie als Koordinatorin im österreichischen Klimaforschungsnetzwerk Climate Change Centre Austria (CCCA), das sich als Anlaufstelle für Forschung, Politik, Medien und Öffentlichkeit in Österreich zu allen Fragen der Klimaforschung versteht. Im Jahr 2014 übernahm sie den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern, den sie seither gemeinsam mit ihrem Mann im Nebenerwerb führt.

 

1. Nennen Sie bitte eine Sache, die Ihnen persönlich wirklich sehr, sehr am Herzen liegt – und die Sie durch den Klimawandel gefährdet sehen.

Das Land, das ich von meinen Eltern übernommen habe – es sind nur ein paar Hektar Wald, Wiesen und Felder – ist seit Generationen im Familienbesitz. Er ist mein Lebensmittelpunkt seit ich ein kleines Kind war, meine Wohn- und Arbeitsstätte, mein Rückzugs- und Erholungsraum, oft auch mein Trost, mein Zuhause. Ich kenne jeden Stein und jeden Baum und verspüre eine ungemein große Verantwortung für dieses Stück Boden.

Obwohl wir unseren Grund seit jeher umweltschonend (seit langem auch offiziell "biologisch") bewirtschaften und er über eine sehr große Strukturvielfalt voller Hecken, Böschungen und Lebensräumen für Wildtiere verfügt, merke ich, dass die Ökosysteme durch die Folgen des Klimawandels angegriffen sind. Zum Beispiel breiten sich (Pilz-)Krankheiten und wärmeliebende Schädlinge in den Wäldern und auf den Feldern zunehmend aus. Besonders in den letzten zehn Jahren waren wir sehr oft von Wetterkapriolen betroffen – von Hitze- und Dürreperioden über sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen, die einem wortwörtlich den Boden unter den Füßen wegspülen, bis hin zu Hagel und Stürmen. Es gibt kein Jahr, in dem ich nicht um unsere Getreide- und Gemüseernte bangen müsste. Langfristig sehe ich aber vor allem unseren Wald in Gefahr, die Stürme der vergangenen Jahre haben bereits große Schäden angerichtet, die den Wald noch anfälliger machen für den Befall von Schädlingen und Krankheiten.

2. Wann und mit wem haben Sie zuletzt – jenseits Ihres Jobs – über den Klimawandel gesprochen?

Ich spreche häufig mit Familie und Freunden über den Klimawandel. Kürzlich fragte mich mein Schwager, warum es denn wichtig sei, dass (bzw. ob) die derzeitige Erwärmung des Klimas menschengemacht sei und ob ich denn belegen könne, dass die Temperaturen in der Erdgeschichte nicht bereits früher einmal so rasant angestiegen seien. Nach dem Motto: Es ist nur natürlich, dass sich das Klima wandelt - da müssen wir uns eben dran gewöhnen. Das Gespräch hat mich sehr aufgewühlt. Mir ist es sehr wichtig, dass wir die Verantwortung für unser Handeln wahrnehmen und unser Verhalten dringend "klimafreundlicher" gestalten.

3. … und mit wem würden Sie sich gern einmal darüber unterhalten?

Ich spreche gern mit Personen über den Klimawandel, die ein großes Wissen zum Thema haben und dieses auch gut vermitteln können. Die mich dazu inspirieren, mich selbst noch mehr damit auseinanderzusetzen, was ich tun kann und mich zu engagieren. Besonders wichtig ist mir, dass ich auch mit meinem kleinen Sohn über verantwortungsvolles Verhalten spreche und darüber, warum mir der Umwelt- und Klimaschutz am Herzen liegen.

4. Wenn Sie versuchen, Menschen mit dem Thema Klimawandel zu erreichen - hatten Sie schon einmal einen Aha-Effekt in der Frage, wie das am besten gelingt?

Reden ist nicht meine Stärke, aber ich habe mit dem Verschenken von selbstgezogenen, jungen Gemüsepflanzen mittlerweile recht viele Menschen aus meinem Umkreis mit dem "Gartenfieber" (in manchen Fällen auch Balkonfieber) angesteckt. Und die Begeisterung für das "Garteln" bietet dann oft einen Ansatzpunkt für Gespräche über Gesundheit, Klima und nachhaltige Lebensstile.

5. Die Menschen, die Ihnen besonders nahestehen - könnten die zutreffend beschreiben, was Sie in Sachen Klimawandel tun?

Ja, meine Familie und meine engen Freunde können das.

6. Stellen Sie sich vor, Sie wären die Vorsitzende einer politischen Partei, die den Klimaschutz voranbringen will. Was wäre der Kampagnen-Slogan, mit dem Sie Ihre Wählerinnen und Wähler erreichen?

Schwierige Frage! Jedenfalls würde es eine positive Botschaft, vielleicht: "Gemeinsam für ein gutes Leben!"

 

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Florencia Martin, Journalistin für die dpa in Buenos Aires