In den USA hat das öffentliche Bewusstsein für den Klimawandel erneut zugenommen - und ist jetzt so hoch wie nie in den vergangenen drei Jahrzehnten. Das melden die Demoskopen von Gallup als Ergebnis ihrer jährlichen Untersuchung zum Thema. Bei allen fünf Indikatoren habe es deutliche Zuwächse gegeben. Demnach teilen beispielsweise 68 Prozent der Befragten den wissenschaftlichen Kenntnisstand, dass der Klimawandel hauptsächlich menschengemacht ist (2016: 65 Prozent, langjähriger Durchschnitt: 57 Prozent). 42 Prozent gaben an, die Erderwärmung werde bereits im Laufe ihres eigenen Lebens eine ernste Gefahr werden (2016: 41 Prozent, langjähriger Durchschnitt: 35 Prozent).
Alle fünf Indikatoren in der jährlichen Klima-Umfrage des US-Instituts Gallup zeigen einen deutlichen Aufwärtstrend; Grafik: Gallup 2017
Vergleicht man die Daten mit jenen, die kürzlich vom europäischen Forschungsprojekt EPCC vorgelegt wurden, dann sind Kenntnisse und Bewusstsein über den Klimawandel in den USA etwa auf demselben Niveau wie in Europa oder gar höher. Zwar sind die in beiden Untersuchungen gestellten Fragen nicht identisch, aber manche ähneln sich sehr. Dies gilt beispielsweise für die Ursachen des Klimawandels: In Deutschland sehen demnach lediglich 49 Prozent der Befragten den Mensch als hauptsächlich oder vollständig verantwortlich (Frankreich: 55 Prozent, Großbritannien: 43 Prozent, Norwegen: 34 Prozent -- USA laut Gallup, wie gesagt: 68 Prozent).
Sorge über den Klimawandel in den USA offenbar höher als in Europa
Auch die Einschätzungen zum Stand der Forschung sind vergleichbar: In den USA meinten laut Gallup 71 Prozent der Befragten, dass die meisten Forscher sich über die Realität des Klimawandels einig sind. In Deutschland antworteten dies laut EPCC-Untersuchung lediglich 54 Prozent (Frankreich: 66 Prozent, Norwegen: 64 Prozent, Großbritannien 58 Prozent). Auch die Besorgnis über den Klimawandel ist in den USA größer: 45 Prozent der Befragten antworteten dort, sie sorgten sich "eine ganze Menge" ("a great deal") über die Erderwärmung - in Europa lagen die Werte bei 38 Prozent (Norwegen), 30 Prozent (Deutschland), 29 Prozent (Frankreich) und 20 Prozent (Großbritannien).
Praktisch identisch sind die Zahlen zur Frage, ob die Folgen der Erderwärmung bereits sichtbar sind: Diese Einschätzung teilen in den USA derzeit 62 Prozent, in den vier Ländern der europäischen Studie sind es 60-61 Prozent. (Die genaue Formulierung war hier: "Die Effekte sind bereits zu spüren.")
Mögliche Faktoren für die Zunahme: Temperaturrekorde und Donald Trump
Die Gallup-Zahlen basieren auf einer telefonischen Befragung von 1.018 repräsentativ ausgewählten US-Bürgern (18 Jahre oder älter). Sie fand von 1. bis 5. März 2017 statt - und damit direkt nach dem zweitwärmsten Februar, der in den USA jemals registriert wurde. "Ungewöhnliches Wetter, insbesondere rekord-warme Temperaturen in den vergangenen Jahren, könnte die Zunahme der öffentlichen Besorgnis erklären", schreiben die Gallup-Forscher.
Ein Faktor könne auch der Politikwechsel unter Donald Trump sein: Bei der gleichen Untersuchung hatten 57 Prozent der Befragten angegeben, dass sie unter dem neugewählten Präsidenten - der den Klimawandel "Quatsch" genannt hat - eine Verschlechterung beim Umweltschutz erwarten. Das sind drastisch schlechtere Werte als unter Vorgänger Obama und sogar Vor-Vorgänger George W. Bush.
Toralf Staud