Sven Hillenkamp (51) ist Schriftsteller und Soziologe, er engagiert sich in der Klimabewegung und ist gleichzeitig einer ihrer Kritiker. Von 2001 bis 2004 war er Redakteur der ZEIT, auf ZEIT ONLINE hat er in diesem Jahr mehrere Essays veröffentlicht, die sich mit Lagerdenken, der Ideologisierung der Klimabewegung und den radikalen Klimaprotesten von „Letzte Generation“ beschäftigen. Bei den Scientists For Future baut er derzeit eine Fachgruppe für Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie auf, die sich mit Lösungsstrategien beschäftigen soll, daneben hat Hillenkamp die Organisation "Permanent Referendum" gegründet. Er lebt in Stockholm. Der folgende Text ist die gekürzte und bearbeitete Version eines Beitrags auf ZEIT ONLINE.
Ein Problem vieler Untersuchungen ist, dass Forschende oder Auftraggeber selbst Teil der Klimabewegung sind (wie auch ich selbst). In sozialen Medien werden Studien und Umfragen geteilt unter selbstsicheren Titeln wie „Hier ist der Beweis“ („Here’s the evidence“). Umgekehrt werden Vorhaben, alle Forschung zur Wirksamkeit der Proteste zu sichten, oft mit Skepsis gesehen. Engagierte warnen, die "Mainstream-Wissenschaft" habe "oft eine politische Agenda" (was ähnlich klingt wie das, was meine konservativen Freunde über die Klimawissenschaft sagen).
Wie keine Bewegung in der Geschichte hat die Klimabewegung ihre Identität mit der Wissenschaft verbunden – follow the science. Die Standards, die wir von der Klimawissenschaft erwarten (zum Beispiel nicht von der Fossilindustrie finanziert zu sein), sollten wir auch von der Forschung zur Klimabewegung erwarten (mit Vorsicht zu betrachten, wenn von Aktivisten durchgeführt). Legitimation und Glaubwürdigkeit sind ein hohes Gut, das nicht leichtfertig verspielt werden darf.
Hier drei Beispiele von Untersuchungen, die im Augenblick viel zitiert werden – als Belege einer positiven Wirkung der Aktionen –, die aber mit Vorsicht zu betrachten sind:
Omnisis-Umfrage für den Guardian
Da ist zunächst eine britische Umfrage, die Omnisis Polling im Auftrag des Guardian durchgeführt hat. Das Blatt hatte fragen lassen: „Would you support taking non-violent direct action to protect the UK's nature?“ (Würden Sie gewaltlose direkte Aktionen zum Schutz der Natur des Vereinten Königreichs unterstützen?“) 66 Prozent der Befragten sagten ja. Daraus wurde im Internet abgeleitet, 66 Prozent der Briten bejahten Suppenwürfe und andere Aktionen mit Schockwirkung.
Doch der Begriff “direkte Aktion” ist ein Fachbegriff aus der Geschichte sozialer Bewegungen – die meisten Befragten dürften ihn nicht kennen, sondern lediglich „gewaltlose Aktion“ hören. Hätte der Guardian – wie das deutsche Civey-Institut (siehe unten) – ein Beispiel eingefügt und gefragt: „Würden Sie das Werfen von Suppe auf Gemälde oder Blockaden von Straßen oder Eisenbahnen unterstützen?“ – der Prozentsatz positiver Antworten wäre sicherlich weit niedriger ausgefallen.
Colin Davis
Der britische Psychologe Colin Davis, der bei Extinction Rebellion aktiv ist, schreibt auf dem Non-Profit-Portal The Conversation über eine Reihe von Experimenten, die er an der Universität von Bristol zusammen mit seinen Studenten durchgeführt hat. Auch dieser Artikel kursiert als positiver Beleg. Doch die Befunde sind noch nicht veröffentlicht und von anderen Forschern begutachtet (peer-reviewed) worden. Davis legte seinen Probanden negative Berichterstattung über die radikalen Klimaproteste vor. Er fand eine gesunkene Unterstützung für die Protestbewegung. Aber die Unterstützung für die Forderungen, also das allgemeine Anliegen, sank nicht.
Im Sinne von Davis' Artikel-Überschrift „JustStopOil: Bringen die radikalen Proteste die Öffentlichkeit gegen die Sache selbst auf?“ ist der Befund tatsächlich positiv. Einen Schaden für die Sache zeigen die Experimente nicht. Für die Annahme eines Nutzens der Aktionen dagegen kann Davis nicht mit der eigenen Forschung argumentieren, sondern hofft, wie Reinhard Steurer (siehe unten), auf die mittelfristigen Wirkungen eines Agenda-Setting, einer höheren Medienaufmerksamkeit.
James Ozden
Auch James Ozden, der das Social Change Lab gegründet hat, ist selbst Aktivist, unter anderem bei Extinction Rebellion. Auch die Studie seines Social Change Lab ist noch nicht von anderen Forschern begutachtet worden. Sie ist aber insofern interessant, als eine repräsentative Gruppe während der JustStopOil-Kampagne im Frühjahr 2022 drei Mal befragt worden ist, um zu prüfen, ob die Einstellungen der Menschen sich wandeln. Es gab keine negativen Effekte. Die Zahl der Menschen, die angaben, es sei „wahrscheinlich“, dass sie in den kommenden zwölf Monaten an Protesten teilnehmen würden, stieg über einen Zeitraum von drei Wochen „geringfügig“ an.
Die allgemeinen Einstellungen zu Klimawandel und Handeln der Regierung veränderten sich ebenfalls nur vorübergehend ein wenig. Am Ende des Untersuchungszeitraums waren sie wieder dort, wo sie zu Beginn gewesen waren.
Dass auch diese Studie als positiver Beleg zitiert wird, liegt am öffentlichen Druck, unter dem die Aktivisten und die Bewegung als ganze zur Zeit stehen: Erst einmal geht es darum, die Behauptung zurückzuweisen, die Protestformen schadeten der Klimabewegung und der politischen Sache als solche.
Am 23. Oktober 2022 bewarfen zwei Aktivist:innen ein Gemälde im Museum Barberini in Potsdam mit Kartoffelsuppe und klebten sich darunter an die Wand; Foto: Letzte Generation
Nun ist das eigentliche Ziel der so kontrovers diskutierten Aktionen natürlich ein anderes. Nicht: nicht zu schaden. Sondern zu nutzen. Den Klimaschutz zu beschleunigen. Das zu schaffen, was Demonstrationen, legale Aktionen nicht geschafft haben. Die Lücke zu füllen, die das Nachlassen der Massenproteste gerissen hat.
Dylan Bugden
Der amerikanische Soziologe Dylan Bugden hat in einer Studie von 2020 zu "zivilem Ungehorsam" von Klimaaktivisten einen positiven Effekt in den USA gefunden. Für das Experiment wurden 1.421 Menschen Vignetten vorgelegt, also erfundene Nachrichtengeschichten. Einmal über friedliche Demonstrationen, einmal über zivilen Ungehorsam und einmal über gewaltsame Proteste. Dann wurden Fragen dazu gestellt.
In der Geschichte zum zivilen Ungehorsam dringen Hunderte Demonstranten ins Capitol in Washington ein, besetzen die Lobby und die Gänge, was Mitarbeiter der Abgeordneten teilweise an der Arbeit hindert (man beachte: diese Studie wurde einige Monate vor dem echten Sturm der Trump-Anhänger aufs Capitol gemacht, wurde also nicht von diesen Ereignissen beeinflusst). Die Aktivisten drangen, in der Studien-Geschichte, auch nicht in die Parlamentsräume ein, drohten nicht mit Gewalt, riefen nur ihre Forderungen.
Die Reaktion der Studienteilnehmer: Die Unterstützung der Klimabewegung wuchs. Aber ausschließlich bei Anhängern der Demokraten und bei Unabhängigen (Independents), nicht bei Republikanern (bei denen interessanterweise auch friedliche Demonstrationen keinen Effekt hatten, sie waren durch nichts zu erreichen, halten den Klimawandel auch mehrheitlich nicht für menschengemacht). Bei keiner Gruppe minderten die Störaktionen die Unterstützung für die Klimabewegung.
Matthew Feinberg/Chloe Kovacheff
Diesem Befund steht eine kanadische Untersuchung von 2020 entgegen (obwohl man hier vorsichtig sein muss, Studien sind nicht wie Tore in einem Fußballspiel, wenn wir zwei Studien mit einem negativen Ergebnis und eine mit einem positiven Ergebnis finden, bedeutet das nicht, dass es am Ende 2:1 steht gegen die radikalen Proteste). Die Sozialpsychologen Matthew Feinberg und Chloe Kovacheff und der Soziologe Robb Willer kamen in ihrer Studie „The activist's dilemma. Extreme Protest Tactics Reduce Popular Support for Social Movements“ zum Ergebnis, dass die Medienaufmerksamkeit zwar steigt, aber die Menschen sich weniger mit der entsprechenden Bewegung identifizierten, sie weniger unterstützten. Darum sind die Aktivisten immer in einem Dilemma: Sie wollen nicht, dass ihr Thema von der Tagesordnung verschwindet, aber sie riskieren zugleich, mit ihren Methoden dem Anliegen zu schaden.
Yiannis Kountouris/Eleri Wiliams
Das Dilemma zeigt auch die neue Studie von Yiannis Kountouris und Eleri Williams vom Britischen Center for Environmental Policy, die die Wirksamkeit der großen Kampagne von Extinction Rebellion im Jahr 2019 untersucht. Einerseits waren 5,6 Prozent der Befragten nach der Kampagne weniger geneigt, Maßnahmen zum Klimaschutz abzulehnen.
Andererseits hatte die Einstellung in der Gruppe der Befragten zu Schwere und Dringlichkeit der Klimakatastrophe sich nicht verändert. Und Einwohner Londons, die also die Straßenblockaden aus der Nähe erlebt hatten, hatten jetzt eine weniger gute Einstellung zu nachhaltigen Lebensstilen und Klimaschutz.
Die bisher vorgestellten Forschungsarbeiten stammen sämtlich aus dem angelsächsischen Raum, nicht alle Befunde werden sich auf die hiesige Öffentlichkeit und hiesige Debatten übertragen lassen. Hier zwei Beiträge aus dem deutschsprachigen Raum – aber auch aus ihnen lassen sich keine eindeutigen Schlüsse ziehen:
Reinhard Steurer/Sarah Louise Nash
Der österreichische Politikwissenschaftler Reinhard Steurer nimmt an, dass die Aktionen von Letzte Generation oder der britischen Organisation JustStopOil langfristig eine positive Wirkung haben, die Wahrnehmung der Klimakatastrophe schärfen werden. Nicht direkt, aufgrund massenhafter Zustimmung zu den Aktionen, sondern indirekt, gewissermaßen über Bande – über die gesteigerte Medienaufmerksamkeit. Steurer sagt: „Die Klimakatastrophe wird wieder breiter diskutiert. In Zeitungsartikeln und Talkshows geht es nicht nur um die Aktionen, sondern auch um das Problem, gegen das die Aktionen sich richten. Das spiegelt sich vielleicht nicht unmittelbar in den Umfragen. Aber ich erwarte, dass es mittelfristig Effekte haben wird. Aller Diskurs ist besser als Schweigen.“
In einer Studie von 2021 waren Steurer und Sarah Louise Nash zum Ergebnis gekommen, dass Ausmaß und Heftigkeit des öffentlichen Diskurses zur Klimakatastrophe größeren Einfluss auf die Klimagesetzgebung eines Landes haben als die politische Ausrichtung der Regierung. Ein überraschender Befund. Der öffentliche Diskurs wurde oft ausgelöst von internationalen Gipfeln, Gerichtsurteilen, Parlamentsdebatten und Protestereignissen.
Steurer sagt nun mit Blick auf die jüngsten Ereignisse: „Ich halte es für wahrscheinlich, dass der Befund unserer Studie sich hier bestätigt. Ich finde die Aktionen zwar unglücklich, weil sie keinen direkten Bezug zur Klimakatastrophe haben. Aber man sieht: Der Diskurs entsteht trotzdem. Letztlich sehen diese Aktivisten, dass Protestformen, die sich direkt auf die Fossilindustrie oder die politischen Parteien beziehen, nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit bekommen. Sie folgen nur der Logik der Medien. So kommt es zu einer Tiktokisierung der Klimabewegung. Das kann man beklagen, aber zur Zeit ist es besser als nichts.“
Auf der anderen Seite stehen Leute wie die US-amerikanische Soziologin Dana R. Fisher, die zwar von den Aktionen keinen Schaden erwarten, aber auch keinen Nutzen erkennen. In der Washington Post sagte Fisher kürzlich: „Studien zeigen, dass diese Strategie nicht dazu führt, dass Menschen ihre Meinung ändern.“ Fisher schreibt an ihrem Buch „Saving Ourselves. From Climate Shock to Climate Action“, in dem sie sich bald näher zum Thema äußern will.
Civey
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für das Online-Portal web.de kam Ende Oktober zu einem drastischen Ergebnis. „Hat sich ihre Einstellung gegenüber der Klimaschutzbewegung durch die jüngsten Aktionen zivilen Ungehorsams (zum Beispiel das Beschmieren von Gemälden) eher verbessert oder verschlechtert?“, lautete die Frage. 75 Prozent der Befragten sagten, ihre Meinung zur Klimabewegung habe sich verschlechtert. Auch bei den Jüngeren waren es 70 Prozent, und sogar die Grünen-Anhänger zeigten sich gespalten. 39 Prozent denken laut der Erhebung jetzt schlechter über die Klimabewegung als zuvor, während sich bei 43 Prozent die Haltung nicht verändert hat. Bei Wählern von CDU, CSU, FDP und AfD hat sich bei mehr als 90 Prozent die Meinung gegenüber der Klimabewegung verschlechtert.
Leider hat Civey die Bürger nicht zur Klimakatastrophe und zum Regierungshandeln befragt. Entscheidend ist ja nicht, was die Menschen von der Klimabewegung halten, sondern wie sie die Klimakatastrophe und die Politik, die die Katastrophe stoppen soll, wahrnehmen. Eine Frage in diese Richtung stellte Anfang November dasselbe Institut im Auftrag von Spiegel Online. Demnach erklärten 53 Prozent der Befragten, die Regierung tue nicht genug in Sachen Klimawandel, zugleich lehnten 86 Prozent die aktuellen Proteste ab. Eine Mehrheit der Öffentlichkeit will also mehr Klimaschutz (was sich mit vielen anderen Umfragen deckt), sie teilt also prinzipiell das Anliegen der "Letzten Generation", aber lehnt die konkreten Aktionsformen ab.
Möglich wären langfristige Effekte im Sinne von Reinhard Steurer und Sarah Louise Nash durchaus möglich (aber alles andere als zwingend), also dass selbst umstrittene Proteste letztlich doch den Diskurs und damit auch die Klimapolitik befördern. Trotzdem sollte es Aktivisten nicht gleichgültig lassen, wenn die Klimabewegung an Ansehen verliert. Sie ist schließlich, neben der Wissenschaft, der wichtigste Bote, der wichtigste Kommunikator der Katastrophe. Wenn sie von der überwältigenden Mehrheit negativ beurteilt wird, werden künftige politische Erfolge, ein weiterer Einstellungswandel auch durch legale Proteste unwahrscheinlicher. Eines ist eindeutig: Die meisten Deutschen erkennen keinen Unterschied zwischen den „Radikalen“, die Gesetze brechen, und den „Moderaten“, die legal protestieren.
Große Hoffnung setzen viele Aktive auf die indirekte Wirkung eines radikalen Arms der Bewegung (“radical flank effect”). Solche Effekte sind in beide Richtungen möglich. Entweder diskreditiert der radikale Protest auch den moderaten – diese Befürchtung nährt auch die Civey-Umfrage, indem sie nicht differenziert, sondern nach der Klimabewegung als ganzer fragt. Oder der radikale Protest lässt den moderaten in einem besseren Licht erscheinen, gewissermaßen als weniger bedrohlich.
Allgemein nimmt man an, dass die Wahrscheinlichkeit positiver Flankeneffekte steigt, wenn 1) die Zustimmung zu den Radikalen so anwächst, dass Regierungen versuchen, durch Zugeständnisse an die „Moderaten“ den Radikalen den Wind aus den Segeln zu nehmen (ein Beispiel wäre die Bismarck'sche Sozialgesetzgebung, die den Kommunisten die Basis entziehen sollte, ein Zugeständnis an die Sozialdemokraten darstellte; von einer solchen Situation sind wir offensichtlich weit entfernt) und wenn 2) die Moderaten sich von den Radikalen deutlich abheben und distanzieren (im Moment ist in vielen Ländern aber eher zu beobachten, dass die Reihen innerhalb der Klimabewegung eher geschlossen werden und auch gemäßigte Vertreterinnen und Vertreter die Radikalen gegen Kritik verteidigen).
Straßenblockade am 7. Juni 2022 in Passau; Foto: Letzte Generation
So glaubt dann auch Robb Willer, der selbst, zusammen mit Matthew Feinberg und Brent Simpson, in einer gerade erst veröffentlichten Studie positive Flankeneffekte gefunden hat, dass die jüngsten Klima-Aktionen keine positiven Effekte haben werden, weil die Öffentlichkeit nicht unterscheiden kann zwischen „Moderaten“ und „Radikalen“. Willer erwartet, dass die Aktionen viele Menschen von der Bewegung entfremden, die Unterstützung für die Sache reduzieren werden. Die deutsche Civey-Umfrage scheint Willer Recht zu geben.
Während die Forschungslage zu negativen Effekten gemischt ist (Bugden und Ozden: nein; Davis und Williams/Eleris: teilweise; Feinberg et al und Civey: ja), habe ich bis jetzt keinen Beleg eines positiven Flankeneffekts der aktuellen Proteste gefunden, und er ist – nach dem, was wir wissen, und gemäß dem Verhalten der „Moderaten“ zur Zeit – unwahrscheinlich.
James Ozden/Winnifred Louis
Mittlerweile haben sich auch James Ozden und die kanadische Psychologin Winnifred Louis, die ebenfalls für das Social Change Lab arbeitet, wesentlich zurückhaltender zur momentanen Lage geäußert. Beide haben auf Twitter ausführlich erläutert, in welcher Weise die Aktionen dem Anliegen schaden könnten. Das erwähne ich hier vor allem, um zu zeigen, dass engagierte Forschende nicht automatisch blinde Propagandisten sind. Eine Neutralität zu erwarten, wäre ohnehin wirklichkeitsfremd: Wie die meisten Rechtsextremismus-Forscher Fans der Demokratie sind, sind die meisten Forscher, die die Wirkung von Klimaprotesten untersuchen, selbst daran interessiert, die Klimakatastrophe zu stoppen, und tun das ihnen Mögliche dafür.
In welcher Situation befinden wir uns im Augenblick? Einerseits in einer Situation, in der, infolge von Ukraine-Krieg und Energie-Krise, der öffentliche Diskurs zur Klimakatastrophe zuletzt nachgelassen hatte. Andererseits sind die „low hanging fruits“ längst gepflückt: Wer von der Existenz der Klimakatastrophe und der Notwendigkeit des Handelns leicht überzeugt werden konnte, waren durch Wissenschaft, Schulstreik, legale Proteste und Medienberichterstattung längst überzeugt. Wir befinden uns in einem hochpolarisierten Feld, in dem jeder zusätzliche Wandel der Einstellungen solche Aktionen und Kommunikationen erfordert, die politische Barrieren überspringen.
Daraus folgt die Frage: Wie werden möglichst viele der höher hängenden Früchte erreicht, jener Menschen, deren ideologische Gruppenzugehörigkeit sie anfällig macht für Ablehnung von allem, was als ökologisch, grün, vermeintlich links und extrem gilt?
Hier sind die Befunde – bisher – eindeutig: Keine Untersuchung konnte zeigen, dass “Letzte Generation” & Co. die bislang Unerreichten erreichen, sie „aufrütteln“, „aufwecken“. Das bedeutet aber noch nicht, dass ein positiver Effekt für den Klimaschutz ausgeschlossen werden kann.