Über die "Warming Stripes" des britischen Klimaforschers Ed Hawkins haben wir bereits mehrfach berichtet - und im vergangenen Sommer gemeinsam mit ihm eine deutsche Version produziert. Diese Erwärmungsstreifen sind die wohl eingängigste Infografik zur Erderhitzung, die man sich denken kann: In ihnen ist die jeweilige Mitteltemperatur eines einzelnen Jahres (an einem bestimmten Ort) als schmaler Farbstreifen dargestellt, dabei steht dunkles Blau für kühl und dunkles Rot für warm - aneinandergereiht ergeben diese schmalen Streifen einen Strichcode, bei dem auf den wirklich allerersten Blick erkennbar ist, wie sehr sich in jüngster Zeit die warmen Jahre häufen.
Die ersten "Erwärmungsstreifen" veröffentlichte Hawkins im vergangenen Mai auf Grundlage des Temperaturendatensatzes HadCRUT4 des britischen MetOffice für die Zeit ab 1850 und mit Daten für die ganze Welt. Es folgten ähnliche Infografiken für die Temperaturen in England und den USA, für Deutschland und viele andere Länder und Orte weltweit. Die Streifen machten Furore, wurden inzwischen wohl millionenfach und auf zahlreichen Gegenständen verbreitet, in Deutschland zierten sie zuletzt die Titelseite der altehrwürdigen Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Am 26. Juni 2019 dienten die "Warming Stripes" des britischen Klimaforschers Ed Hawkins als Blickfang auf der Titelseite der konservativen FAZ; Foto: Sven Egenter
Wegen des großen Erfolges hat Hawkins nun - zusammen mit dem britischen Institute for Environmental Analytics - eine Website gestartet, auf der jeder Laie Streifengrafiken für den eigenen Gebrauch kreieren kann. #ShowYourStripes heißt das Portal und es funktioniert denkbar einfach: Mit nur zwei Klicks wählt man erst einen Kontintent aus, dann ein Land - sofort wird eine Farbgrafik für dieses Land angezeigt. Sie kann dann als .png-Datei heruntergeladen und darf frei verwendet werden.
"Diese Grafiken sollen dazu dienen, Gespräche zu beginnen"
Das Portal stellt für die meisten Länder die Jahresmitteltemperaturen seit 1901 dar. Es basiert vor allem auf dem Datensatz des Projekts "Berkeley Earth", das übrigens einst von einem Klimawandel-Skeptiker gegründet wurde, der sich dann durch die Arbeit mit den Daten von der Realität der Erderhitzung überzeugen ließ. Für die USA, Großbritannien, die Schweiz und Deutschland werden Daten verwendet, die weiter zurückreichen und von der jeweils nationalen Wetterbehörden stammen (also zum Beispiel von Meteoswiss oder dem Deutschen Wetterdienst). Für die USA und Großbritannien können auch Grafiken für einzelne Bundesstaaten oder Regionen generiert werden, und für Österreich gibt es eine eigene Farbkarte für Wien mit Daten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.
Das neue Portal #ShowYourStripes ist ähnlich simpel und intuitiv zu bedienen, wie die Erwärmungsstreifen aussehen; Foto: Screenshot showyourstripes.info
"Diese Grafiken sind bewusst so einfach wie möglich gehalten", erklären die Macher in den FAQs ihrer Website. "Sie sollen dazu dienen, Gespräche zu beginnen über unsere sich erwärmende Welt und die Risiken des Klimawandels." Wer weitere Details zur Erderhitzung wissen wolle, möge sich gern auch andernorts schlaumachen. Das neue Portal jedenfalls wolle "eine Lücke füllen und Kommunikation ermöglichen, für die nur ein Minimum an wissenschaftlichen Kenntnissen nötig ist".
Toralf Staud