Alles begann mit einer WhatsApp-Gruppe: Die belgische Wettermoderatorin Jill Peeters lud einige Kollegen aus aller Welt ein, sich gegenseitig spannende Artikel, Bilder und Videos zum Klimawandel zu schicken. Aus der kleinen Gruppe wurde schnell ein weltweites Netzwerk von Wettermoderatoren: "Wir haben alle die gleiche Erfahrung gemacht: Viele unserer Zuschauer wollen genauer wissen, warum sich das Wetter verändert", erzählt Peeters, die für den belgischen Fernsehsender VTM arbeitet. "Die Leute fragten mich, wann die Hitzewelle endlich aufhört und warum sie so lange dauert - schon deshalb musste ich mich mit den größeren Zusammenhängen beschäftigen."
Aus dem digitalen Austausch entsteht nun die erste globale Plattform engagierter Wettermoderatorinnen und -moderatoren. Unter dem Namen "Climate without Borders" lancieren Peeters und mittlerweile 140 TV-Meteorologen aus aller Welt in dieser Woche eine Webseite, am heutigen Dienstag stellen sie ihre Kampagne in Brüssel vor. "Im Pariser Abkommen gibt es den Artikel 12, der dazu aufruft, ein Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen", so Jill Peeters. "Wir nehmen diesen Aufruf sehr ernst, weil wir für viele Menschen wichtige Vertrauenspersonen in Sachen Wetter sind." Sozialwissenschaftliche Studien, etwa aus den USA, bestätigen diese Einschätzung.
Wettermoderatoren sollen die gesamte Klima-Berichterstattung prägen
"Climate without Borders" versteht sich als Schnittstelle zwischen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), den Klimawissenschaften und der medialen Berichterstattung über Wetter und Klima. Unterstützt wird die Initiative unter anderem von der Europäischen Kommission, der European Climate Foundation* und dem Europäischene Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW).
Die Pläne der neuen Organisation sind vielfältig: In Online-Kursen sollen Wetterjournalisten zum Thema Klimawandel geschult werden. "Dadurch sollen sie zu Klimaexperten ihrer Medienanstalten werden und so die gesamte Berichterstattung mitgestalten", hofft Jill Peeters. Zwar könnten die Moderatoren die komplexe Materie oftmals nicht in den kurzen Wetterberichten unterbringen – jedoch könnten sie Sondersendungen zu besonderen Wetterereignissen anregen oder ihren Zuschauen in sozialen Netzwerken und Foren Rede und Antwort stehen. Zusammen mit Schulen und Künstlern will die umtriebige Gründerin zudem ein breiteres Publikum für Wetter und Klima interessieren.
"Wir müssen lernen, in besseren Bildern zu sprechen"
Die 140 Gründungsmitglieder kommen aus insgesamt 110 Ländern, unter ihnen sind die deutschen Wettermoderatoren Özden Terli vom ZDF und Silke Hansen vom Hessischen Rundfunk (HR). "Allerdings war es gerade in Deutschland schwer, Interessierte zu finden", meint Plattform-Gründerin Jill Peeters. Bereits beim Thema engagierte Wetter-Moderatoren wie Thomas Ranft begrüßen die Initiative: "Ich finde die Idee sinnvoll, denn wir Wetterjournalisten müssen das Thema nicht nur an unser Publikum, sondern auch innerhalb der Redaktionen kommunizieren", meint der ARD-Wetterexperte.
"Es liegt an uns, in den Sendern für Sondersendungen zum Klimawandel oder Extremwetterereignissen zu werben." Dafür bräuchten die Kollegen nicht unbedingt neues Fachwissen, sondern eher Argumentationshilfen und einen Austausch darüber, wie man Klimathemen möglichst einfach vermittelt: "Wir müssen lernen in Bildern zu sprechen", so Ranft, "dafür eignen sich Metaphern oder Vergleiche zu alltäglichen Situationen, die unser Publikum kennt."Ranft ist noch nicht Mitglied von Climate without Borders. Aber das will er bald ändern.
* Transparenzhinweis: Die European Climate Foundation (ECF) ist auch an der Finanzierung von klimafakten.de beteiligt.
Susanne Götze