Kein Argument ist in Diskussionen über den Klimawandel so überzeugend wie dieses: Mehr als 90 Prozent der aktiven Klimaforscher sind sich einig, dass der Mensch die Hauptursache des gegenwärtigen Klimawandels ist. Dass es einen solchen Konsens der Fachleute gibt, haben in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe voneinander unabhängiger Untersuchungen ergeben. Eine Metastudie im Journal Environmental Research Letters bestätigt diesen Befund nun ein weiteres Mal. Und sie zeigt: Je kompetenter die befragten Wissenschaftler waren, desto größer war die Einigkeit.

"Konsens über den Konsens" lautet die Überschrift, und die Autorenliste liest sich wie das Who-is-Who der einschlägigen Forschung. John Cook von der Universität of Queensland im australischen Brisbane hat für den Aufsatz die Autoren von sechs früheren Studien zum Thema versammelt, darunter die Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes von der Harvard University, deren Untersuchung aus dem Jahr 2004 zu den Klassikern der einschlägigen Literatur gehört. Sie hatte - wie auch die Autoren mehrerer Folgestudien - eine überwältigende Übereinstimmung der Fachwelt zur Ursache des Klimawandels gefunden.

Eine ganze Reihe von Studien kam in den vergangenen Jahren zu dem Ergebnis, dass eine überwältigende Mehrheit von Klimawissenschaftlern darin übereinstimmt, dass der Mensch die Hauptursache der gegenwärtigen Erderwärmung ist; Grafik: skepticalscience.com

Der neue Aufsatz ist der vorläufige Schlusspunkt einer längeren Auseinandersetzung. Am Anfang stand eine Studie unter der Federführung John Cooks aus dem Jahr 2013, die den Forscherkonsens auf 97 Prozent bezifferte. Dies sei übertrieben, kritisierte unter anderem der niederländische Ökonom Richard Tol in scharfen Kommentaren auf seinem Blog und ebenfalls in den Environmental Research Letters. Um seine Kritik zu stützen, hatte Tol unter anderem auf niedrigere Konsenszahlen aus einigen anderen Untersuchungen verwiesen - doch deren Urheber verwahrten sich schon kurz danach gegen die Darstellung Tols.

In ihrer gemeinsamen Meta-Studie kommen die anderen Autoren zusammen mit dem attackierten Cook zu dem Fazit, dass der Konsens unter Klimaforschern "bei 90 bis 100 Prozent" liegt und dies ein "robustes" (heißt: gut abgesichertes) Forschungsergebnis ist. Tol halten sie unter anderem vor, dass er sich bei seiner Kritik auf Umfragen unter Geologen von Erdölunternehmen stütze - und es sei nicht überraschend, dass gerade in dieser Gruppe der Anteil von Menschen relativ hoch ist, die den Einfluss von menschengemachten Treibhausgasemissionen auf das Klima bestreiten.

Ein Kernergebnis der Meta-Studie lautet nämlich, dass der Grad des ermittelten Konsens' stark davon abhängig ist, wie sachkompetent die Befragten sind: Unter Klimaforschern, die tatsächlich auf dem Gebiet aktiv sind (also auf begutachtete Veröffentlichungen in Fachjournalen verweisen können) ist die Übereinstimmung nahe hundert Prozent. Hingegen findet sich eine deutlich niedrigere Einigkeit ob der Ursachen des Klimawandels, wenn man Wissenschaftler (oder Laien) befragt, die nicht im Forschungsfeld aktiv sind.

Je höher die Fachkompetenz der Befragten, desto stärker ist deren Übereinstimmung über die Ursache des Klimawandels - die schwarzen Punkte zeigen den Grad des ermittelten Konsens' in verschiedenen Studien und Probandengruppen aus den vergangenen zehn Jahren; Grafik: skepticalscience.com

Stephan Lewandowsky, Professor an der Universität Bristol und einer der Autoren der aktuellen Studie, fasst das Ergebnis bündig zusammen: "Es ist klar: Wenn die Expertise steigt, steigt auch der Konsens."

tst