Dan Kahan ist Jura-Professor an der Law School der renommierten Yale University im US-Bundesstaat Connecticut. Er ist vor allem bekannt für die Theorie des "Kulturellen Denkens" ("cultural cognition"). Ihr zufolge haben die kulturellen Werte von Menschen (und ihrer Bezugsgruppe) einen deutlichen Einfluss darauf, wie sie bestimmte Risiken wahrnehmen und welche politischen Entscheidungen sie in Bezug darauf treffen. Dies gelte insbesondere für kontrovers diskutierte Fragen: Ob sie beispielsweise den Klimawandel als ernste Bedrohung ansehen oder liberale Waffengesetze eine Gesellschaft unsicherer machen, hängt Kahan zufolge stark davon ab, was ihr Umfeld glaubt (und weniger stark davon, welche wissenschaftlichen Fakten die Menschen zu hören bekommen).

In einem Kommentar in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Nature Climate Change appelliert Kahan an seine Kollegen in der Sozialwissenschaften, aus ihren Laboren herauszukommen. In den vergangenen Jahren hätten sie eine ganze Reihe von Erkenntnissen im Bereich Wissenschaftskommunikation erarbeitet, schreibt er, etwa zum Einfluss von Überbringern einer Nachricht auf die Wahrnehmung dieser Nachricht oder zum kommunikativen Rahmen von Botschaften ("framing"). In vielen Studien sei aber bewusst ein Untersuchungsdesign gewählt worden, durch das man den betrachteten Effekt möglichst isoliert habe - so weit, so normal für die Sozialforschung. Doch betehe hierdurch die Gefahr, dass diese künstlich konstruierten Experimente so weit von der Realität entfernt sind, dass die dabei beobachteten Effekte im wahren Leben nicht oder nicht genauso wirksam sind. Kahan: "Die besten Arbeiten zur Kommunikation von Klimaforschung sind - zumindest derzeit - groß in interner und externer Validität, aber klein in operativer Validität."

Kahan fordert deshalb, künftig weniger auf Experimente unter streng definierten (Labor-)Bedingungen zu setzen, sondern vermehrt auf Feldtests. Dasselbe habe kürzlich übrigens auch die US-Akademie der Wissenschaften in einem Report vorgeschlagen. So könne man zum Beispiel bestimmte Kommunikationsstrategien in isolierten Städten oder Regionen testen und diese danach mit ähnlichen Städten oder Regionen vergleichen, um den eventuellen Erfolg der Kommunikation zu ermitteln. "Es kommt eine Zeit, wo wir genügend wissen über grundsätzliche Mechanismen, um den nächsten Schritt zu gehen: diese Mechanismen auf die reale Welt anzuwenden", schreibt Kahans. "Dieser Zeitpunkt ist jetzt. Mehr Forscher sollten sich aus den Laboren heraus- und ins Feld hineinwagen um ihre Hypothesen zu testen, wie die in ersteren gewonnenen Erkenntnisse in letzterem Entscheidungen leiten können."

tst