Extremsommer, #FridaysForFuture-Bewegung, Klimapaket - im vergangenen Jahr hat die Erderhitzung mehr Menschen bewegt als wohl je zuvor, mehr Demonstranten auf die Straßen gebracht, mehr Medienberichterstattung bekommen. Doch um einen Wandel zu einer klimaverträglichen Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen, muss auch jener - nach wie vor große - Teil der Gesellschaft erreicht werden, der das Thema beiseiteschiebt oder der es vermeidet, die nötigen Konsequenzen zu ziehen.
Eine Fortbildung machen: Bei vielen Berufstätigen zählt das zu den festen Vorsätzen fürs neue Arbeitsjahr. Doch in Sachen Klimakommunikation sind Fortbildungsangebote bislang rar gesät; Foto: Carel Mohn
Doch wie kann dies gelingen? Bekannt ist, dass Zahlen und Fakten allein oft nicht genügen, um Menschen zu aktivieren. Zwischen Wissen und Handeln liegt eine große Kluft. Veränderungen fallen beispielsweise schwer, weil es im Alltag konkrete Barrieren gibt: ein schlecht ausgebauter Öffentlicher Nahverkehr oder individuelle Handlungsroutinen, die sich über einen langen Zeitraum eingeschliffen haben oder auch das Gefühl, als Individuum ohnehin nichts Relevantes zur Lösung der Klimakrise beitragen zu können.
Daneben gibt es aber auch zahlreiche kommunikative und psychologische Hürden, die das Sprechen über den Klimawandel schwierig machen - und damit den Versuch, andere von Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft zu überzeugen. Hier kann helfen: eine bessere Kommunikation. Und immer wieder werden wir gefragt, wo man wirksame Klimakommunikation denn lernen könne. Unsere Autorin Daniela Becker hat deshalb nach Angeboten gesucht - doch die sind (soweit wir es überblicken) noch erstaunlich rar.
Nach dem ersten Erscheinen dieses Textes Ende Januar 2020 baten wir unsere Leserinnen und Leser um Hinweise auf weitere empfehlenswerte Angebote – unter anderem erreichten uns diese:
Das Hessische Landes-Umweltamt (HLNUG) hat gemeinsam mit dem dortigen Kultusministerium eine Lehrer-Fortbildung zum Thema Klimawandel entwickelt. In dem eintägigen Seminar geht es auch um Aspekte der Kommunikation. Seit Oktober fand es bereits an mehreren Orten in Hessen statt, weitere Informationen und aktuelle Termine finden sich auf der HLNUG-Website.
Christian Gutsche von der Bremer Ökostrom-Initiative "SolidarStrom" hat einen dreistündigen Workshop "Wie geht gute Klimakommunikation?" entwickelt. Zwei Termine in der Weser-Stadt stehen bereits fest: 22. Februar und 07. März – sie können auf Wunsch auch anderswo angeboten werden.
Die "Initiative Psychologie im Umweltschutz" (IPU), ein studentischer Verein mit rund 300 Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, hat 2016 ein praktisches Handbuch veröffentlicht. Es erschien ursprünglich im Oekom-Verlag, ist inzwischen auch kostenlos als pdf-Download verfügbar. Die IPU-Tochter "Wandelwerk" bietet Workshops zu verschiedenen Aspekten von Umweltkommunikation und –psychologie an.
Falls Sie noch wietere Angebote kennen, schreiben Sie uns bitte:
redaktion@klimafakten.de - Betreff: Bildungsangebote
Psychologists for Future: Infos, Workshops, Vorträge
Das Netzwerk der "Psychologists for Future" hat den Bedarf an Weiterbildung zur Klimakommunikation erkannt, sammelt gezielt Informationen zum Thema und stellt nach eigenen Angaben diese - bislang intern - allen rund 350 aktiven Kolleg_innen zur Verfügung. In einem zweiten Schritt soll es nach eigenen Angaben möglichst bald auch eine öffentliche Website hierzu geben. Die Gruppe sei in der Lage, bei Bedarf in fast allen größeren Städten Deutschlands entsprechende Workshops und Vorträge anzubieten und/oder Erkenntnisse in anderen Klima-Aktionsgruppen zu verbreiten.
EIT Climate KIC: Online-Kurs
Die von der EU geförderten Klimainitiative EIT Climate KIC hat ein Veranstaltungsformat namens "Climathon" gestartet, bei dem Menschen verschiedenster Hintergründe zusammenkommen, um lokale Lösungen zum Klimawandel zu entwickeln. (Eine Reportage dazu finden Sie hier, die 2019 erarbeiteten Ideen finden sich unter "Solutions of 2019", die Reihe soll 2020 fortgesetzt werden.) Darüber hinaus bietet EIT Climate KIC den kostenfreien Online-Kurs "Engaging people on Climate Change" an. Hier wird ein transdisziplinärer Ansatz vorgestellt, der sowohl traditionelle Ansätze der Kommunikations-, Verhaltens- und Systeminnovation integriert, aber auch eine sonst oft ignorierte psychosoziale Perspektive einbindet.
Entwickelt hat das Tool die US-Psychologin Renee Lertzman, Autorin des Buchs Environmental Melancholia: Psychoanalytic dimensions of engagement. Lertzman bietet auch selbst Workshops und Seminare zur Klimakommunikation an. Darüberhinaus arbeitet sie mit dem Online-Kurs "Grounding in Faith" in einem experimentellen Pilotprogramm daran, wie und wann Menschen bereit sind, ihr Verhalten zu verändern, etwa die Zahl von Flugreisen.
Climate Outreach: Handbuch #TalkingClimate
Die britische Organisation Climate Outreach hat in Zusammenarbeit mit EIT Climate KIC ein Handbuch mit dem Titel #TalkingClimate entwickelt. Der ThinkTank mit Sitz in Oxford berät Organisationen, wie sie die breite Öffentlichkeit oder ihre eigene Klientel besser mit Klimabotschaften erreichen können - und entwickelt dabei auch Programme und Kampagnen speziell für Gruppen, die bisweilen abseits der üblichen Klimawandel-Debatten stehen. Auf der Webseite zum Handbuch gibt es zudem kurze Video-Tutorials zum Thema Klimakommunikation.
ccclab: Internationale Sommeruniversität
Das Berliner Climate Culture Communications Lab (ccclab) ist eine Kommunikationsschule in der "Großen Transformation", wie es in der Selbstbeschreibung heißt. Zu den Herausforderungen in Gesellschaft und Kultur gehöre, neue Metaphern, Bilder und Symbole für Narrationen über Klimakulturen und nachhaltige Produktions- und Lebensweisen zu entwickeln. Die Internationale Sommeruniversität des ccclab bietet an verschiedenen Standorten eine online-gestützte Weiterbildung sowie mehrtägige Workshops und Ateliers im Bereich der audiovisuellen Kommunikation und des Transmedia Storytelling an. Die Termine für 2020 stehen noch nicht fest.
Universität Lüneburg: Fernstudien-Angebot
Die Leuphana Universität in Lüneburg hat ein Weiterbildungsangebot "Klimaanpassung mitgestalten" entwickelt, mitgewirkt daran haben Klimaforscher und Didaktiker. Die Weiterbildung für Bildungsakteure, Naturschutzexpert_innen, Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Klimaschutzbeauftragte in Kommunen sowie Multiplikator_innen zu regionalen Klimaanpassungsmanager_innen wurde nach einer Testphase in das Programm "KlimaFoG - Weiterbildung für Planungsakteure" überführt.
Es läuft erstmals von Februar bis August 2020 mit insgesamt 9,5 Tagen Präsenzzeit; vermittelt werden neben Grundlageninformationen zum Klimawandel auch Inhalte zu deren Kommunikation und zur Klimafolgenanpassung. Die Weiterbildung ist praxisorientiert aufgebaut: Fallbeispiele und interaktives Lernen stehen im Vordergrund. Im Laufe des Kurses werden auch Projektideen entwickelt, die in der eigenen planerischen Praxis umgesetzt werden können. Detaillierte Informationen finden sich unter www.klimafog.de (Anmeldeschluss ist der 31. Januar 2020).
BUND Berlin: "How to handle Klimawandelleugner*innen"
Wie mit Leuten sprechen, die die menschengemachte Klimakrise grundsätzlich in Frage stellen? Der Arbeitskreis Klima & Erneuerbare Energien (AK KLEE) des BUND Berlin e.V. bietet einen Workshop "How to handle Klimawandelleugner*innen" an. Kontakt: @akklee@bund-berlin.de
Büro Komfortzonen: "Lernreise" zum Klimaschutz
Die Moderations-Trainer vom Hamburger Beratungsbüro Komfortzonen haben eine "Lernreise" konzipiert, in der Organisationen erkunden können, wie sie sich selbst zu mehr Engagement in Sachen Klimaschutz bringen können. Zum Beispiel Vertreter konventioneller Industrien oder etablierter Institutionen können in geschützter Atmosphäre in den Austausch mit Klima-Aktivisten und grünen Gründern gehen. Ziel: Jenseits aller Unterschiede und (Selbst-)Vorwürfe voneinander lernen. Als Methode kommt das Soziodrama zum Einsatz.
Haus der kleinen Forscher: Klimadetektive
Die Berliner Stiftung Haus der kleinen Forscher bietet ein breites Fortbildungsangebot insbesondere für den Bereich der frühkindlichen Bildung an, beispielsweise das Format Klimadetektive.
Rachel Carson Center: "Communicating the Climate"
Das Rachel Carson Center (RCC) in München hat den Zertifikatstudiengang "Environmental Studies" entwickelt, ein Zusatzstudium für in Deutschland eingeschriebene Masterstudierende aller Fachrichtungen. Der Studiengang ist nicht explizit auf Klimakommunikation fokussiert, will aber doch auf die Vermittlung von komplexen Umweltproblemen vorbereiten, von denen der Klimawandel eine besondere Herausforderung darstellt.
Grundsätzlich ist es die Mission des RCC, Forschung, Lehre und wissenschaftliche Diskussion über die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur voranzutreiben. Auf dem Portal environmentandsociety.org findet sich auch ein Beitrag einer der Doktorandinnen zum Thema Klimawandelkommunikation. Vereinzelt gibt es auch Workshops, die am RCC zum Thema angeboten werden, beispielsweise "An Existential Toolkit for Climate Educators" im März 2020 (allerdings ist hierzu die Anmeldefrist bereits abgelaufen).
Zürich: Forschungsgruppe Nachhaltigkeitskommunikation
An der Schweizer Hochschule für angewandte Wissenschaften in Zürich gibt es die Forschungsgruppe Nachhaltigkeitskommunikation und Umweltbildung - ihr geht es um Bildungsangebote und Kommunikationsmaßnahmen, "die Wirkung erzielen"“. Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen sollen für Umweltfragen sensibilisiert und zu nachhaltigem Handeln motiviert und befähigt werden. Bei der Ausgestaltung von Kommunikations- und Bildungsmaßnahmen berücksichtigt die Forschungsgruppe insbesondere aktuelle Erkenntnisse aus Psychologie und Behavioral Insights.
K3: Kongress zu Klimawandel, Kommunikation und Gesellschaft
2017 in Salzburg und 2019 in Karlsruhe hat ein Veranstalterbündnis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (darunter klimafakten.de) den zweitägigen K3-Kongress veranstaltet. In Vorträgen und Workshops ging es um Theorie und Praxis der Klimakommunikation. Die Tagung findet alle zwei Jahre statt, im Herbst 2021 in der Schweiz. Interessierte hält ein Newsletter auf dem Laufenden, zur Abo-Anmeldung geht's hier.
Veranstaltungskalender von BNE-Netzwerk und Böll-Stiftung
Zum Schluss noch zwei Hinweise auf Veranstaltungskalender: Das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bietet im Internet ein Verzeichnis von Umweltbildungs-Angeboten. BNE-Initiativen haben hier die Möglichkeit, eigene Veranstaltungen einzuspeisen. Ganz konkret zum Thema Klimakommunikation findet sich im Moment allerdings nichts.
Eine Vielzahl von Kommunikations-Seminaren bietet auch die Weiterbildungsakademie "Green Campus" der grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung. Veranstaltungen werden dort auch für Interessierte maßgeschneidert, nach Angaben des Pressesprechers können sie auch für den Bereich Klimakommunikation angefordert werden. Bislang jedoch besteht noch kein Angebot.
Daniela Becker