Menschen bevorzugen Informationen, die ihre Erwartungen bestätigen - und das kann in Bezug auf den Klimawandel ein Problem sein. Denn wer meint, es gebe keine menschengemachte Erderwärmung, der wehrt sich oft gegen alle Forschungsergebnisse, die das Gegenteil belegen. Wie sich dennoch die Empfänglichkeit für wissenschaftliche Argumente erhöhen lässt, zeigt die jüngste Arbeit eines US-Forscherteams um den Sozialpsychologen Sander van der Linden von der Universität Princeton: Sehr wirksam ist demnach der Hinweis auf den überwältigend großen Konsens in der Fachwelt zur Existenz des Klimawandels und seinen Hauptursachen, der bekanntlich bei weit über 90 Prozent liegt.
Landläufige Vermutungen unterschätzen das Maß an Übereinstimmung
Die Studie baut auf mehreren Vorgängeruntersuchungen auf. So hatten beispielsweise Ding et al. 2011 und Lewandowsky et al. 2013 beschrieben, dass es einen großen Einfluss auf individuelle Ansichten hat, ob eine Person annimmt, es gebe unter Forschern einen Dissens oder einen Konsens. Bereits 2014 hatte van der Linden gemeinsam mit drei Kollegen getestet, wie verschiedene Darstellungen von Forschungsergebnissen wirken, etwa Texte, Tortendiagramme oder Analogien wie "Wenn 97 Prozent aller Ärzte diagnostizieren, dass Ihr Kind krank ist – würden Sie es glauben?" Während seiner Untersuchung war den Forschern aufgefallen, dass die Information zum Ausmaß des tatsächlichen Konsens' eine deutliche Wirkung hatte: Die durchschnittliche Schätzung der Testpersonen zum Grad des Konsens stieg von vorher 67 auf danach 80 Prozent.
In der nun im Wissenschaftsmagazin PLOS one veröffentlichten Folgestudie hat dasselbe Team tiefer erforscht, welchen Einfluss das Wissen um den Forscherkonsens auf weitere Ansichten zum Klimawandel hat. Diese Information wirkt demnach tatsächlich wie ein „Einfallstor“: Wer um die große Übereinstimmung der Fachwelt weiß, glaubt eher, dass es den Klimawandel gibt, dass er hauptsächlich vom Menschen verursacht wird – und auch, dass die Erderwärmung Grund zur Sorge gibt. Schließlich würden die zutreffend Informierten auch eher Maßnahmen gegen den Klimawandel befürworten.
Die wohl bekannteste Studie zum Konsens der Klimaforschung stammt von der Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes aus dem Jahr 2004. Sie wurde (und wird bis heute) dafür heftig aus dem Lager jener angegriffen, die Zweifel an der Klimaforschung säen.
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