Wissenschaftliche Fachaufsätze finden in der Regel eine ziemlich überschaubare Leserschaft - von Forschungskolleginnen und -kollegen werden sie natürlich gelesen, von einigen Journalisten (wenn der Aufsatz von allgemeinem Interesse ist), vielleicht noch von ein paar besonders interessierten Laien. Deshalb ist die Zahl, auf die vergangene Woche der Wissenschaftskommunikator und Blogger Dana Nuccitelli im Guardian hinwies, tatsächlich sehr bemerkenswert: Mehr als 500.000 mal ist ein Aufsatz in den Environmental Research Letters (ERL) seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2013 bereits heruntergeladen worden.
Dabei handelt es sich um die Studie, in der ein Team um John Cook (Gründer der klimafakten.de-Partner-Website skepticalscience.com) ermittelt hat, wie groß der Konsens unter Klimaforschern über Existenz und Ursache des gegenwärtigen Klimawandels ist: Rund 97 Prozent sind sich demnach sicher, dass der Mensch der Hauptverursacher ist. Die Bedeutung dieses Befundes ist weniger wissenschaftlicher Art, denn mehrere Untersuchungen kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Das Ergebnis ist vor allem kommunikativ wichtig: Das Wissen um diese "97 Prozent" ist laut Forschern ein regelrechter "Türöffner" - wenn Menschen den überwältigenden Konsens der Wissenschaft realisieren, sind sie auch für andere Informationen zum Klimawandel zugänglich.
Die Abruf-Werte belegen, dass diese Untersuchung eine wirklich ungewöhnliche Breitenwirkung entfaltet hat: Die halbe Million Downloads der 97-Prozent-Studie seien immerhin vier Mal so viel, wie die Veröffentlichung mit der zweithöchsten Download-Rate habe erreichen können. Im Durchschnitt, erklärte eine Sprecherin des ERL-Verlags auf Anfrage, würden Publikationen in diesem Journal durchschnittlich 1.400mal pro Jahr heruntergeladen - in drei Jahren seit Erscheinen wären also knapp 5.000 Downloads "normal", die 97-Prozent-Studie liegt bei mehr als dem Hundertfachen. Eine letzte Vergleichszahl noch: Jene Klimastudie, die im Jahr 2015 laut einer Statistik von CarbonBrief.org die höchste Medienaufmerksamkeit überhaupt bekam (ein Papier in Nature zum Zwei-Grad-Limit), erreichte eine Klickzahl von insgesamt lediglich 30.000.
tst