Warum eigentlich sollte der Klimawandel ausgerechnet die Arbeitswelt verschonen? Diese Frage ist einerseits rhetorisch und trägt ihre Antwort schon in sich: Er wird es nicht. Wie in allen Bereichen des Lebens löst die Klimakrise auch in der Wirtschaft und an den Arbeitsplätzen der Beschäftigten massive Veränderungen aus. Das zu ignorieren, gefährdet die Geschäftsmodelle und Aussichten der Unternehmen genauso wie die Gesundheit der Beschäftigten.

Andererseits erscheint es vielen so, als ginge die Erderhitzung die eigene Firma wenig an, wenn diese nicht gerade in der Energiewirtschaft tätig ist. Das ist in der Wirtschaft nicht anders als in vielen weiteren Bereichen der Gesellschaft. Generell herrscht oft Sprachlosigkeit oder zumindest Spracharmut und selbst auferlegte Zurückhaltung – ein vermeintlich kontroverses Thema, lieber nicht dran rütteln. Vielfach fürchten Unternehmen auch, dass ihnen Skepsis und Misstrauen begegnen, sobald sie sich in Sachen Klimaanpassung engagieren und offen darüber sprechen. Und lassen daher lieber gleich die Finger davon.

Der Schutz der Beschäftigten vor den Folgen des Klimawandels stellt auch bisherige Ansätze für den Arbeitsschutz in Frage; Foto: Carel Mohn

In Umfragen zeigen sich jedoch auch reale Kommunikationsbarrieren und enttäuschte Erwartungen: Chefinnen und Chefs machen sich oft mehr Gedanken, als beim Personal ankommt. Umgekehrt klagen viele Beschäftigte über die mangelnde Reaktion oder Sorge von Vorgesetzten.

Natürlich: Es gibt längst Vorbilder. Firmen, die ihre wirtschaftliche Tätigkeit auf immer klimafreundlichere und nachhaltigere Verfahren und Methoden umstellen und dabei auch das Verhalten und die Gesundheit ihrer Beschäftigten in den Blick nehmen. Da gehen die Solarmodule auf dem Fabrikdach einher mit dem Angebot, E-Bikes statt Dienstwagen zur Verfügung zu stellen. Da korrespondieren die Nachhaltigkeitsziele der Produktion mit dem vegetarischen Essen in der Kantine. Doch oft sind das große Unternehmen, die es sich leisten können, eigene Beauftragte für Nachhaltigkeit oder Klimaschutz-Mangerinnen zu beschäftigen. Und die sich schon wegen der geltenden CO2-Abgabe und der dafür benötigten Emissions-Zertifikate intensiv mit Klimafragen beschäftigen.

Doch gerade bei der überwiegenden Mehrzahl kleinerer Betriebe ist die Personaldecke oft dünn und das Budget auf Kante genäht: Wo soll das Geld denn herkommen? Wer soll die Arbeit denn machen? Es ist einfach zu erkennen, dass viele Unternehmen vor gewaltigen Investitionen stehen, wollen sie ihre Produktionsverfahren für eine irgendwann klimaneutrale Zukunft transformieren – und gleichzeitig ihre Leute vor den bereits unabwendbaren Folgen der Erderhitzung schützen.

Wie das gehen soll, wissen aber die Wenigsten. Und viele fürchten, dass die jeweilige Konkurrenz auf die Investition verzichtet und deshalb billiger ist. Dass die Vorreiter letztlich bestraft werden. Oder dass mit Klimaanpassung zusätzliche Pflichten auf die Unternehmen zukommen, Stichwort Bürokratie. Viele Beteiligte auf allen Ebenen fühlen sich deswegen hilflos und wissen nicht genau, welche Handlungsoptionen und Lösungsansätze sie eigentlich haben. Und warum sie – so kommt es vielen vor – eigentlich damit allein gelassen werden. Die erste Aufgabe ist daher, die Akteure der Arbeitswelt für die oft schädlichen kommenden Entwicklungen zu sensibilisieren und ihren Blick auf mögliche Wege in eine bessere Zukunft zu lenken.

Unternehmen haben Verantwortung und Einfluss – und sie haben in der Öffentlichkeit häufig eine besondere Glaubwürdigkeit

Ein guter Anfang ist, einfach mehr zu kommunizieren. Über Ursachen, Folgen und Lösungsansätze des Klimawandels. Wobei: „Einfach“ fühlt sich das oft gar nicht an. Die Kommunikation, der offene Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen, Gespräche über die Hierarchieebenen hinweg, zwischen den Gremien wie Betriebsrat und Vorstand, innerhalb von Verbänden oder Gewerkschaften sind auch dadurch eingeschränkt, dass das Thema Klimawandel als umstritten gilt, teilweise gar als ideologisch aufgeladen. Es soll dann möglichst nicht den Betriebsfrieden stören oder tarifpolitische Einigungen erschweren.

Diese Sprach- und Hilflosigkeit verschwindet nicht von selbst. Und es klingt absurd oder auch banal, bedeutet aber eine wichtige Einsicht: Kommunikation ist ein gutes Mittel gegen mangelnde Kommunikation. „Was kann ich allein schon machen“, fragte einst rhetorisch das Duo „Volle Halle“ in einem unterhaltsamen Bühnenprogramm zu den Krisen dieser Zeit. Die Antwort war: „Aufhören, allein zu sein.“ Wer sich mit anderen austauscht und zusammenschließt, mögliche Verbündete gezielt anspricht, gemeinsam nach passenden Ansätzen sucht, lässt aus der Hilflosigkeit ein Gefühl von Selbstwirksamkeit wachsen, sowohl auf individueller wie auf kollektiver Ebene.

Denn es gibt längst Regeln und Initiativen, die Abläufe in Betrieben so zu verändern, dass Beschäftigte durch die Folgen des Klimawandels nicht in Gefahr geraten – weder durch Hitze oder Überschwemmungen, noch durch Arbeitsplatzverlust. Und längst existieren Vorbilder, die Anlass zur Hoffnung bieten und vor allem nachahmbare Lösungsansätze etabliert haben.

 

„Was kann ich allein schon machen“, lautet eine häufig gestellte Frage. Die Antwort: „Aufhören, allein zu sein.“

 

Unternehmen und Betriebe aller Größenordnungen tragen Verantwortung dafür, einen Weg in eine klimaverträgliche Wirtschaftsweise zu finden, die nicht länger die Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht. Diese Verantwortung haben – in jeweils unterschiedlichem Ausmaß – alle Stakeholder jeder Firma, also Eigentümer, Management und Beschäftigte. Denn noch wächst mit der Zahl ihrer Beschäftigten und der Höhe ihres Umsatzes meist auch der Fußabdruck auf das Klima. Es wächst aber auch (und sogar überproportional) der Hebel für Veränderung, weil die Firmen damit nicht nur ihre eigenen Angestellten, sondern auch Abnehmer und Kundinnen erreichen und Beispiele setzen können.

„Die Firmen vor Ort haben oft eine größere Glaubwürdigkeit als die Politik oder die Wissenschaft, denn sie sind oft näher dran an den Menschen“, urteilte ein Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vor den Wahlen in den ostdeutschen Bundesländern. Vordergründig ging es darin um die Wahlchancen der AfD, die neben der Demokratie auch die Wirtschaftsaussichten in den Regionen bedrohe. Aber die Analyse gilt unabhängig vom Politikfeld und unterstreicht die Rolle, die Unternehmen und Arbeitgeber auch in der Klimadebatte einnehmen können.

Das muss auch durchaus schnell gehen. „Wir leben in einem Jahrzehnt, das die Art, wie wir leben für Jahrhunderte prägen wird“, sagt die Psychologin Lea Dohm von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). Spätestens Ende der 2020er-Jahre muss deutlich erkennbar werden, dass Deutschland und damit auch seine Wirtschaft auf dem Weg zu einer Klimaneutralität ist und diese bis 2045 erreichen kann. Und das vor dem Hintergrund zunehmender Kosten und eingeschränkter Wachstums-Aussichten durch den Klimawandel. Allein die Temperaturen zwischen Anfang Mai und Anfang August im Jahr 2023, als viele Teile der Welt unter einer Hitzewelle litten, haben die Welt 0,6 Prozentpunkte der globalen Wirtschaftsleistung gekostet, berechnete ein Analyseteam der Allianz-Gruppe. Dabei zeigten sich die Staaten sehr unterschiedlich empfindlich: In Frankreich lag der Verlust bei 0,1 Prozent, in Spanien aber bei 1,0 und in China sogar bei 1,3 Prozent. Zahlen für Deutschland enthält die Studie nicht, aber als Exportwirtschaft bekommt  das Land auch die Veränderungen anderswo deutlich zu spüren.

„Die Auswirkungen zeigen sich in allen Bereichen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung die Volkswirtin Jasmin Gröschl von der Allianz-Versicherungsgruppe. „Wie wir arbeiten, wie Güter transportiert werden, was produziert werden kann.“

Den Beschäftigen machen Hitze und Extremwetter Sorgen –
aber auch psychische Belastungen durch den Klimawandel

Längst zeigen Umfragen, dass die Erderhitzung die Arbeitswelt in Deutschland erreicht hat – auch wenn es Führungskräfte womöglich stärker wahrnehmen als Beschäftigte ohne solche Verantwortung. So wollte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) im Jahr 2022 zum Beispiel wissen, ob sich der Klimawandel schon auf die Arbeitsplätze ausgewirkt hat. 32 Prozent der Chefinnen und Chefs bejahten die Aussage vollkommen oder überwiegend, aber nur 16 Prozent der Angestellten.

Grafik: DGUV

Ein ähnliches Muster zeigte sich bei der Frage, ob der jeweilige Betrieb sich schon mit den Folgen des Klimawandels für sicheres und gesundes Arbeiten auseinandergesetzt habe. 43 Prozent der Führungskräfte bejahten das, aber nur 24 Prozent der Beschäftigten. Das könnte heißen, das Management sieht die Probleme klarer, teilt sein Wissen aber nicht ausreichend mit der Belegschaft – es handelt weder entschieden genug noch so, dass es alle mitbekommen. Die Befragungsergebnisse der DGUV zeigen aber auch: Mehr oder minder große Mehrheiten sehen noch keinen Einfluss der Klimakrise auf ihre Arbeitswelt.

Trotzdem können viele Beschäftigte deutlich die Risiken benennen, die der Klimawandel für ihre Arbeit bedeutet. In der DGUV-Umfrage belegten Hitze in Innenräumen und bei der Arbeit draußen die ersten beiden Plätze vor Risiken für die psychische Gesundheit. Insgesamt lesen sich die Antworten wie das Spektrum der Klimawandelfolgen, die unsere Artikelserie #Betriebsklima in den kommenden Wochen jeweils als Ausgangspunkt ihrer Texte nimmt:

  • Teil 1 wird sich vor allem mit den Risiken durch Hitze und UV-Strahlung bei der Arbeit im Freien beschäftigen. Die behandelten Branchen sind der Bau und die Außengastronomie, aber auch die Pflege kommt vor, wo Fachkräfte bei Hitze trotz verminderter eigener Leistungsfähigkeit mehr Arbeit haben.
  • Teil 2 behandelt die Gefahren für Beschäftigte und Arbeitsplätze, die akute Extremwetterereignisse nach sich ziehen, etwa Stürme, Überflutungen oder Hochwasser. Menschen aus den Blaulichtberufen und der Logistikbranche sollen hier zu Wort kommen.
  • In Teil 3 geht es um sich langsamer aufbauende Folgen von Wetterextremen wie Dürre oder Niedrigwasser, die aber trotzdem recht plötzlich bedrohlich werden, wenn Waldbrände aufflammen, Ernteerträge wegbrechen oder Transporte von Massengütern über Flüsse unterhalb kritischer Pegelmarken „von einem Tag auf den anderen“ unmöglich werden.
  • Teil 4 schließlich widmet sich vor allem vielen indirekten Folgen wie der Bedrohung durch neue Krankheitserreger, der zunehmenden Belastung von Beschäftigen, die neben dem Beruf noch für hilfsbedürftige Mitglieder ihrer Familien sorgen, oder der gefährdeten mentalen Gesundheit.

Über alle Artikel hinweg soll es zudem um die Gedanken, Ideen und Initiativen der verschiedenen Akteure im Arbeitsleben gehen. Einige Dinge wurden schon vor Beginn der Recherche immer wieder von Expertinnen und Experten genannt. Die nötige „Sensibilisierung“ war hierbei ein häufig genanntes Stichwort: Viele Akteure in der Arbeitswelt müssten erkennen, dass die Klimakrise auch sie betrifft und herausfordert. Dass es oft nicht ausreiche, lediglich zu reagieren, sondern ein proaktives Gestalten nötig sei, auch wenn damit in der Gegenwart Kosten verbunden seien. Der Gedanke ist der Wirtschaft ja nicht fremd – man nennt es Investition.

Womöglich kommen dabei die nötigen Diskussionsprozesse innerhalb einzelner Betriebe schneller in Gang und sind offener als in und zwischen den Verbänden und Lobbygruppen der verschiedenen Akteure. Gewerkschaften beginnen, ein Recht auf Hitzefrei zu fordern, das auf irgendeinem Weg über Sozialleistungen finanziert werden müsste. Auf Arbeitgeberseite hingegen waren zu Beginn der Recherche häufig Klagen über Bürokratie und Lohnnebenkosten zu hören und der dringende Wunsch, jedwede neue Regulatorik zu verhindern.

Daran könnte immerhin richtig sein, dass Zwang und Pflicht allein kaum ausreichen werden, die notwendigen Veränderungen zu bewirken – dafür braucht es auch Einsicht und intrinsische Motivation. Dennoch wird es im Verhältnis Unternehmen-Politik auch eine Art Paradigmenwechsel brauchen: Vorschriften etwa für den Arbeitsschutz sollten in Zukunft auch auf der Basis von wissenschaftlichen Erwartungen geändert und beschlossen werden, und nicht mehr wie bisher nur auf der Basis von Erfahrungen mit belegten Vorkommnissen.

Ohne fossile Energieträger auszukommen – diese Herausforderung hat in den kommenden Jahren jedes einzelne Unternehmen zu bewältigen. Parallel dazu erhöhen die bereits heute spürbaren Klimafolgen den Transformationsdruck in der Arbeitswelt; Foto: Carel Mohn

Diese Umstellung könnte eine neue, intensive Debatte über die Evidenz und Beweiskraft der Erkenntnisse zum Klimawandel und seinen künftigen Folgen auslösen. Es dürfte zwar nicht mehr um Fragen gehen wie „Findet der Klimawandel statt oder nicht?“ – dazu sind die Veränderungen längst zu offensichtlich. Aber Zweifel über den eigenen Beitrag und die Betroffenheit zu verbreiten, ist ein etabliertes Mittel, das Umsetzen von Veränderungen hinauszuzögern.

In der Vergangenheit ging das einher mit einer Flut von Desinformation, als es etwa um die Verantwortung für die Klimakrise ging und den Umbau des Energiesystems. Es lässt sich schon beobachten, dass Fehlinformation und irreführende Argumente wieder aufleben, und anders als in früheren Jahrzehnten sind dafür nicht nur diejenigen verantwortlich, die zum Beispiel weiterhin vom Handel mit fossilen Brennstoffen profitieren wollen. Die sogenannten Verzögerungsdiskurse („Discourses of Delay“) sind weit verbreitet, und sie werden nicht nur von Klimaschutzgegnern verbreitet.

Anders als in früheren Jahrzehnten betreffen die bevorstehenden Umstellungen alle Beteiligten viel direkter und persönlicher: Es geht um Arbeitsalltag, gesellschaftlichen Status und Identität – und nicht zuletzt ums Geldverdienen. Da gibt es jede Menge Motivation, lieber das zu glauben, was einem persönlich in den Kram passt. Und nicht unbedingt das, was gut belegt ist, wenn die Schule oder andere Bildungseinrichtungen einen überhaupt in die Lage versetzt haben, den Unterschied zu suchen und zu erkennen. Im Effekt ziehen viele die bequeme Lüge oder Ausrede – meist in Gestalt des Nicht-wissen-Wollens – der unbequemen Wahrheit vor. Egal ob man Angestellte ist oder Angestellte hat.

Auf der Suche nach den gesunden Jobs von morgen –
und zwar Unternehmensleitungen und Angestellte gemeinsam

Eine solche Atmosphäre kann einschüchtern. Angriffe und Vorwürfe richten sich dann womöglich am stärksten gegen die Überbringer der Nachrichten. Mit oft harsch formulierten Widerständen umzugehen, und Evidenz dabei gut zu kommunizieren, braucht dezidierte Hilfestellung: zum Beispiel auch für Personalabteilungen und Betriebsräte, Sicherheitsbeauftragte und Betriebsärztinnen. Bisher dürften viele in der Arbeitswelt eher Probleme damit haben, die Meldungen über den Klimawandel überhaupt auf die eigene Firma zu beziehen. Das Wissen, vor allem das Handlungswissen, könnte deutlich ausgeprägter sein und muss noch wachsen. Umso wichtiger ist es, stets zu betonen, dass die nötigen Veränderungen eben nicht aus einer Ideologie erwachsen oder parteipolitischem Kalkül entspringen, nicht grün oder links oder moralinsauer sind.

 

Wo eine Firma nur mit fossiler Energie konkurrenzfähig ist oder die Geschäftsführung nicht rechtzeitig umsteuert, steht nicht nur das Klima auf dem Spiel, sondern auch die Zukunftssicherheit der Jobs

 

Stattdessen stehen alle Beteiligten vor der gemeinsamen Aufgabe, die gesunden und profitablen Jobs von morgen zu identifizieren: Arbeitsplätze, auf denen Beschäftigte bestmöglich vor Extremwetterereignissen geschützt sind, auf denen sie auch nicht um ihre berufliche Existenz fürchten müssen. Wo eine Firma nur mit fossiler Energie konkurrenzfähig ist oder die Geschäftsführung nicht rechtzeitig umsteuert, stehen ja auch die Jobs auf dem Spiel.

Zudem sollen die Beschäftigungsverhältnisse in Zukunft auch genügend Sicherheit bieten, einen mit dem Klimawandel schwieriger werdenden Alltag und womöglich komplexere Gefechte von Verantwortung im Umfeld der Familie zu bewältigen. Alle, die Angehörige pflegen, stehen zum Beispiel durch zunehmende Hitze vor neuen Herausforderungen. Und für Schulkinder dürfte es öfter hitzefrei geben, so dass auch hier die Betreuungsanforderungen womöglich wachsen.

 „Wichtig ist, nicht nur auf den Risiken rumzureiten,
sondern positive Visionen zu schaffen“

Das alles setzt eine größere Resilienz, also Widerstandskraft der Betriebe und ihrer Belegschaften voraus, als heute oft vorhanden ist. Das Abreißen globaler Lieferketten während der Corona-Pandemie hat ja bereits ein Schlaglicht auf Anfälligkeiten und Abhängigkeiten geworfen. Ähnliche Krisen können in Zukunft von langsamen oder schlagartigen Veränderungen bei Klima und Wetter ausgelöst werden. Die Resilienz zu stärken, darf sich nicht auf die Fähigkeit zur Anpassung beschränken, sondern sie muss auch aus einer beherzt angegangenen Transformation der Wirtschaft und damit der Arbeitswelt wachsen und dazu beitragen: Wo auch immer heute mit Energie oder Produktionsmitteln aus fossilen Rohstoffen gearbeitet wird, braucht es andere Prozesse unter Einsatz klimaneutraler Energieträger wie Ökostrom oder grünem Wasserstoff. Im besten Fall gehen das Nachdenken über gesunde Arbeitsplätze und über nachhaltige Betriebsabläufe und Produkte Hand in Hand und beflügeln sich gegenseitig.

Eines ist jetzt schon klar: Wenn sich am bisherigen Umgang mit dem Klimawandel in der Arbeitswelt nichts ändert, dann ist ein sicheres und gesundes Arbeiten in Zukunft immer weniger möglich. „Der Klimawandel hat schon heute massive Auswirkungen auf die Gesundheit und Sicherheit von Menschen an ihren Arbeitsplätzen“, sagt Maike Voss, ehemalige geschäftsführende Direktorin des Berliner Thinktanks Centre for Planetary Health Policy. „Wir brauchen also breite Konzepte, damit die 42 Millionen Menschen, die in Deutschland sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt sind auch in Zeiten der Klimakrise gesund und sicher arbeiten können. (…) Wichtig ist auch, nicht nur auf den Risiken rumzureiten, sondern positive Visionen zu schaffen: Wie wollen wir arbeiten? Wie wollen wir leben in unserer nahen Umgebung und in naher Zukunft? Und wie kommen wir da hin?“

Zu all diesen Fragen möchte diese Artikel-Serie einen Beitrag leisten.